Ksenia aus Moskau arbeitet freiwillig für den TSV

Amateure

Studentin im Bundesfreiwilligendienst hilft in der Tischtennisabteilung und sucht dabei Ausbildungsstelle in der Sozialarbeit

Bad Königshofen (rd) Wenn ein Verein, ein Verband oder eine öffentliche Einrichtung einen „Bufdi“ (Bundesfreiwilligendienst, BFDG) für ein Jahr einstellt, wird das Projekt in der Regel eine Win-win-Stituation, eine Konstellation, die für alle Beteiligten Vorteile bietet. Im Bundesfreiwilligendienst engagieren sich Menschen für das Allgemeinwohl, insbesondere im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich, im Bereich des Sports, der Integration und des Zivil- und Katastrophenschutzes. Die Aufwandsentschädigung wird größtenteils vom Bund, bei gewissen Einsatzstellen teilweise von diesen bezahlt und beträgt zurzeit maximal 426 Euro monatlich. Unterkunft und Verpflegung werden gestellt oder die Kosten ersetzt. Vorwiegend sind es junge Menschen zwischen Schul- oder Studienabschluss und Ausbildung oder Studium, die sich entweder nicht sofort wieder in neuen Lernstress stürzen wollen oder sich noch nicht sicher sind, in welche Richtung ihre Ausbildungs- bzw. Berufswahl gehen soll.

Beim Tischtennis-Bundesligisten ist seit 1. August 2020 Silas Pehl aus Ansbach angestellt. Seine Einsatzzeit und die seiner Nachfolgerin Ksenia Mukhaeva (seit 1. Mai) überschneiden sich um drei Monate. Sie ist gerade 24 geworden, kommt aus Vladimir in der Nähe von Moskau. Im September 2019 kam sie zum ersten Mal nach Deutschland und absolvierte in Jena ein Jahr im Europäischen Freiwilligendienst (EFD), mit dem BFDG vergleichbar. Danach kehrte sie nach Russland zurück und kam Mitte April 21 wieder nach Deutschland, um diese Stelle anzutreten. Bei Ksenia liegt der ganze Fokus auf Sozialarbeit. Sie hat aber nach ihrer elfjährigen Schulzeit mit dem Realschulabschluss fünf Jahre lang an der Uni „Bachelor 2 Fachrichtung Englisch und Deutsch“ studiert. Schon in Jena entdeckte sie ihre Liebe zur Sozialarbeit, war beim Jugendzentrum als Sozialarbeiterin oder Assistentin für Jugendliche mit Migrationshintergrund tätig und „möchte mich gerne in diesem Jahr beim TSV Bad Königshofen einbringen, aber auch die Zeit nutzen, um mich nach einer Ausbildungsstelle umzuschauen.“

Wozu sie die Zeit u.a. noch nutzen will: „Ich möchte die deutsche Sprache noch besser erlernen.“ Dabei stapelt sie maßlos tief, spricht mit umfangreichem Wortschatz grammatikalisch exaktes Deutsch mit sympathisch wirkendem Akzent, kann an jedem Gespräch problemlos teilnehmen und argumentiert logisch und sachlich korrekt. „Das meiste habe ich in Jena gelernt.“ Bei ihrer Tätigkeit in der TSV-Geschäftsstelle kommen ihr die sehr guten Deutschkenntnisse natürlich sehr entgegen. Hier führt die aufgeschlossene und den Mensachen zugewandte junge Frau Telefonate, gibt und nimmt Bestellungen auf und unterstützt den Leiter Udo Braungart wie ihr Vorgänger Silas Pehl.

„In Jena war ich mehr in kreativen Angelegenheiten gefordert, hier mehr mit den Alltagsgeschäften hinter dem Schreibtisch. „In die Strukturen des Vereins und noch mehr des Verbands mit DTTB (Deutscher Tischtennisbund) und TTBL (Tischtennis-Bundesliga) muss ich mich aber noch sicherer einarbeiten.“ Ksenia stellt in der Tat hohe Ansprüche an sich selber. Wenn unter verbesserten Pandemie-Bedingungen erst mal das Kinder- und Jugendtraining wieder losgeht, wird sie ihr Tätigkeitsgebiet erst noch richtig kennenlernen.

Die Kenntnisse über ihre neue Einsatzstelle hat sie durch Recherchen im Internet und Gespräche mit Oleksii Mesich, der aus der Ukraine ebenfalls über Jena zum TSV als Jugendtrainer kam, erworben. Da die beiden sehr gut Deutsch sprechen, sollte es damit beim Neuzugang Maksim Grebnev auch bald aufwärts gehen. Ein Bundesligaspiel des TSV hat Ksenia noch nicht gesehen, sich die Cracks aber auf Videos angesehen. Auf ihre Lieblingssportart („Ich habe zehn Jahre lang getanzt und viele Diplome gewonnen“) wird sie höchstwahrscheinlich verzichten müssen. „Ich bin aber flexibel.“ Natürlich würde sie gerne das Städtchen noch besser kennenlernen „und auch die Menschen. Die ich bisher getroffen habe, waren sehr nett zu mir. Freilich ist es schade, dass die Geschäfte, Cafes und Restaurants alle geschlossen sind. „Aber das war in Jena genau so und irgendwie gewöhnt sich der Mensch auch daran.“

Wenn ihr Einsatz in Bad Königshofen vom 1. Mai 2021 bis 31. Juli 2022 beendet ist, möchte Ksenia Mukhaeva „gerne rekapitulieren, dass ich selber im Tischtennis etwas besser geworden bin, dass ich viel mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten und meine Kompetenzen erweitern konnte, dass ich viele nette Menschen kennenlernen und Freundschaften schließen konnte, dass ich dem TSV eine große Hilfe war und vielleicht auch, dass ich eine Ausbildungstelle zur Sozialarbeiterin in Deutschland finden konnte und sofort weitermachen kann.“