Von der Logistik bei einem Tischtennis-Bundesliga-Spiel

„Wie schafft ihr das nur?“ – Diese Frage bekommen Verantwortliche des TSV Bad Königshofen immer wieder gestellt, wenn alles wie am Schnürchen klappt

Bad Königshofen  Es gibt diese Frage, „wie schafft ihr das nur?“ immer wieder, wenn Zuschauerinnen und Zuschauer zum ersten oder x-ten Mal in die Shakehands-Arena zu einem Bundesligaspiel der ersten Tischtennis-Mannschaft des TSV Bad Königshofen kommen – die meisten dann immer öfter. Wie auch kürzlich gegen den deutschen Ex-Meister SV Werder Bremen und wahrscheinlich am Samstag, den 27. Januar gegen den Deutschen Pokalsieger 2020 ASV Grünwettersbach. Für eine komplette Antwort fehlt meistens die Zeit, weil das Spektakel selber noch interessanter ist. Berechtigt ist sie allemal, weil alles bei solchen Mega-Events für so eine Kleinstadt zehn Mal im Jahr funktioniert wie am Schnürchen – außer der Lautsprecheranlage. Da mag sich der Hallensprecher Jürgen Halbig vor Kreativität, Innovationsfreude und Emotionalität noch so selbst übertreffen: Ein hoher Prozentsatz derer auf den oberen Rängen versteht ihn nicht.

Dass alles andere, was also der TSV selber beeinflussen kann, klappt wie von einem professionellen Logistikunternehmen organisiert und umgesetzt, liegt anfangs der Begründungskette an dem Organigramm des Funktionsteams. In diesem ist die interne Struktur des Unternehmens Tischtennis Bad Königshofen GmbH für den Spielbetrieb des Bundesliga-Teams dargestellt. Die Führungsverantwortlichkeit liegt in Händen der zwei Geschäftsführer Andy Albert und, bisher Udo Braungart, demnächst, sobald notariell bestätigt, Matthias Braun. Zum Gremium gehören weitere Personen, die mit verschiedenen Aufgaben planender und organisatorischer Art betraut sind.

Natürlich auch jene, die für die Kader-Zusammenstellung zuständig sind, Sponsoren akquirieren und betreuen, sich ums Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. In Sitzungen wird diskutiert, Absprachen und Beschlüsse protokolliert.

Einen Riesenpart dessen, was jene Zuschauer meinen, nämlich das, was man rund um ein Spiel in der Halle sieht, besorgt ein Team, eine eingeschworene Gemeinschaft von bis zu 60 ehrenamtlichen Helfern. Dessen „Chef“ ist Johannes Heusinger, wie so viele vor oder bereits in der Rente, fast alle noch aktive oder ehemalige Tischtennisspieler oder deren Angehörige. Aber auch solche, die sich der Gruppe im Lauf der Jahre angeschlossen haben. „Weil es einfach Spaß macht mitzuhelfen und Teil dieser Gemeinschaft zu sein“, so eine Frau, die ebenso wie ihr Mann und ihre Kinder noch nie Tischtennis spielte. Das Besondere ist das Generationen-Übergreifende: Sie sind etwa zwischen sieben und siebzig – leichter Überhang von Rentnern und Pensionisten.

Heusinger ist einer jener Boygroup zusammen mit Andy Albert, Josef Ort und Jürgen Halbig, die vor knapp 50 Jahren Bayerischer TT-Jugend-Mannschaftsmeister wurden, auch zusammen Fußball spielten und Freunde fürs Leben wurden, die heute der Kern des Teams hinter dem Team sind: Albert als Manager und Geschäftsführer, Ort als Kassier und „Mädchen für alles“, Halbig als eine Mischung von Hallensprecher und Animateur und Heusinger als Koordinator, Theoretiker und Praktiker zugleich. Eine Gruppe von neun Männern um ihn hat die mobile, aus rollbaren Einzelmodulen bestehende Zusatz-Tribüne Marke Eigenbau unterhalb der Haupttribüne geplant und in 318 Helferstunden hergestellt, die natürlich vom TÜV abgenommen werden musste.

Die vorherige, angemietete Mainpost-Tribüne auf der Ostseite wurde ebenfalls ersetzt. Durch eine vom ehemaligen Siemens-Ingenieur geplante, auch von seinem Team hergestellte, aus Podesten und Stühlen bestehende. Durch eine hoch effiziente Prozess-Optimierung bei Auf- und Abbau sowie Transport und Lagerung hat er es geschafft, die Sollzeit von 135 auf 75 Minuten zu drücken. „Ich habe mir jeden Arbeitsschritt angeschaut, berechnet, wie viele Leute brauche ich dazu, Transportwägen gebaut und getüftelt, in welcher Reihenfolge und auf welchem Weg oder Umweg es am schnellsten geht. Da muss kein Stuhl zwei Mal angepackt werden. Jeder Handgriff jedes Einzelnen sitzt. “ Getaktet ist auch der Aufbau insgesamt vom Center Court über die Kamera- und Tontechnik bis hin zur VIP-Zone, damit es kein Sich-im-Weg-Stehen gibt.

Die Kommunikation zwischen den einzelnen Helfergruppen, von denen jede ihren Chef hat, findet über Whatsapp-Gruppen statt. Zum Team hinter dem Team gehören die Gruppe für den Center-Court-Aufbau mit Bodenverlegung, Umrandung und Coaching-Bereich, die für den Tribünen-Aufbau, die Catering-Stände unten in der Halle und auf der Haupttribüne, die Spülküche, die beiden Kassenbereiche oben und unten, den VIP-Bereich und den Technik-Zone mit den selbst bedienten TV-Kameras, den Kommentatoren-Bereich, dem Mischpult und dem Live-Ticker. Koordinator und Ansprechpartner für alle ist Johannes Heusinger. Großes Bauchweh hat der auch vor dem kommenden Heimspiel am 27. Januar gegen den ASV Grünwettersbach nicht, bei dem die Mannschaft den nächsten Schritt in die Play-Offs tun will.

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