Achterbahnfahrt der Gefühle

Wie sich beim 3:2-Sieg des TSV Bad Königshofen gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt das Drama zum Lustspiel verwandelte – Bastian Steger Vater des Siegs

Bad Königshofen Die 619 Zuschauer, die sich am Samstagabend gegen die TV-Übertragung von „Wetten, dass …“ und für diesen an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Tischtennis-Krimi der seit Jahren auf Augenhöhe spielenden TSV Bad Königshofen und TTC Schwalbe Bergneustadt entschieden hatten, haben ihre Entscheidung, wetten, dass, keine Sekunde bereut. Dass es, trotz taktischer Totalumstellung, mit dem gleichen Ergebnis von 3:2 wie elf Wochen zuvor im Pokal endete, ist nur erwähnenswert, keinesfalls vergleichbar oder gar identisch. Damals ging die Rechnung auf, diesen Nationalspieler Benedikt Duda seine zwei Einzel gewinnen lassen und selber alles andere holen. Diesmal wurden bei der dreieinhalbstündigen Achterbahnfahrt der Gefühle alle Realitäten und Wahrscheinlichkeiten auf den Kopf gestellt.

Dass der TSV-Einser Bastian Steger den Gäste-Zweier, den Belgier Adrien Rassenfosse, schlagen nicht sollte, sondern musste, wenn es mit dem vierten Saisonsieg im achten Spiel was werden sollte, war klar, aber an einem Abend wie diesem nicht in trockenen Tüchern. Doch er drehte, nachdem er den zweiten Satz nach zwei vergebenen Satzbällen mit 15:17 abgeben musste, auf wie in seinen besten Tagen und markierte die 1:0-Führung für sein Team noch ganz deutlich. „Super-Basti, Super-Basti, hej, hej“ hallte es durch die Halle. Der Leitwolf hatte seine erste „Beute“ erlegt.

Als dann bei Martin Allegro im ersten Satz (11:6) gegen die Nr. 43 der Weltrangliste Benedikt Duda alles wie am Schnürchen geklappt hatte, war die Halle aus dem Häuschen. Doch „Bene“, Bergneustadts Leitwolf, machte anschließend kurzen Prozess mit Allegro: 1:1-Zwischenstand zur Pause, welcher das Schlüsselspiel Filip Zeljko gegen den Franzosen Romain Ruiz folgen sollte. In dem der TSV-Kroate in keiner Phase an seine Normalform heranreichte, mit dem Aufschlag seines Gegners überhaupt nicht zurechtkam, einen Rückschlagfehler nach dem anderen produzierte, im ersten Durchgang bis zu seinen zwei Satzbällen (10:8) noch mithielt und dann unterging. So kennt man den guten Filip nicht beim TSV. Es war ein gebrauchter Tag für ihn. 1:2 statt 2:1. Dabei war dieser Punkt doch eine tragende Säule am geplanten Heimsieg, weil dann ja noch der in dieser Halle bisher immer siegreiche Duda dran kam und, so die Saal-Wetten, den Sack für die Gäste zumachen würde.

Wonach es auch im ersten Satz aussah, den er Bastian Steger mit 3:11 um die Ohren fetzte. „So was motiviert den Basti“, erklärte dessen Vater Hans. „Er brauchte den Satz, um ihn zu lesen und sein Spiel umzustellen, die Bälle kürzer und langsamer zu machen.“ Von wegen langsam, wird der Laie denken. Und doch: Mit 11:7/11:9/11:9 drehte er den Spieß um und glich die Partie zum 2:2 aus, worauf viele zwar gewettet hätten, aber mit anderen Punkte-Lieferanten.

Und wieder orientierten sich die Wetten auf das entscheidende Schlussdoppel an jenem Pokalspiel, das Zeljko/Allegro gegen Rassenfosse/Ruiz in selbiger Besetzung am 4. September mit 3:0 (-7, -7, -2) gewannen und ins Viertelfinale einzogen. Doch in dieses entscheidende Shooting-out gingen ja für den TSV die beiden Loser im Einzel. Sollte es etwa kurz vor dem Dreschen in die von Steger vorbereitete Ernte hageln? Auf jeden Fall wurde es schon mal wesentlich schwieriger als von den Wettern erwartet. Schon im ersten Satz, aber die Richtung stimmte – zunächst. Da drehte das sehr gut eingespielte Königshöfer Doppel einen 3:6-Rückstand in eine 8:6-Führung und gewann 11:9. Wobei der in Einzeln erfolglosere Allegro am ehesten seine Normalform erreichte, während Zeljko seine Unsicherheit auch hier nicht ablegen konnte.

Was dann aber folgte, war Krimi, Drama, Tragödie und erst, als der spielentscheidende letzte Matchball verwandelt war, ein Lustspiel in fünf Akten. Die Königshöfer hatten bei 2:1-Satzführung im vierten Durchgang beim Stand von 10:4 die komfortable Situation von sechs Matchbällen zum Sieg: in ihrem Doppel und dem ganzen Spiel. Sie vergaben aber einen nach dem anderen. Bergneustadt hatte mit 11:13 auf Reset gedrückt. Es begann wieder alles bei null – und plötzlich 0:3, 1:4 und 2:5 – Seitenwechsel. Das war der Turnaround überhaupt! Nach 6:6 gingen sie erstmals wieder in Führung, zogen auf 10:6 davon und verwandelten den zweiten von vier weiteren Matchbällen zum 11:7. Was dann in der Halle, in und an der Box und auf der Tribüne abging, war Bescherung eine Woche vor Advent. In dem der TSV zu zwei Auswärtsspielen nach Grünwettersbach (15.12.) und Mühlhausen (21.12.) muss und am 5. Januar zum Rückrundenbeginn Werder Bremen empfängt.

Steger – Rassenfosse                         3:1

(11:9/15:17/11:4/11:7)

Allegro – Duda                                  1:3

(11:6/6:11/3:11/4:11)

Zeljko – Ruiz                                     0:3

(10:12/5:11/8:11)

Steger – Duda                                    3:1

(3:11/11:7/11:9/11:9)

Zeljko/Allegro – Rassenfosse/Ruiz   3:2

(11:9/6:11/11:4/11:13/11:7)

Zuschauer: 619

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