Mit einem Heimsieg gegen Bergneustadt könnte der TSV Bad Königshofen einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt tun
Bad Königshofen. „Bergneustadt schlagen und Mittelfeldplatz sichern“: Mit dieser Losung ist eine Werbebotschaft für das Heimspiel des TSV Bad Königshofen in der TTBL diesen Samstag um 19 Uhr überklebt. Sie bringt viel Demut, Bodenhaftung und Realitätssinn zum Ausdruck. Ein bisschen viel davon für jene, welche die Entwicklung der Mannschaft in den letzten sechs Jahren in der zweitstärksten Liga der Welt und nach der vergangenen Saison, der besten in dieser Zeit, zugrunde legen. Wobei sich die internationale Einschätzung der Liga an der Gesamtzahl der Weltranglistenplätze aller gemeldeten Spieler orientiert. Angemessen jedoch angesichts des Handicaps, mit dem die Truppe von Headcoach Koji Itagaki in die Saison startete und zumindest in der Vorrunde zurechtkommen muss: Ohne den aus Japan verpflichteten Jin Ueda wegen Überschreitung einer Meldefrist um zwei Tage beim BTTV. Die Folge: Sperre für Ueda die gesamte Vorrunde bis 31. Dezember.
Nicht genug damit, musste sich auch noch der Lokalmatador Kilian Ort einer Rücken-OP unterziehen und befindet sich immer noch in der Reha-Phase, noch nicht einmal im Trainingsaufbau. Somit ist der TSV Bad Königshofen der einzige Bundesliga-Verein ohne Ersatzmann, während andere gleich zwei Teams nominieren könnten. Das verbliebene Trio mit Lizenz Bastian Steger, Filip Zeljko, Martin Allegro steht deshalb bei jedem Training, WTT-Turnier, Ligaspiel und überhaupt vor der Herausforderung, dass sich niemand verletzen oder krank werden darf. In den bisher sieben der zehn Vorrundenspiele ist das aufgegangen, mit 6:8 Punkten und Platz acht sogar besser als befürchtet. Neunter ist der Gast TTC Schwalbe Bergneustadt mit 4:8 Punkten. Dass zum Play-Off-Platz 4 (Grünwettersbach 8:4) nur zwei Punkte fehlen, wird kaum wahrgenommen.
Der Gegner aus dem Bergischen Land, 50 km östlich von Köln, ist wie kein Zweiter in dieser Liga mit dem TSV vergleichbar, von der 20000-Einwohner-Stadt einmal abgesehen und vom Hauptsponsor Schwalbe, einem Fahrradreifen-Hersteller. Der Kader ist wie beim TSV auf Kante genäht. Die Familie Duda spielt dort eine ähnliche Rolle wie hier die Orts. Sohn Benedikt (29) ist wie Kilian ein Eigengewächs, was es in keinem dritten Verein der Bundesliga gibt. Vater Heinz, heute Sportwart, war von Kindsbeinen an sein Trainer und Manager. Inzwischen hat Bruder Frederik das Coaching übernommen. Adrien Rassenfosse (20, Belgier) und Romain Ruiz (26, Franzose) waren erst am 4. September zusammen mit „Bene“ Duda schon einmal Gast im Grabfeld, unterlagen im Pokal-Achtelfinale mit 2:3. Natürlich holte Duda die zwei Punkte: gegen Allegro 13:11 im fünften Satz, und gegen Zeljko, 18:16 im fünften Satz. Die drei Königshöfer Siege fielen wesentlich deutlicher aus.
Und noch etwas haben beide Vereine gemeinsam: In der Rückrunde werden sie vermutlich besser aufgestellt sein als in der Hinrunde. Mit Wirkung zum 1. Januar verpflichtete der TTC Schwalbe den US-Amerikaner Kanak Jha (23), der schon an zwei Olympischen Spielen teilnahm und vier nationale Einzelmeister-Titel der USA gewann. Bei der Einzel-WM 2021 erreichte er das Viertelfinale, war zu Beginn des Jahres die Nr. 19 der Weltrangliste und blieb in der TTBL-Rückrunde für Ochsenhausen mit neun Siegen ungeschlagen. Für Grenzau, das ihn in der Hoffnung auf eine mildere Strafe im Sommer verpflichtete, bestritt er kein Spiel. Weil er aber drei Doping-Tests der USADA verpasst hatte, wurde er für ein Jahr gesperrt. Grund dafür sei ein Umzug innerhalb Ochsenhausens gewesen, wonach er die neue Adresse nicht angegeben hatte.
Von den bisher 13 Begegnungen hat Bergneustadt acht, der TSV fünf gewonnen. Mit einem Heimsieg könnten die Badestädter einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt tun. So betrachtet ist dieses Spiel eines der wichtigsten der Vorrunde, wenn nicht gar der ganzen Saison.
