Kein viertes Tischtennis-Wunder am Rhein

Düsseldorf. Schnell war er ausgeträumt, der Traum vom Final Four vor 4500 Zuschauern am 7. Januar in Neu-Ulm. Daran wollte der TSV Bad Königshofen auch einmal teilnehmen und muss den Wunsch in die nächste Saison verschieben. Nach der 0:3-Niederlage beim 27-fachen Pokalgewinner Borussia Düsseldorf. Der seit langem wieder mal in der absoluten Top-Besetzung antrat und mit dieser vermutlich die stärkste Vereinsmannschaft Europas ist: Mit dem schwedischen Team-Europameister Anton Källberg, dem erfolgreichsten deutschen TT-Spieler aller Zeiten Timo Boll und dem amtierenden Europameister Dang Qiu. Als Ersatzleute, die nach dem dritten Einzel hätten eingewechselt werden können, saßen der Team-Vize-Europameister Kai Stumper und das norwegische Supertalent Borgar Haug auf der Bank. Beide waren beim TTBL-Spiel vor sieben Wochen (ebenfalls 0:3) in Bad Königshofen noch im Einsatz.

Aber dazu kam es erst gar nicht, weil dieser 18. Vergleich zwischen Deutschlands erfolgreichstem Sammler nationaler und internationaler Titel (74) und dem Underdog aus dem Grabfeld zum 15. Mal von der Borussia gewonnen wurde. Die drei TSV-Siege errang allerdings auch Kilian Ort mit, der nach seiner Rücken-OP noch nicht einsatzfähig ist, aber auf der Bank saß. Und sah, wie bereits im ersten Einzel die Partie begann, den Rhein runter zu gehen. Der TSV-Zweier Martin Allegro hatte nämlich gegen Anton Källberg in keiner Phase des Spiels eine Chance, einen Satz zu gewinnen. Symptomatisch für den Qualitätsunterschied war der zweite, in dem er einen 0:5-Rückstand bei 6:6 aufgeholte hatte, Källberg dann die Zügel wieder anzog und 11:7 gewann. Im dritten führte der junge Belgier sogar 5:1, musste am Ende doch klein beigeben und konnte nicht den Türöffner für eine Sensation spielen.

Ebenso wenig Bastian Steger im Altmeister-Duell gegen Timo Boll, mit dem zusammen er internationale Titel und Team-Medaillen gewann, u.a. zwei olympische Bronzemedaillen. Die beiden boten dem großen Publikum in der ARAG-Arena eine glanzvolle Vorstellung mit Ballwechseln, geeignet für einen Saisonrückblick. An deren Ende zwar Boll meistens die Nase vorne hatte, die Zuschauer aber beide feierten, weil nur zwei echte Könner so etwas können. Obwohl Steger und Boll sich so gut und so lange kennen, so oft miteinander trainiert und gegeneinander gespielt haben, wurde hier der knappe Unterschied sichtbar, den es eine ganze Karriere lang zwischen beiden gab. Spaß hatte es den vielen Borussia-Fans, den wenigen Schlachtenbummlern aus Bad Königshofen sowie den Livestream-Zuschauern gemacht. Und natürlich Timo Boll, der auf dem Weg zu seiner siebten Olympia-Teilnahme in Paris wieder einen kleinen Schritt vorwärts tat.

Zum Wunder, das Steger für einen Überraschungs-Coup im Vorfeld als nötig empfunden hatte, konnte aber auch er nicht beitragen. Spielstand 0:2 nach zwei Einzeln. Und wenn schon, dann musste Filip Zeljko gegen den Europameister Dang Qiu die Wende einleiten. Doch auch diese beiden trennen vergleichbare Unterschiede, die der Speedking aus Kroatien nur im zweiten Satz vorübergehend verwischen, ja sogar umkehren konnte. Den deutschen Penholder-Spieler, weil er den Schläger wie einen Füllfederhalter führt, mit chinesischen Wurzeln, nennen TT-Fachleute „die lebende Gummiwand“, die fast alles zurück bringt und selber den Druck erhöht. Jener von Zeljko gewonnene zweite Satz (11:2) unterstrich wieder einmal, dass er in Topform jeden Gegner der TTBL schlagen kann, wenn er diese nicht nur in eins, zwei Sätzen an den Tisch bringt – so wie hier. Vielleicht am 25. November beim letzten Heimspiel des Jahres gegen Bergneustadt im Hexenkessel Shakehands-Arena.

Borussia Düsseldorf – TSV Bad Königshofen 3:0

Källberg – Allegro      3:0

(11:6/11:7/11:9)

Boll – Steger               3:0

(11:7/11:7/11:6)

Qiu – Zeljko               3:1

(11:9/2:11/11:5/11:2)

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