Ein Glücksgriff für die Jugendarbeit

Amateure

Der hoch motivierte Oleksii Mesich ist neuer Tischtennis-Jugendtrainer beim TSV – Wie man in sehr jungen Jahren schon ein guter Trainer werden kann.

Bad Königshofen (rd) Beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen gibt man weiterhin der Jugend eine Chance. Das Prädikat „jüngstes TTBL-Team“ hat man zwar nicht mehr. Aber als Jugendtrainer löste nunmehr Oleksii Mesich den 23-jährigen Marius Zaus ab, der sich beruflich umorientierte und in seine mittelfränkische Heimat zurückkehrte. Oleksii, gesprochen Alexei, in der Tischtennishalle Alex genannt, ist sogar erst 19 Jahre jung. Er stammt aus Weißrussland, eigentlich aus der Ukraine. Dort wuchs er in einem kleinen Dorf auf, ehe die Familie in die Stadt Donezk umzog. Von dort ist er im Ukraine-Krieg mit seinen Eltern nach Weißrussland geflohen. Alex ist einer jener Osteuropäer, die in ganz jungen Jahren wie Hans im Glück ihr Bündel packen und aufbrechen gen Westen, um hier  mit ihren Talenten ihr Glück zu suchen. Alex ist sogar einer, der zugleich als noch Lernender und bereits Lehrender im Nachwuchsbereich eingestiegen ist. Mit 17 Jahren  kam er im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes, dem „Bufdi“ vergleichbar, nach Deutschland, schloss sich als Jugendtrainer dem SV Schott Jena an und spielte auch aktiv in der Verbandsliga des Vereins.

Ungewöhnlich früh entschied er sich, „als es für mich darum ging, mich persönlich zu verbessern oder die Trainer-Laufbahn einzuschlagen, für den Trainer.“ Drei Jahre lang besuchte er eine Tischtennis-Schule in Minsk, trainierte zwei Mal am Tag an fünf Tagen die Woche. „Hier durfte ich mit WM- und Olympiateilnehmern aus Weißrussland, z. B. mit Wiktoryja Pavlovich, trainieren. Und selber habe ich schon Jüngere trainiert.“ Mit 19 musste er sich schon wieder entscheiden, als er von Andy Albert das Angebot bekam, nach Bad Königshofen zu kommen. „In einem Team von erfahrenen Trainern konnte ich in Jena meine Kenntnisse erweitern und mich weiterentwickeln.“ Dabei hat er gleich als Erstes angepackt, was nötig ist, um sich in einem Gastland zu integrieren, sportlich, beruflich und privat: Er hat schnellstmöglich Deutsch gelernt. „Ich habe alle Möglichkeiten genutzt, die Sprache zu lernen, mit Büchern, Sprachprogrammen und viel  Fernsehen, besonders Comedians.“

Oleksii kam mit null Deutschkenntnissen an und leitete in Jena sehr bald eigenverantwortlich Trainingsgruppen aller Altersstufen bis hin zu Erwachsenen. Jetzt, nach zwei Jahren, spricht er ein fast fließendes Deutsch mit einem französisch klingenden, sympathischen Akzent. In Andy Alberts Netzwerk war er schon bald eine Masche. Über Jenas Abteilungsleiter Ralf Hamrik, der auch schon in Bayern als Verbandstrainer arbeitete, nahm er Kontakt mit Oleksii Mesich auf. „Ich erfuhr viel Positives über ihn und war überrascht, wie gut er schon nach so kurzer Zeit Deutsch redet. Das ist wichtig für die Trainingsarbeit mit Kindern und Jugendlichen.“

Alex setzte sich in den Zug, Andy holte ihn in Bad Neustadt ab und zeigte ihm, was er ihm als Arbeitsplatz zu bieten habe. Inzwischen hat Alex schon eine Reihe von Übungseinheiten hinter sich und zieht ein positives Zwischenfazit: „Die Bedingungen hier in Bad Königshofen sind ausgezeichnet.“ Er ist bereits um- und eingezogen in eine vom TSV angemietete Wohnung, steht also im Gegensatz zu seinem Vorgänger Marius Zaus (drei Tage) täglich zur Verfügung. „Natürlich hoffe ich, dass ich von Koji Itagaki, so einem berühmten, erfolgreichen Trainer viel lernen kann.“ Der Respekt der Kinder und Jugendlichen ist ihm gewiss: „Sie hören sehr aufmerksam zu, wenn ich etwas erkläre. Sie sind alle sehr motiviert und ehrgeizig, wollen sich ständig verbessern. Ich sehe immer wieder in den Kinderaugen den Wunsch, sehr gut in diesem Sport zu werden. Das macht mir viel Freude und ich hoffe, dass ich hier lange bleiben und arbeiten darf.“

Andy Albert hatte, so wie es sich anlässt, wieder mal ein gutes Näschen bei einer Personalentscheidung: „Er passt sehr gut zu uns, soll auch über die SAG’s (Arbeitsgemeinschaften Verein/Schule) in die Schulen rein und den Kindern unsere Sportart nahe bringen. Er ist ein Glücksgriff.“ Die erfahrenen Josef Ort und Johannes Heusinger werden Alex unter die Arme greifen. „Außerdem soll er unser Projekt Damen-Tischtennis zusammen mit Bad Rodach begleiten.“ Es sprechen in der Tat viele Komponenten wie sportliche, Führungs- und Sozialkompetenz dafür, dass Oleksii Mesich in Bad Königshofen seine vierte Heimat finden und sein Hans-im-Glück-Plan zur Win-win-Situation werden könnte.