Wundertüte in der Oberliga?

Amateure

Der Aufsteiger geht mit einigen Fragezeichen und Jugendlichen in die Saison

Bad Königshofen (rd) Irgendwie erinnert der Durchmarsch der zweiten Tischtennis-Mannschaft des TSV Bad Königshofen an jenen der ersten von der Landesliga Nordwest bis in die 1. Bundesliga. Diese TSV II hat sich auch aus dem mittleren Bezirksliga-Bereich über die 1. Bezirksliga, die Landesliga Nordwest und Bayernliga Nord bis in die Oberliga Bayern hoch gearbeitet. Der nächste Schritt wäre die Regionalliga und dann schon die 3. Bundesliga. Andererseits aber auch wieder nicht, weil doch einiges anders gelaufen und gedacht ist als mit jener Mannschaft, die um Kilian Ort und Christoph Schüller herum aufgebaut und stetig ergänzt und verbessert wurde.

An dieser Stelle verrät der TSV-Manager Andy Albert auch die anders gelagerte Ausgangssituation für dieses Team in dieser Saison. „Ich plane eigentlich nicht damit, dass diese Mannschaft in dieser Liga noch einmal aufsteigen muss. Es geht vielmehr darum, dass sich die jungen Spieler in der Oberliga etwas zurecht finden und ausloten können, wie weit sie schon sind. Wichtig wäre es aber schon, diese Liga zu halten als Einstiegsliga und Sprungbrett für die jungen Talente dahinter mit Maximilian Dreher, Konrad Haase und Konrad Krebs, alle 11 bzw. 12 Jahre alt. Für sie käme die Regionalliga wahrscheinlich viel zu früh. So betrachtet soll das heuer eine Zwischenstation sein, so dass diese drei vielleicht nächstes Jahr schon angreifen.“

Die Zusammenstellung der Sechser-Mannschaft birgt allerdings einige Schwierigkeiten in sich, weil mit wenigen Spielern fest für alle Spiele geplant werden kann. Ganz weg gebrochen aus dem hoffnungsvollen Trio der 18-Jährigen ist Tizian Bauer, eine bedauerliche Entwicklung. Der Gymnasiast investierte sehr viel Zeit und Ehrgeiz in sein Hobby und bekam nun den ärztlichen Rat, aus gesundheitlichen Gründen den Schläger nicht mehr in die Hand zu nehmen, was, zunächst jedenfalls, einer sportlichen und menschlichen Tragödie für den Jungen gleichkommt. Leon Sick (aus Hendungen) besucht das Gymnasium in Mellrichstadt und trainiert regelmäßig in Bad Königshofen in der Itagaki-Gruppe. Lukas Schwarz hat das Abitur bereits in der Tasche, studiert in Würzburg und wird sich dort nach einer Trainings-Möglichkeit unter der Woche umschauen.

Nur auf dem Papier in der Rangliste stehen Spieler, die einmal beim TSV waren und sich danach keinem anderen Verein anschlossen. Die Konkurrenz der Liga würde in Ehrfurcht erstarren, hielte sie die ersten acht Spieler der offiziellen Meldeliste für den verfügbaren Kader des TSV Bad Königshofen II. Dort werden Filip Zeljko, Chun-Lin Lee, Christoph Schüller, Mahmoud Helmy, Marcin Miszewski, Da Jun Fu, Koudai Hiraya, Mitsuhiko Sato und dahinter eben noch Tizian Bauer geführt. Die Realität sieht völlig anders aus. Der TSV Bad Königshofen II stellt wahrscheinlich das unbeständigste, komplizierteste, weil undurchsichtigste und von vielen Faktoren abhängige Gebilde von Mannschaft, die von Spieltag zu Spieltag neu zusammengestellt werden muss. Er ist wie eine Gleichung mit vielen Unbekannten, die auf den ersten Blick nicht lösbar erscheint.

Filip Zeljko, Ersatzmann bei der Ersten, lebt und trainiert in Zagreb und wird nur zum Einsatz kommen, wenn´s zufällig mal passt, das heißt, wenn er gerade wegen eines Spieltags der Ersten da ist bzw. extra wegen der Zweiten anreist. Das ist auf jeden Fall schon mal und wahrscheinlich zum letzten Mal zum Saison-Auftakt beim Spiel in Rosenheim der Fall. Andy Albert wählte diese Lösung, weil Zeljko von seiner Heimat aus nur die Hälfte der Strecke hat und er ihm dafür als Ersatzmann für das Bundesliga-Team am Tag vor Heiligabend freistellt. Lee und Fu haben sich nach ihrem Engagement in Bad Königshofen keinem anderen Verein mehr angeschlossen, stehen aber unter normalen Umständen nicht zur Verfügung. Koudai Hiraya, der japanische Abwehrspieler, ist zweiter Ersatzmann für die Erste und könnte bestenfalls dann einspringen, wenn er eh wegen eines Bundesligaspiels einfliegt oder mit seinem Arbeitgeber und TSV-Partner Akihiko Kotani gerade in Europa weilt und es keine Überschneidung mit der Oberliga gibt. Der Ägypter Mahmoud Helmy, ebenfalls Ersatzmann der Ersten, wird voraussichtlich öfter und länger im Grabfeld auftauchen und einige Male zur Verfügung stehen. Er lebt und studiert in Kairo. Beim ersten Spiel schon mal nicht, weil er sich zurzeit in seiner Heimat mit dem ägyptischen Nationalkader auf die Landesmeisterschaften vorbereitet.

Wer also sind die festen Größen in der Gleichung TSV Bad Königshofen II ist gleich Klassenerhalt Oberliga? In den meisten Spielen wird der ehemalige Zweitliga-Spieler Christoph Schüller, der zusammen mit Kilian Ort den Durchmarsch von der Landesliga bis in die 2. Bundesliga schaffte., an Position 1 spielen. Der Kleinbardorfer lebt, studiert und trainiert in Prag, öfters auch zusammen mit der tschechischen Nationalmannschaft. Albert: „Er ist noch so ehrgeizig wie eh und je und kommt bestimmt sehr gut vorbereitet.“ Er habe seine feste Zusage zu allen Spielen gegeben, Gesundheit und frei von Verletzungen vorausgesetzt. Dasselbe gilt für Marcin Miszewski, der noch in Obertheres, Landkreis Haßberge wohnt, in Hofheim bei einem Hersteller von Tischtennisschläger-Belägen arbeitet und trainiert und auf der Suche nach einer Wohnung in Bad Königshofen ist. Der Routinier ist schon seit der Bezirksliga der „Vater der Kompanie“, in der sich schon seit Jahren die Jungtalente des TSV weiter entwickeln.

Dahinter folgen Lukas Schwarz und Leon Sick, die aus dem Junioren-Trio übrig geblieben sind, siehe oben. Im hinteren Paarkreuz werden sich mehrere Jugendliche im zarten Alter von 13 Jahren und jünger abwechseln, möglicherweise auch ein Josef Ort oder andere aus der dritten oder vierten Mannschaft aushelfen. Die häufigsten Einsätze stehen dem 13-jährigen Realschüler und Sohn des Bundesliga-Trainers Koji Itagaki bevor. Akito Itagaki hat sich als 12-Jähriger bereits in der Bayernliga erste Sporen verdient. Zweiter Kandidat aus dieser Altersklasse ist Max Keller, der aus Unterlauter bei Coburg stammt und seit einem halben Jahr beim TSV trainiert und gemeldet ist.

Saisonbeginn für den Bayernliga-Meister TSV Bad Königshofen II in der Oberliga Bayern ist der kommende Sonntag mit einem Auswärtsspiel beim Regionalliga-Absteiger SB DJK Rosenheim. „Das ist schon mal der Topfavorit und eine echte Standortbestimmung für unsere Mannschaft“, schätzt Andy Albert die Aufgabe ein. Wobei es für die tatsächliche Stärke beider Mannschaften kaum Anhaltspunkte gibt. Beide haben in dieser Besetzung noch nie zusammen gespielt. Rosenheim hat seinen Topspieler Felix Wetzel an den FC Bayern München I verloren und fünf Neuzugänge in den Top 7 stehen. Wobei nicht bekannt ist, inwieweit die jeweils und besonders diesen Sonntag zur Verfügung stehen. Am 29. September folgen die nächsten zwei Auswärtsspiele: Früh um 10 Uhr beim TV 1879 Hilpoltstein II und um 15.30 Uhr bei der DJK Sparta Nürnberg.

„Wenn die ersten drei Spiele absolviert sind“, so Andy Albert, „dann wissen wir, wo wir stehen und was uns erwartet. Ich freue mich jedenfalls darüber, dass voraussichtlich jedes Mal mindestens vier echte Königshöfer in der Mannschaft stehen und dass wir unseren Talenten die Chance geben können, sich in so einer anspruchsvollen Liga entfalten zu können.“ Zagreb, Prag, Kairo, Obertheres, Würzburg, Bad Königshofen: Es werden viel Geschick, Logistik, Leidenschaft für Tischtennis und den TSV und Kilometer nötig sein, um für die je neun Auswärts- und Heimspiele eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die für den Gegner aber immer eine „Wundertüte“ sein wird.

Spielplan Vorrunde:

So, 16. September, 14 Uhr: SB DJK Rosenheim – TSV Bad Königshofen II

So, 23. September, 10 Uhr: TV 1879 Hilpoltstein II – TSV Bad Königshofen II

So, 29. September, 15.30 Uhr: DJK Sparta Noris Nürnberg – TSV Bad Königshofen II

Sa, 10. November, 14.30 Uhr: TSV Bad Königshofen II – FC Bayern München II

Sa, 10. November, 19 Uhr: TSV Bad Königshofen II – TSV Gräfelfing

Sa, 17. November, 18 Uhr: TSV 1880 Starnberg – TSV Bad Königshofen II

Sa, 24. November, 14.30 Uhr: TB/ASV Regenstauf – TSV Bad Königshofen II

Sa, 24. November, 20 Uhr: TTC Fortuna Passau II – TSV Bad Königshofen II

Sa, 1. Dezember, 14 Uhr: TSV Bad Königshofen II – TV Etwashausen