Der TSV Bad Königshofen tritt im Spitzenspiel beim Tabellenführer 1. FC Saarbrücken TT an – Warum selbst der Super-Optimist Jürgen Halbig skeptisch ist
Bad Königshofen. Wenn der Dritte der Tischtennis-Bundesliga TSV Bad Königshofen (3./16:10) diesen Freitag beim Tabellenführer 1. FC Saarbrücken TT (1./20:4) antritt, ist dies zunächst ein Spitzenspiel. Ob es dabei um einen Angriff auf Rang zwei (Borussia Düsseldorf 2./18:6) geht? Selbst das wäre viel zu hoch gegriffen. Zumal bei dem Personal, das diese beiden Top-Teams immer noch in der Hinterhand haben und nicht jedes Mal aufbieten (müssen). Und obwohl in einer separaten Rückrundentabelle die Königshöfer selber Spitzenreiter mit 6:0 Punkten sind. Völlig realistisch, und dennoch schwer genug, ist inzwischen jedoch das Bestreben der Mannschaft um Bastian Steger, den seit Jahren als Traumziel entfernten Platz drei oder vier bis zum letzten Spieltag abzusichern und ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft in der stärksten Liga Europas, der zweitstärksten der Welt hinter China, einzuziehen.
„Wir müssen nicht, wir wollen nur“, heißt es derzeit beim TSV. Selbst das verkniff man sich bis vor Kurzem. Erst recht vor dieser Saison, von der man die Vorrunde ohne Ersatzmann bestreiten musste. Doch wer weiß, vielleicht können und werden sie sogar. Wer das sagt? Nicht die Mannschaft. Dafür sind die Typen Bastian Steger, Jin Ueda, Filip Zeljko und Martin Allegro zu sehr geerdet und demütig. Auch, weil sie nicht noch mehr Druck auf sich als Team aufbauen wollen, als sich jeder selber schon aufbaut.
Wer es dann sagt: Die Stimme der Shakehands-Arena, der Hallensprecher Jürgen Halbig in seiner elften Saison, ehemals selber erste TSV-Mannschaft bis zur Bayernliga. Vom Naturell und von Berufs wegen Analyst und Optimist, der bei jedem Rückstand der Mannschaft oder eines Spielers überzeugend verkündet, „da geht noch was.“ Als er vor dem Spiel in Ochsenhausen erfuhr, dass der Gegner erstmals in der Saison komplett mit seinen Topstars (Calderano, Gauzy, Kulczycki und Akkuzu) antritt, was eine Überraschung unwahrscheinlich machte, da verbreitete er im Chat: „Das wertet unseren Sieg umso mehr auf.“ Und hinterher befand er: „Wir vom Verein haben nie öffentlich von den Play-offs gesprochen. Seit wir es tun, sind wir näher dran als jemals zuvor.“
Der seit Kurzem pensionierte Bank-Prokurist investiert einen Großteil seiner Freizeit in Tischtennis, in Training und in die Abteilung. Innovativ und kreativ präsentiert er u.a. mit tollen Werbe-Videos die Mannschaft und die Liga in den sozialen Medien wie kein Zweiter. Wie sieht Jürgen Halbig die Chancen der Könighöfer in Saarbrücken: „Es wird extrem schwer zu punkten, da ich mit dem Einsatz von Franziska und Jorgic (beide Top 20 der Welt) rechne, zumal kein WTT-Turnier läuft. Sie sind nämlich gewarnt vor uns und werden alles aufbieten. Das sind aber auch nicht die Spiele, die wir gewinnen müssen, sondern die gegen die direkten Konkurrenten.“
Bei den Gastgebern spielt mit dem Slowenen Darko Jorgic (10. der Welt) ein Mann mit zwei Herzen in der Brust: Einem großen für Saarbrücken, seit 2018, und einem kleinen für den TSV Bad Königshofen, seiner ersten Station als 17-Jähriger 2017/18, zu dem die Kontakte nie abgerissen sind. Umgedreht war Bastian Steger von 2010 bis 2014 Saarbrückener. Der FC erreichte die letzten 14 Jahre die Play-offs, acht Mal das Finale und ist dort der ewige Rivale von Borussia Düsseldorf. Ein Mal (2020) wurde er Deutscher Meister.
13 Mal trafen die Saarländer und die Rhön-Grabfelder bisher aufeinander. Nur drei Mal gelang dem TSV ein Sieg, der letzte im November 22 auswärts mit 3:1. Das Hinspiel ging mit 1:3 verloren. Gleich sieben Nationalspieler hat der Tabellenführer im Kader: Franziska, Jorgic, Muramatsu, Shang Kun, Meissner, Nuytinck und Eduard Ionescu. Über den Favoriten dürfte es eigentlich keine Diskussion geben. Das war vor Ochsenhausen aber ähnlich.