Jin Ueda vor seinem Debüt in der TTBL

Der 32-jährige Japaner fiebert seinem ersten Einsatz im Team des TSV Bad Königshofen gegen den SV Werder Bremen entgegen – Warum es in dem Heimspiel schon um das höchste Saisonziel geht

Bad Königshofen  Die Tischtennis-Connection Bad Königshofen–Japan gibt es seit rund zehn Jahren und hat ihr Fundament in der Freundschaft zwischen dem TT-Urgestein und TSV-Manager Andy Albert und dem japanischen Geschäftsmann Akihiko Kotani. Als Trainer lotste dieser Koji Itagaki ins Grabfeld, vor im bereits als ersten von drei Spielern Mizuki Oikawa, dann Yukiya Uda und vor einem halben Jahr Jin Ueda. Oikawa, sehr erfolgreich und zuverlässig, pendelte zwischen Japan und Königshofen hin und her und wäre ohne Corona wahrscheinlich noch heute hier. Uda war ein einziges Missverständnis, kam als 22. der Weltrangliste und verschwand nach sieben Spielen und 2:7-Einzel-Bilanz auf Nimmer-Wiedersehen.

Mit der Verpflichtung von Ueda verspricht man sich beim TSV zumindest schon mal mehr Zuverlässigkeit und Kontinuität. Von seiner sportlichen Vita her ist der 32-Jährige nicht der ganz große Kracher, hat seine besonderen Stärken im Doppel. Er spielte zuletzt in der japanischen T-League, hat sich, ehemals Nr. 28 der Welt, seit ein paar Jahren vom großen Welttournee-Zirkus zurückgezogen und war im August, Vertrags-gerecht trotz der Sperre, mit Sack und Pack ins Grabfeld-Städtchen umgesiedelt.

Das Schlimmste war für das auch durch Kilian Orts Rücken-OP dezimierte TSV-Team zu befürchten. Doch es hat ohne Ersatzmann, dafür Krankheits- und Verletzungs-frei, die Vorrunde gut überstanden und mit 10:10 Punkten bis auf zwei Punkte Kontakt zu den Play-Off-Plätzen gehalten. Kommenden Freitag beginnt die Rückrunde mit dem Heimspiel gegen den SV Werder Bremen, Dritter mit 12:8. Erstmals wir der Headcoach Itagaki die Auswahl drei aus vier (Steger, Zeljko, Allegro, Ueda) für die Nominierung seines Teams haben. Und Jin Ueda wird den Beweis antreten müssen, dass er sich das halbe Jahr in Form halten konnte. Seit August lebt er mit seiner Frau Misato und den Kindern Aoba (5) und Nanoha (2), die den Kindergarten besuchen, in Bad Königshofen. Misato, ehemalige japanische Studentenmeisterin, spielt Hobby-mäßig in der vierten Herren-Mannschaft des TSV.

Trainiert hat Jin Ueda in dieser Zeit der Sperre in der Leistungsgruppe von Koji Itagaki sowie, wegen adäquater Sparringspartner, in Trainingsgruppen in Düsseldorf, Grenzau und Ochsenhausen. Wettkampfmäßig konnte er sich an das europäische Tischtennis gewöhnen, indem er als Leihspieler für den österreichischen Meister Wiener Neustadt in der Champions League erfolgreich spielte und mit ihm ins Halbfinale einzog. Dass die Erwartungen in der vermutlich prall gefüllten Shakehands-Arena diesen Freitag gegen Bremen groß sein werden, ist ihm bekannt. Davor gab er unserer Redaktion dieses Interview.

Wie ist Ihr Kontakt zum TSV Bad Königshofen zustande gekommen?

Jin Ueda: „Ich habe in Japan bei Itagaki in der TT-Aamori-Schule  trainiert, wo er mehrere Weltklassespieler ausgebildet hat.  Außerdem war ich schon vor Corona mal eine Woche in Bad Königshofen und habe mir angeschaut, welche Bedeutung und Aufmerksamkeit Tischtennis in dieser kleinen Stadt hat und welches überragende Publikum.“ (Red.: Kotani hat Ueda vor ein paar Jahren zum Shakehands-Spieler in Tokio gemacht und erwartet sich von ihm und seinen Leistungen auch erhöhte Aufmerksamkeit und Werbewirksamkeit in Europa.)

Wie war Ihre Reaktion, als Sie von dem TTBL-Spielverbot für die gesamte Vorrunde erfuhren?

Ueda: „Ich war schon sehr enttäuscht und machte mir Sorgen, wie es mit meiner Familie weitergehen würde. Wir hatten ja mit diesem Umzug voll auf die Karte Deutschland und TSV Bad Königshofen gesetzt. Letztendlich hat sich aber eine gute Lösung ergeben. Ich konnte in Wiener Neustadt spielen und sozusagen am Ball bleiben.“

Wie sind Sie in Form geblieben? So viele Wettkämpfe waren das ja nicht.

Ueda: „Ich wurde nicht nur in Bad Königshofen, den Umständen entsprechend, sehr gut aufgenommen, sondern auch in Wiener Neustadt. Dass ich in der Champions League spielen durfte, war eine besondere Challenge und ich glaube, ich habe dem Verein mit meinen Einsätzen ein Stück weit helfen können, so dass wir den Einzug ins Halbfinale schafften. An Motivation hat es mir jedenfalls nie gefehlt. Ich war mir der speziellen Situation bewusst und habe im Training sehr hart gearbeitet.“

Was versprechen Sie sich persönlich und für die Mannschaft vom Spiel gegen Werder Bremen. Ein Sieg wäre ja für einen eventuellen Play-Off-Platz sehr wichtig.

Ueda: „Wir wissen, dass Bremen eine sehr starke und ausgeglichen besetzte Mannschaft und dasselbe Ziel wie wir hat. Es wird also bestimmt sehr spannend. Ich habe zuletzt gut trainiert, werde mich gut vorbereiten und auf jede erdenkliche Weise alles geben, um zum Sieg unseres Teams beizutragen.“

Was haben Sie sich für die Rückrunde vorgenommen und was trauen Sie der Mannschaft zu?

Ueda: „Zunächst ist es mir wichtig, die Saison verletzungsfrei zu überstehen und mein Bestes für den Erfolg des Teams zu geben. Mir ist bewusst, dass Spieler keine Maschinen sind und Formschwankungen unterliegen. Wenn wir gut sind und auf einer Welle reiten, möchte ich dabei sein. Und wenn es mal nicht so gut läuft, möchte ich dem Team helfen, dass es uns wieder besser geht. Was das Trio bisher geleistet hat, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“

Wie haben Sie bisher das Königshöfer Publikum erlebt?

Ueda: „Ich muss sagen grandios. Es sind nicht nur einige, sondern sehr viele, die das Team ganz herzlich unterstützen. Es sind hier ja auch mehr als in den meisten anderen Hallen der TTBL. Mir gefällt, dass sie das Gewinnen und Verlieren ihrer Mannschaft akzeptieren und ihre Freude an der sportlichen Leistung haben. Und so baue ich darauf, dass sie auch mich unterstützen werden, egal was passiert.“

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