Schreib´ niemals einen Steger ab

Der TSV Bad Königshofen ließ den Titel-Mitfavoriten TTF Ochsenhausen abblitzen – Dann war die Halle aus dem Häuschen

Bad Königshofen  Dem Tischtennisbundesligisten TSV Bad Königshofen ist am Sonntag die erste größere Sensation der neuen Runde gelungen. Gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen, gegen die man bisher in 13 Vergleichen in der TTBL und im Pokal elf Mal verloren hatte, gelang dem Trio Bastian Steger, Martin Allegro und Filip Zeljko ein nie erwarteter 3:1-Sieg. Es gab  bei diesem Schlagabtausch auf Weltklasse-Niveau mehrfach Spielstände und Szenen, in denen Sätze total kippten oder hätten kippen können und ein anderes Ergebnis hätten zustande bringen können. Es wäre allerdings nie ein Ochsenhausener Sieg gewesen, sondern ein höherer Königshöfer. Die Punkte zum Sieg sammelten schließlich Bastian Steger mit zwei Einzel-Siegen gegen zwei Top-50-er der Weltrangliste, den Franzosen Can Akkuzu (48.), der kürzlich gegen Timo Boll gewann, und den Spanier Alvaro Robles (44.). Es waren also wie in Fulda wieder zwei Steger-Einzelsiege, nachdem er zuvor gegen Grenzau, Saarbrücken und Düsseldorf etwas geschwächelt hatte. Die 417 Zuschauenden, von denen manche vielleicht schon an Basti gezweifelt hatten, verließen mit einem Hochgefühl und auch etwas geläutert in ihrer Einschätzung die Arena, getreu dem Motto „Schreib´ niemals einen Steger ab!“

Dass der vierfache deutsche Meister, vierfache Pokalgewinner und zweifache ETTU-Cup-Gewinner

Ochsenhausen derart unter die Räder kommen würde, darauf ließen nicht seine bisherigen Ergebnisse, aber auch nicht die der Königshöfer schließen. Schließlich hat der TSV auch gegen keinen anderen aller bisherigen Bundesliga-Gegner eine schlechtere Bilanz als gegen die „Ochsen“. Selbst gegen Düsseldorf war man erfolgreicher. „Höchstens wenn der Mannschaft durch ihren Sieg am Mittwoch in Fulda Flügel wachsen und alle über sich hinauswachsen würden“, hatte der TSV-Geschäftsführer Udo Braungart in einem Vorgespräch gemutmaßt, könne man das Postulat eintreffen, „dass die jeden von uns schlagen können, umgedreht aber auch.“ Er tippte aber auf ein „ehrenvolles 1:3, wobei ich nicht weiß, wer den Punkt holen soll.“ Die Mannschaft konfrontierte er mit dieser Prognose anlässlich eines Geburtstagsessens bei sich daheim in Poppenlauer am Vorabend.

Und wie reagierte die? Basti Steger holte sogar zwei Punkte, wiederholte seine Vaterschaft des Siegs von Fulda. Und Martin Allegro trug mit seinem zweiten Einzelsieg im 14. Spiel für den TSV den dritten bei. Hätte Filip Zeljko nach 7:1- und 10:7-Führung im dritten Satz nicht 10:12 verloren, wäre es wahrscheinlich ein glatter 3:0-Erfolg geworden. Als Steger Akkuzu nieder-taktiert hatte, strahlte darüber noch mehr sein Vater Hans: „Mei Bua“, befand der Oberpfälzer pensionierte Lehrer, „hat heut`einen taktisch unglaublich starken Kopf g´habt.“ Er habe mit der Erfahrung seines Alters (42) den jungen Gegner (26) zappeln lassen, nie die Ruhe verloren, alle nur möglichen Varianten von Aufschlägen im richtigen Moment aus dem Ärmel gezogen und kaum unnötige Fehler gemacht. „Innerlich hat er sehr ruhig, immer überlegt agiert und keine wilden Schläge gemacht. Sein Ziel war, ihn aus dem Rhythmus zu bringen und das ist ihm glänzend gelungen.“ 1:0 für den TSV.

Filip Zeljko hätte gegen Simon Gauzy, Nr. 27 der Welt und seit 2013 bei den Ochsen, bereits die 2:0-Halbzeitführung besorgen können. Im dritten Satz ereilte ihn aber das Trauma von Fulda, wo er ebenfalls bei 10:7 gegen Meng drei Matchbälle vergeben und verloren hatte – 1:1 zur Pause. Was dann allerdings Martin Allegro den Fans und sich selber zumutete, war denn doch der Gipfel, den er am Ende des Tages aber dennoch bestieg. 11:7 gewann er im Schlüsselspiel gegen Alvaro Robles Satz eins, verlor den zweiten 7:11. Was ihm im dritten Durchgang passierte, wirft manchen Sportler über Wochen aus der Bahn. Er verlor ihn mit 0:11 – und meldete sich im vierten mit 11:8 zurück. Als ob da überhaupt kein Loch gewesen sei, in das man hätte fallen können. Was er vielleicht nicht wusste, er hätte sicher aber auch das weggesteckt, dass bis diesen Sonntag Bad Königshofen die letzten sechs Fünfsatz-Spiele gegen Ochsenhausen verloren hatte. Sollte im siebten Anlauf das Spielglück endlich zurückkommen? Es kam, mit 11:6 und der 2:1-Führung – bei zwei Optionen zum Sieg: Von Basti Steger gegen Gauzy oder dem Schlussdoppel Zeljko/Allegro.

Der „Bua“ aus der Oberpfalz regelte das gleich, ließ sich die Butter dieser sportlich schönsten Woche (mit Fulda am Mittwoch) nicht mehr vom Brot nehmen. Steger zermürbte den 4:0-Bilanz-Spieler bis Sonntag Simon Gauzy mit 12:10/11:6/12:10 – und die Halle war aus dem Häuschen.

 

 

 

TSV Bad Königshofen – TTF Ochsenhausen 3:1

Bastian Steger – Can Akkuzu            3:1

(6:11/11:7/11:7/11:9)

Filip Zeljko – Simon Gauzy              2:3

(11:7/6:11/10:12/11:6/8:11)

Martin Allegro – Alvaro Robles        3:2

(11:7/7:11/0:11/11:8/11:6)

Steger – Gauzy                                  3:0

(12:10/11:6/12:10)

Zuschauer: 417

Oberschiedsrichter: Herhard Trautwein (Üttingen)

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