Statt des Tabellenkellers winkt dem TSV Bad Königshofen durch einen Sieg in Bremen ein Platz unter den Top 4
Bremen Der TSV Bad Königshofen bestreitet diesen Samstag, 19 Uhr, sein viertes Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen. Eigentlich wünschte man sich nach dem sensationellen 3:1-Sieg vergangenen Sonntag schnellstmöglich das nächste Spiel. Die zeitliche Nähe zwischen Fulda (3:2) und Ochsenhausen (3:1) hat dem Team sichtlich gut getan. Auch deshalb, weil man sich nach Fulda nicht nach Düsseldorf (Bastian Steger), Lüttich (Martin Allegro) und Zagreb (Filip Zeljko) zurückzog, sondern vier Tage gemeinsam in Bad Königshofen verbrachte und trainierte. Statt im befürchteten Tabellenkeller ist der TSV jetzt Fünfter (6:6), punktgleich mit dem Play-Off-Platz 4. Wie sehr das gesamte Ambiente beim Mini-Club der Bundesliga von Bedeutung ist, vermögen ein paar Vergleiche mit Großvereinen oder Abteilungen von Fußball-Bundesligisten wie Werder Bremen, Mainz 05 in der TTBL oder Borussia Dortmund und 1. FC Köln in der 2. Bundesliga belegen.
Während der Etat jener Großkaliber von einem einzigen Großsponsor gedeckt wird oder im Paket per Zuteilung vom Hauptverein, bildet bei den Königshöfern die Gruppe der vielen Klein- und Mittel-Sponsoren eine Mannschaft hinter der Mannschaft, mit einem großen Zusammenhalt zudem. Eine zweite Supporter-Gruppe sind die Ping-Pong-Ultras, ein Fanclub mit vorwiegend einheimischen Fans. Eine dritte sind die Tischtennis-Freaks aus Nordbayern, Südthüringen und dem Rheinland, die sich da oder dort selbst bei Auswärtsspielen treffen und lautstark Unterstützung leisten. Eine vierte ist das Team hinter dem Team, rund 60 Helferinnen und Helfer, im Einsatz bei jedem Heimspiel.
Schließlich sind die Spieler selber Unikate in der Profi-Landschaft TTBL. Ihre Verbundenheit zu den Königshöfern, ob jung oder alt, ist überdimensional. Man stelle sich nur einmal dieses Szenario im Fußball vor. Bayern München spielt in der Allianz-Arena und Sané, Gnabry und Co. kehren nach Schlusspfiff und Interviews aufs Spielfeld zurück und üben mit Kindern auf dem Rasen Doppelpass oder Dribbling. Längst üblich nach den Spielen in der Shakehands-Arena. Diesmal war´s Filip Zeljko, der ja als einziger keinen Spielgewinn zum 3:1 gegen Ochsenhausen beitragen konnte. Also machte er hinterher an die zehn, zwölf Kids glücklich, die von der Tribüne herunter in die Box durften und mit ihm „Rundlauf“ spielten. „Es hat mir doch selber Spaß gemacht“, bekundete er hinterher, dass das keine geplante Goodwill-Aktion war. Dem Trio Zeljko/Steger/Allegro und, wenn er gesund ist, auch Kilian Ort nimmt man das ab, dass sie das ehrlich meinen und gern tun, jedwede Gespräche mit den Fans sowieso. In der Liga gibt es Vergleichbares nirgendwo.
Das Trio traf sich denn am Freitag in Düsseldorf, wo Steger lebt. Zeljko kam mit dem Flieger aus Zagreb, Allegro aus Muskat im Oman von einem WTT-Turnier. Mit dem Auto ging´s nach Bremen, wo übernachtet wurde. Basti Steger, dem Demut und Bescheidenheit keine Fremdwörter sind, sieht seine vier Einzelsiege in den letzten zwei Matches genau so. „Ich habe vorher halt etwas schlechter gespielt, dann im Training an ein paar kleinen Stellschrauben gedreht. Es haben dann ein paar Kleinigkeiten besser funktioniert. Das ist manchmal schon ausschlaggebend, dass es besser läuft.“
Für Basti ist die Rückkehr an die Weser, wo er von 2014 bis 2019 für den SV Werder spielte, ehe er nach Bad Königshofen wechselte, ein angenehmes Erlebnis. „Es ist schön, altbekannte Gesichter wieder zu sehen. Im Spiel muss die Freundschaft aber ruhen, da versuchen wir die Punkte mitzunehmen.“ Da gilt es, die Negativbilanz des TSV mit Werder von vier Siegen und acht Niederlagen zu verbessern.“ Gegen Mattias Falck habe er noch nie gewonnen. Gegen Gerassimenko, Aguirre und Pletea sehe es besser aus. „Bilanzen sind aber nicht entscheidend, sondern wie es an dem Tag läuft. Es ist gewiss ein ganz offenes 50:50-Spiel.“
