Viele Fragen vor dem Duell gegen Neu-Ulm

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Warum es in dem Spiel um mehr als den begehrten Playoff-Platz geht

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Dienstag, 21. Februar, 18 Uhr:
TSV Bad Königshofen – TTC Neu-Ulm

Bad Königshofen (rd) Vor diesem fünftletzten Spiel des TSV Bad Königshofen (5./18:16) gegen den TTC Neu-Ulm (7./16:18), dem drittletzten Heimspiel, stellen sich gleich mehrere Fragen. Sie münden in der Zusammenfassung, ob es dem TSV in der Endabrechnung zum ersten Mal gelingt, unter den ersten Vier zu landen, um dann in den Playoffs nach dem Modus Best of three am Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft teilnehmen zu dürfen. Fast die ganze Saison über war und ist man hinter Düsseldorf (1.), Saarbrücken (2.) und Ochsenhausen (3.) in Schlagdistanz mit Mühlhausen (4./20:14), Bremen (6./16:18) und diesen Neu-Ulmern, gegen die das Hinspiel mit 1:3 verloren wurde.

Das Neue an dieser Partie: Zum ersten Mal wird ein Bundesliga-Heimspiel an einem Faschingsdienstag um 18 Uhr in der Shakehands-Arena ausgetragen. Die zweite Frage: Wie wird sie vom Publikum, dem in der ganzen Tischtennis-Republik hoch gelobten, angenommen. Und gleich die dritte: Wie sportlich wird dieses mit den Gästen umgehen, die in der jüngeren Vergangenheit und brandaktuell ins Gerede gekommen sind? Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine vor fast genau einem Jahr sind russische Mannschaften und Sportler als Vertreter ihres Landes von internationalen Sportereignissen ausgeschlossen. So auch die russische Tischtennis-Nationalmannschaft.

In der TTBL spielt diese aber komplett für den TTC Neu-Ulm mit Vladimir Sidorenko (Bilanz 13:9), dem letztjährigen Königshöfer Maksim Grebnev (6:8), Lev Katsman (3:13) und Ersatzmann Nikita Artemenko (0:1). Clubtrainer ist der Nationaltrainer Dmitrij Mazunov. Die Legitimation der TTBL: „Hier vertreten sie nicht die Werte ihrer Nation, sondern die des Vereins.“ Dieser ließ bisher überwiegend die jungen Russen, eigentlich die zweite Garde, die TTBL-Spiele bestreiten. Die erste, das Top-Trio, ist komplett in den Top-Ten der Weltrangliste zu finden. Dimitrij Ovtcharov (9.) hat 2:0-Siege eingebracht, Lin Yun-Ju (8.) 2:1 und Vizeweltmeister Truls Moregardh (5.) 5:0. Sie bilden die Pokal- und Championsleague-Mannschaft, wurden Anfang Januar mit einem 3:0 gegen Düsseldorf vor 5000 Fans Deutscher Pokalsieger 2023. Dass einer von ihnen mit nach Bad Königshofen kommt, ist eher unwahrscheinlich, weil sie einen Tag später in der Championsleague gegen Düsseldorf antreten müssen.

Dass sie es überhaupt dürfen, mutet nach den Vorkommnissen der letzten Tage etwas paradox an. Die TTBL hat nämlich gegen Truls Moregardh und Lin Yun-Ju eine harte Strafe wegen Verstoßes gegen die Lizenzbedingungen verhängt. Weil sie für einen TTBL-Einsatz nicht mehr geplant waren, beantragten sie und der Club eine Auflösung ihrer Lizenzverträge, allerdings ein paar Tage nach Ende der Wechselfrist. Trotz der Ablehnung der TTBL spielte Moregardh für einen schwedischen Verein. Daraufhin wurde er laut Satzung für zehn Spiele gesperrt und mit einer 10000-Euro-Strafe  belegt. Lin droht Vergleichbares nach einem Einsatz in der japanischen Liga.

Die pikante Zusatz-Note: Hätten sie ihren Wechsel fristgerecht beantragt, wären sie im Pokalfinale gegen Düsseldorf gar nicht spielberechtigt gewesen. Verwunderlich aber, dass die Sperren erst in der nächsten Saison wirksam werden sollen. Demnach können beide in der TTBL wie in der Championsleague ungeniert weiterspielen. Und der i-Punkt auf das Ganze: Der TTC-Vorsitzende Florian Ebner, der den neu gegründeten Verein vor anderthalb Jahren aus dem Stand per Wildcard in die Bundesliga gehievt hatte, droht  jetzt mit dem Rückzug aus dieser, falls die angekündigten Sanktionen nicht zurückgenommen werden. Ein Rechtsverständnis, das nicht jeder Tischtennis-Fan verstehen muss. Bleibt nur zu hoffen, dass die Partie das werden kann, was sie ohne diese Begleitumstände auch geworden wäre: ein spannender Kampf auf sportlich hohem Niveau und vor einem fairen Publikum, bei dem alle politischen und juristischen Hintergründe außen vor bleiben.

Bleibt nur noch die Frage, spielt Kilian Ort oder nicht? In Grünwettersbach fehlte er wegen Rückenproblemen. Wozu die Mannschaft mit ihm und Basti Steger fähig ist, hat sie in dieser Runde mehrfach bewiesen. Am vergangenen Dienstag war er beim TTBL-Magazin „2. Phase“ des Streaming-Senders spontent.live anderthalb Stunden lang zu Gast. Dort antwortete er auf die Frage nach den Verletzungen in seiner Karriere nur, „das würde den Rahmen dieser Sendung sprengen.“  Ansonsten war es eine bemerkenswerte Präsentation des Königshöfer Vorzeige-Athleten. Auch beim Showkampf gegen den Moderator Richard Scharmann machte er eine gute Figur – allerdings im Sitzen an einem Mini-TT-Tisch mit Minischlägern und nur bis fünf. Da war aber  noch eine Woche Zeit.