TSV gegen den Meisterschafts-Geheimtipp

TTBL

Kilian Ort unter der Woche mit, am Sonntag gegen seinen DTTZ-Trainer Lei Yang

Bad Königshofen (rd) Nach der Pflicht mit dem hauchdünnen Auswärtssieg in Jülich (Kilian Ort: „Wir haben oft genug unglücklich verloren, da durften wir auch mal etwas Glück haben“) geht es für den TSV Bad Königshofen in die Kür, ins drittletzte Spiel seiner zweiten Bundesliga-Saison. Die dritte hat er inzwischen mit 12:22 Punkten und Platz 7 auch rein rechnerisch abgesichert, komme was wolle. Allerdings ist diese Kür eine vermutlich knüppelharte und schwere mit hohen Hürden. Es geht gegen die drei Ersten der Tabelle: Bergneustadt (3./24:8/H), Ochsenhausen (1./26:6, H) am 10. März und Düsseldorf (2./26:6/A) am 17. März. Gewinnt Bergneustadt wie jedes Mal bisher in der Liga und im Pokal gegen Bad Königshofen, dann ist der Mannschaft aus dem Oberbergischen Kreis in NRW die erste Teilnahme an den Play-Offs in ihrer Vereinsgeschichte kaum noch zu nehmen.

Der mit dem TSV in mehreren Details vergleichbare reine Tischtennisverein wurde 1946 vom Chef einer Reifenfirma gegründet und schaffte 2013/14 den Aufstieg in die erste Liga – mit dem Eigengewächs Benedikt Duda. Teammanager ist sein Vater Heinz Duda. Um ihn herum baute man eine vorwiegend mit deutschen Spielern besetzte Truppe auf. 2016/17 waren es noch vier (Duda, Walther, Mengel, Schreiner), heute ist man auch europäisch und Duda der einzige. Mit dem Ziel, sich „an die Play-Off-Plätze herantasten“, ging man in die Saison. Seit dem dritten Spieltag, der erste war frei, belegte man immer einen dieser vier begehrten Plätze. Es passt eigentlich alles in dieser Runde bei den Oberbergischen. Mit der Verpflichtung des Briten Paul Drinkhall stimmte die Mischung. Sie ist in der Relation Aufwand und Ertrag die beste der TTBL. Duda (WR-45.), der Einser, kam bisher auf 16:10 Siege, der Zweier Drinkhall auf 6:9 (meistens gegen die Einser), aber auch sechs Siege in sieben Doppel-Einsätzen. Der Spanier Alvaro Robles (WR-54.) ist mit 12:5 der beste Dreier der Liga. Kilian Ort: „Er war noch nie so stark wie heuer.“ Und zu „Benne“ Duda: „Keiner von uns hat jemals gegen ihn gewonnen.“

Von sieben Schlussdoppeln haben die „Schwalben“ sechs gewonnen, sechs Mal mit 3:2. Das nennt man Stehvermögen und gute Nerven! Die Erfolgsformel heißt also Mischung: „Sehr guter Spitzenspieler plus guter zweiter plus sehr guter dritter Mann plus alle sehr gute Doppelspieler ergibt sehr gute Play-Off-Platzierung.“ Es wäre ihr sogar eine Wachablösung von Düsseldorf zuzutrauen. Hinzu kommt das mit den Erfolgen ins schier Unendliche gewachsene Selbstvertrauen. Es macht einfach stark hinten raus, wenn man weiß: Duda spielte sieben Mal fünf Sätze, gewann sechs davon. Drinkhall spielte sieben Mal fünf Sätze Doppel, gewann sechs. Und Robles spielte sieben Mal fünf Sätze Einzel und gewann sechs, sechs Mal fünf Sätze Doppel und gewann fünf. Vergleichbares hat keine zweite Mannschaft vorzuweisen.

Genau in diesem Bereich liegen die Unterschiede, die die Gäste zum klaren Favoriten in diesem Spiel stempeln. Denn mit den fünften Sätzen in fünften Spielen haben die Königshöfer heuer so ihre Probleme. Fünf von sieben wurden verloren. Das macht zehn Punkte. Mit der Bergneustädter Quote wäre man auch ganz oben dabei. Was aber auch den Rückschluss zulässt, dass ansonsten vieles im Lot ist. Beim letzten Spiel in Jülich meinte man zum ersten Mal von Beginn an einen richtigen Rucksack auf dem Rücken eines jeden Spielers zu sehen. Diese klare Favoritenrolle war eben doch etwas Ungewohntes. Umso bemerkenswerter, dass sie am Ende enorme kämpferische Qualitäten entwickelten, große Rückstände aufholten und jeder einen Beitrag zum Sieg lieferte.

Kilian Ort, der mit Maximalbeitrag: „Als ich mein Spiel doch noch rum gerissen hatte, dachte ich, das Andere regelt der Mizuki. Dann hat Devos weit über seine derzeitigen Verhältnisse gespielt und ihn geschlagen. Das kann vorkommen. Da war er am Boden. Umso höher schätze ich es ein, wie souverän er dann gegen Allegro gewonnen hat. Es war für uns etwas Neues und somit schwer, als Favorit ins Spiel zu gehen. Es ist aber auch eine Qualität zu gewinnen, wenn man nicht gut spielt. Und die Qualität zeigt sich in den engen Spielen. Da ist Mühlhausen einen Tick besser als wir und wir einen Tick besser als Jülich. Gerettet hat uns unser Kampfgeist.“

Diese Woche spielten sie bei den Portugal Open. Ort zu Bergneustadt: „Dieses Jahr schöpfen sie ihr Potenzial voll aus. Mit Lei Yang haben sie nun einen Coach, der das letzte Wort hat und nicht, wie schon vorgefallen, die Spieler die Aufstellung bestimmen. Er hat schon Roßkopf und Boll geschlagen, ist zurzeit auch Trainer im DTTZ und somit auch für mich zuständig. Das wird sicher kein Nachteil für Bergneustadt sein. In Portugal hat er mich noch gecoacht.“