Der TSV Bad Königshofen gewinnt sein Heimspiel mit 3:2 gegen die personell gehandicapten TTF Liebherr Ochsenhausen
Bad Königshofen Es gab gewiss schon andere Schlachten zwischen dem renommierten Spitzenverein TTF Liebherr Ochsenhausen und dem TSV Bad Königshofen, der in der vergangenen Saison die „Ochsen“ nach zwei Siegen auch in der Tabelle überflügelt hat. Eines vorweg an dieser Stelle: Es ist anzunehmen, dass die Gastgeber gegen die Oberschwaben in deren Bestbsetzung, also mit Calderano und Gauzy, zwei olympischen Medaillengewinnern von Paris, kaum gewonnen hätten. So betrachtet ordnete der TSV-Geschäftsführer Matthias Braun diesen zweiten Saisonsieg „irgendwie als geklaute zwei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt“ ein. Und fügte hinzu: „Es war natürlich auch unser Glück. Wenn sie komplett sind, haben wir wahrscheinlich keine Chance.“
Andererseits waren diese beiden Weltklasseleute bei den zwei Königshöfer Siegen in der vergangenen Saison dabei. Aber eben noch nicht dieser japanische Ausnahmespieler Shunsuke Togami (23), aktuell die Nr. 17 der Welt. Gegen den weder Filip Zeljko noch Jin Ueda eine Chance hatten. Und noch mal andererseits ist es auch kurios, dass „so ein reicher Verein“, so Braun, „mit einem unlimitierten Etat, noch weitere Weltklassespieler im Kader hat und dann doch seinen Trainer im Einzel und Doppel aufbieten muss.“ Wenn die Königshöfer eine ganze Vorrunde in der vergangenen Saison nur drei spielfähige und -berechtigte Spieler hatten und sich durch kämpften, bis auf Rang drei im Mai, müsste das Ochsenhausen seriöserweise auch schaffen.
Für die Zuschauer und für die TSV-Spieler war es somit eine etwas zwiespältige Situation: Einerseits froh sein über zwei halbschwer erkämpfte Punkte, andererseits die Fans zu ihrem Sonntagnachmittag-Vergnügen in der „Shakehands-Sauna“ kommen lassen. Die wiederum beschwerten sich nicht. Die überschäumende Freude wie nach sonstigen Siegen war´s diesmal aber auch nicht.
Die Gastgeber selber und die Gäste hatten es mit ihrem Aufstellungspoker geschafft, Basti Steger an 3 den leichten Sieg gegen TTF-Trainer Bogdan Pugna zu ermöglichen, während Jin Ueda und Filip Zeljko ganz schön rackern mussten. Fünf Sätze benötigte Ueda (32) gegen das halb so alte Riesen-Talent aus Portugal Tiago Abiodun (16). Der hatte vor zwei Jahren schon einmal einen Trainingslehrgang in KÖN absolviert und Gefallen am Club und der kleinen Stadt gefunden. Nun landete er ebenso wie Togami in Ochsenhausen. Der Linkshänder ist einer jener hochtalentierten jungen Wilden, spielt mit 16 schon auf Weltklasse-Niveau, ähnlich dem Franzosen Felix Lebrun (17) und dem Schweden Borgar Haug (20), und wird vermutlich in absehbarer Zeit noch weiter vorne auftauchen.
Mit seiner hohen Emotionalität steckte er sogar den sonst so coolen Ueda an. Dass der aus einem 1:2-Satzrückstand erst mal raus kommen musste und mit seiner genialen Mentalität auch kam, gab die Inszenierung für den weiteren Spielverlauf vor. Bis kurz vor Ende des fünften Satzes war in diesem Match noch alles möglich. Und somit auch im gesamten Spiel. So dass der Hallensprecher und bewährte TT-Analyst Jürgen Halbig ebenso wie Ueda tief durchatmete und erklärte: „Das dürfte wohl das wichtigste Spiel des Tages gewesen sein“ und meinte in der Tat, „das entscheidende.“ Sehr gewagt freilich, bei den Wendemöglichkeiten, die es im Tischtennis immer wieder gibt.
Dass außer Fuldas Ovtcharov vielleicht kein zweiter diesen Togami würde schlagen können, unterstrichen Verlauf und Ergebnis dessen Partie gegen Filip Zeljko. Er gehört schließlich zum Top-Trio Japans und wurde Dritter bei den Asienmeisterschaften als bester Nicht-Chinese. Zeljko versuchte alles, gab alles, holte größere Rückstände auf, von 2:7 auf 7:7 und zwei Mal von 7:10 auf 10:10. Ochsenhausens Ausgleich konnte er aber nicht verhindern.
Die 2:1-Führung für Bad Königshofen sicherte anschließend Basti Steger im ungleichen Duell gegen Ochsenhausens neuen Trainer Bogdan Pugna (32, aus Rumänien), so dass es im Anschluss noch zwei Optionen zum zweiten Heimsieg gab. Bei der ersten war Jin Ueda ebenso zweiter Sieger gegen Togami wie zuvor Filip Zeljko. Dafür gab es seit langem wieder mal ein Schlussdoppel in der Arena zu sehen. In der vergangenen Saison wurde kein Doppel verloren. Und in der neuen auch nicht. Steger/Allegro hatten Abiodun/Pugna jederzeit klar unter Kontrolle: 3:0 und somit 3:2 für den TSV Bad Königshofen.
Der bereits diesen Mittwoch (19 Uhr) im DTTB-Pokal-Achtelfinale an selber Stelle den Post SV Mühlhausen erwartet. In diesem Wettbewerb könnte man auf kürzestem Weg, mit zwei Siegen, zu einem großen Auftritt beim Final Four im Januar in Neu-Ulm kommen, wo zuletzt 5000 Fans zuschauten.
TSV Bad Königshofen – TTF Ochsenhausen 3:2
Jin Ueda – Tiago Abiodun 3:2 (11:9/7:11/7:11/11:7/11:8)
Filip Zeljko – Shunsuke Togami 0:3 (9:11/7:11/11:13)
Bastian Steger – Bogdan Pugna 3:0 (11:3/11:4/11:3)
Ueda – Togami 0:3 (6:11/6:11/11:13)
Steger/Allegro – Abiodun/Pugna 3:0 (11:4/11:4/11:5)
Zuschauer: 300