Zwei Mal Weltklasse in Bad Königshofen

TTBL

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen mit Darko Jorgic und Maksim Grebnev aufeinander

TTBL
Freitag, 11. Februar, 19 Uhr:
TSV Bad Königshofen – 1. FC Saarbrücken-TT
Sonntag, 13. Februar, 15 Uhr:
TSV Bad Königshofen – TTC Neu-Ulm

Bad Königshofen (rd) Mit den Siegen gegen zwei Konkurrenten um den Klassenerhalt (Grünwettersbach und Bad Homburg) hat sich die Situation des TSV Bad Königshofen (14:18) in der TTBL trotz der Personalprobleme, bei gleich bleibender Position 8, erheblich verbessert. Stand heute beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsränge sechs Punkte, der Rückstand auf das Play-Off-Halbfinale sogar nur vier. Die Ankündigung von TSV-Manager Andy Albert unmittelbar nach Spielende in Bad Homburg letzten Sonntag war natürlich aus den momentanen Glücksgefühlen heraus geboren: „Jetzt gewinnen wir am kommenden Wochenende beide Spiele, dann werden die Ziele neu formuliert, greifen wir die Play-Offs an und dann die Championsleague.“

Im Alltag wieder angekommen, sah er aber auch die noch sechs ausstehenden Spiele, in denen zwölf Punkte zu vergeben sind: „Sechs Punkte nach unten sind viel, aber noch nicht genug. Vier Punkte nach oben sind wenig, aber auch sehr viel bei den Kalibern, die dazwischen liegen. Wenn wieder alle fit wären, könnten wir die eine oder andere Überraschung schaffen.“ Die Hoffnung, dass Bastian Steger wieder einsatzfähig ist, „stirbt zuletzt“, so die Aussage des in Düsseldorf lebenden Zugpferds der Mannschaft am Sonntagabend. Auf ihn musste man zuletzt fünf Spiele wegen Corona verzichten. Da er mit heftigeren Symptomen zu kämpfen hatte, ist seine Rückkehr nicht so selbstverständlich wie bei vielen anderen Infizierten. Als er von Koji Itagakis Quarantäne erfuhr, setzte er sich spontan ins Auto und kam nach Bad Homburg zum Coachen. „Das hat die Mannschaft etwas beruhigt und gleichzeitig gepusht“, wollte Albert erkannt haben. Steger traf gestern in Bad Königshofen ein. Über seinen Einsatz wird sehr zeitnah zum Spiel entschieden.

Andy Albert, Ur-Königshöfer, lebt zurzeit ein sehr arbeitsintensives Leben. Bei einem Mediamarkt ist er Abteilungsleiter für Großkunden in Teilzeit. Bei der TSV Bad Königshofen Tischtennis-GmbH fungiert er zusammen mit Udo Braungart als Geschäftsführer. Er leitet den Shakehands-Club, in dem sich ambitionierte, junge Tischtennisspieler aus der ganzen Welt, zurzeit aus Asien, Südamerika und Nordafrika, von Koji Itagaki ausbilden lassen. Als Manager betreibt er Sponsorenpflege, stellt den Etat und den Kader zusammen mittels seines weltweiten Netzwerks. Und er ist vom Entscheidungsträger bis hin zum Chauffeur-Dienst für die Mannschaft, zu Auswärtsspielen, zu Bahn und Flugzeug, Mädchen für alles. Seit ein paar Monaten betreibt er noch an den Wochenenden  an seinem Wohnort Schweinshaupten eine Gastwirtschaft, die er überwiegend durch Eigenleistung nach über 30 Jahren aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt hat.

Mit dem 1. FC Saarbrücken TT kommt am Freitag der aktuelle Tabellenzweite (26:6) ins Grabfeld, am Sonntag der Siebte TTC Neu-Ulm (16:16). Die Parolen, mit denen die Saarländer in den sozialen Medien werben, könnten auch für den TSV Bad Königshofen gelten, nur etwas demütiger: „Weltklasse-Tischtennis – mit dem 1. FC Saarbrücken TT ist das Realität. Erlebe die besten Spieler der Welt in Saarbrücken! Sei dabei und unterstütze unser Team beim  Kampf um Punkte!“ Gewiss ist die TTBL nach der chinesischen die zweitstärkste Liga der Welt mit den meisten Top-100-Spielern der Weltrangliste.

Saarbrücken konkurriert seit etwa drei Jahren mit Düsseldorf erfolgreich um die Vorherrschaft im deutschen Tischtennis, wurde 2020 Deutscher Meister, 2021 Vize-Meister und im Januar 2022 Pokalsieger. Trainer Wang Zhi stehen mit Patrick Franziska (WR-16.), Shang Kun (spielt keine Weltcup-Turniere) und Darko Jorgic (WR-28.), drei der besten Spieler der Welt zur Verfügung. Selbst mit Tomas Polansky, Simon Berglund und Manav Vikash Thakkar wäre man noch konkurrenzfähig.

Als Andy Albert 2016 für die erste Bundesliga-Saison den 17-jährigen Slowenen Darko Jorgic aus der zweiten italienischen Liga (Carrara) verpflichtete, war dieser irgendwo zwischen 200 und 300 der Weltrangliste und nahezu unbekannt. Dann schlug er ein wie ein Komet, mit einer hoch positiven Bilanz – in der Hinrunde. Beim Rückspiel in Saarbrücken Ende Januar wurden die Königshöfer überrascht, als „ihr“ Jorgic in der Halle als Neuzugang für die nächste Saison vorgestellt wurde. Von da an gelang ihm nur noch wenig. Er hatte sich ebenso pudelwohl gefühlt in der familiären TSV-Atmosphäre wie heute Maksim Grebnev. „Markante Parallelen zu Darko Jorgic, in  jeder Hinsicht“, will Albert erkannt haben und meint damit die Veranlagung und Zukunft von „Maxi“, mit dessen Unterschrift sein neuer Verein TTC Neu-Ulm sogar noch früher in die Medien gegangen ist: Mitten in der Phase, in der er nach einer schweren Sprunggelenksverletzung mühsam aufgepäppelt wurde und nur zwei Spiele ausfiel.

Es ist schon eine sonderbare Konstellation, dass der Ausbildungsverein TSV binnen 44 Stunden mit den Vereinen in sportlichen Wettstreit tritt, die über schier unbegrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten verfügen und ihn im Werben um die hoffnungsvollen Talente Jorgic und Grebnev ausstachen – völlig normal und legal im Profisport. Mitwirken wird Darko Jorgic mit Königshöfer Vergangenheit und Saarbrückener Gegenwart. Und der amtierende Doppel-Europameister Maksim Grebnev (20), der noch maximal sechs Einsätze für die Rhön-Grabfelder hat und dann nach Neu-Ulm wechselt, wo sein russischer Trainer Dmitrij Mazunov ihn und seine fast gleichaltrigen Kumpels Sidorenko und Katsman zu Medaillen bei Olympia 2024 in Paris führen will. Vielleicht kommt es ja sogar zum Duell Grebnev gegen Jorgic, am Sonntag sehr wahrscheinlich zu Grebnev gegen einen seiner Doppel-Partner als Europameister der Männer (Katsman) und der U21 (Sidorenko) – vielleicht sogar gegen beide, wenn es zum Doppel kommt. Bis zu 400 Zuschauer bekommen Einlass.