TSV verliert nach großem Kampf

TTBL

Nach der Niederlage in Grünwettersbach sind die Chancen für den TSV auf die Play-offs nur noch geringer Natur

Bad Königshofen (rd) Nach dem Sieg am Freitag gingen die Königshöfer am Sonntag mit einem Ziel in dieses Alles-oder-Nichts-Spiel in Karlsruhe: Es zu gewinnen, damit auf Platz 4 vor- und das Tor zum Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft weit aufzustoßen. Nach dreieinviertel Stunden Kampf und Leidenschaft war der Traum – immer noch nicht – ausgeträumt. Eine Minimalchance besteht noch, wenn fünf andere Konkurrenten entsprechend mitspielen und man selber in Neu-Ulm gewinnt. Spannender geht nicht. Es hatte aber nicht sollen sein. Die Ausgänge der Sätze in drei der vier Einzel zeigen, dass das Ergebnis auch umgedreht hätte ausfallen können, die Spielverläufe erst recht.

Bei den Gästen bekam Abdel-Kader Salifou den Vorzug vor Filip Zeljko, weil er beim Hinspiel-Sieg (ohne den verletzten Steger) beide Einzel gewonnen hatte. Gegen Wang Xi hatte er in dem von der Taktik geprägten und  daher nicht von den Sitzen reißenden Spiel trotz heftiger Gegenwehr das Nachsehen. Die Dramatik des gesamten Spiels begann allerdings schon im allerersten Satz. In dem Salifou ab 7:10 vier Satzbälle abwehrte, einen selber hatte und 12:14 unterlag. Mit viel Kurz-kurz-Spiel ohne die attraktiven Elemente, die sie sehr wohl beherrschen, suchten beide den Erfolg, den Salifou nur im dritten Satz hatte. Im vierten zog Xi von 5:5 auf 11:5 davon und besorgte die nicht unerwartete Führung für die Hausherren.

Womit die Partie Dang Qiu gegen Bastian Steger bereits vorentscheidende Bedeutung bekommen sollte. Es war auch die Wunschformation der Grünwettersbacher, die beim Taktieren und Verschieben der Positionen herauskommen sollte. Qiu spielte bisher meistens auf der 3, diesmal an 1. Andererseits hätte TSV-Headcoach Itagaki lieber Kilian Ort gegen Wang Xi gesehen, den er schon drei mal schlagen konnte. Das Pokern gewann die Gastgeber also ebenso wie am Ende das Spiel. Ob Ursache und Wirkung, bleibt dahingestellt. Der Penholder-Spieler Dang Qiu, der nach der Runde nach Düsseldorf wechselt, das Vorhand-Monster, gegen den Rückhand-Dominator: Es war ein Riesen-Tischtennisspiel, in dem Steger mit 2:1 Sätzen führte, von anfangs wacklig bis zunehmend souverän aufspielte und Qiu den Schlüssel bereits verloren zu haben schien. Aber was hat der schon, ebenso wie Steger, für Rückstände egalisiert und Wiederauferstehungen gefeiert! Den vierten Satz verlor Steger schon am Satzanfang (0:6). Und im fünften hatte ihm Qiu ab 2:2 den Stecker gezogen, ging nichts mehr – 2:0 für den ASV und der TSV steckte in der Zwickmühle.

Nach den ersten zwei Sätzen von Kilian Ort gegen den Slowenen Deni Kozul erst recht. Die hatte Kilian so was von vergeigt, dass er selber darüber erschrocken sein muss. Beispiel erster Satz: Von 8:5 zum 8:11. Auch der zweite ging weg, ohne erklären zu können, warum. Es war ein komisches Spiel, die Punkte wurden überwiegend durch Fehler gemacht. Im dritten Durchgang stieg das Wasser immer höher, und keine Rettung schien in Sicht – 0:4 und 5:8. Oberkante Unterlippe Ort war es bei 9:9 in Satz drei und 9:9 auch in Satz vier. Dass Kilian beide gewann, zeugt von seiner gewachsenen Nervenstärke und von Deni Kozuls Angst vor dem Gewinnen. Er hätte schließlich den Sack zumachen können, was auch seiner Bilanz (4:11) gut getan hätte. Im fünften Satz schien er von Kilians Tischtennis-Tischfeuerwerk geblendet und mit dem Selbstbewusstsein am Ende. Was vorher beim Könighshöfer nicht nur schwer aussah, sondern auch war, das flutschte jetzt nur so dahin zum 11:2. Der TSV war zurück im Spiel.

Mit dem Einser-Duell Wang Xi gegen Bastian Steger. Dass der jemals zwei Spiele an einem Tag verloren haben soll, daran kann sich in Bad Königshofen niemand erinnern. Es wurde dann auch ein  Wahnsinns-Tischtennisspiel, in dem beide alles raus hauten, was in ihnen steckt. Steger ging es anders an als Salifou: Mit dem technischen Rüstzeug ausgestattet, wie man diesem Abwehrspezialisten mit Angriffsqualitäten, mit Außennoppen auf der Rückhand und mit seinen 35 Jahren ebenso gut auf den Beinen wie Bastian Steger. Die Grünwettersbacher wissen schon, weshalb sie ihm einen neuen Vertrag gegeben haben, in dem ihm eingeräumt wird, selber zu bestimmen, wie lange er eines Tages spielen oder aufhören und/oder als Trainer arbeiten will. Einen Sieger hätte dieses Spiel nicht unbedingt gebraucht, so ausgeglichen war es. Doch da machen die Regeln nicht mit, weder in einzelnen Matches noch im gesamten Spiel. Dieses hätte sich geradezu angeboten. Drei der vier Sätze endeten mit dem Minimal-Vorsprung von zwei Punkten. In zwei der drei von Xi gewonnenen hatte Steger Satzball. Auch hier schwappte das Glück hin und her und übernahm die Regie. Nur: Spannend sind viele Spiele. Dieses war nicht nur hochdramatisch, sondern auch hochklassig.

Ergebnisse:
ASV Grünwettersbach – TSV Bad Königshofen 3:1
Xi Wang – Abdel-Kader Salifou         3:1 (14:12/11:7/7:11/11:5)
Dang Qiu – Bastian Steger                3:2 (11:7/7:11/6:11/11:7/11:2)
Deni Kozul – Kilian Ort                      2:3 (11:8/11:7/9:11/9:11/2:11)
Xi Wang – Bastian Steger                  3:1 (9:11/13:11/14:12/11:8)