Bad Königshofens Angstgegner könnte zur rechten Zeit kommen

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Sonntag, 20. Dezember, 15 Uhr:
TSV Bad Königshofen – 1. FC Saarbrücken TT

Bad Königshofen (rd) Was birgt dieses letzte Spiel des Jahres doch für Besonderheiten und Attraktionen in sich, die im Normal- und nicht Corona-Fall eine proppenvolle Shakehands-Arena garantieren würden. Da hatte doch der Gastgeber im Vorfeld für Eigenwerbung erster Güte gesorgt, indem er zum ersten Mal in seiner Bundesliga-Geschichte drei Spiele in Folge, gegen Ochsenhausen (3:2), Grenzau (3:0) und Bad Homburg (3:2), gewinnen und das Punktekonto auf 10:10 ausgleichen konnte. Womit man dem sportlichen Minimalziel der Saison „Klassenerhalt“ um ein beträchtliches Stück näher gekommen sein sollte. Und in dieser Saison kommt kurz vor Weihnachten mit dem 1. FC Saarbrücken TT der amtierende Deutsche Meister ins Grabfeld, was, wären es normale Zeiten, ein Weihnachtsgeschenk für den TSV-Kassier gewesen wäre. Letzte Empfehlung des Meisters: Der 3:0-Sieg in Düsseldorf war eine Demütigung des Serienmeisters Borussia. Dabei gewannen Franziska gegen Boll 3:0, Jorgic gegen Källberg 3:2 und Shang Kun gegen Karlsson 3:2 – das Anblasen zur Aufholjagd.

Die Saarländer stehen einen Rang vor den Grabfeldern. Im Fall eines Heimsiegs könnte man mit ihnen gleichziehen. Was ebenso ein Novum wäre, mit einem positiven Punktestand und in der vorderen Tabellenhälfte die Vorrunde zu beenden. Wobei man auch so schon zum Jahreswechsel mit diesen fünf Siegen besser da steht als je zuvor in der Bundesliga. Eine weitere Besonderheit: Saarbrücken hat einen Spieler mit Königshöfer Stallgeruch in seinen Reihen. Der Slowene Darko Jorgic kam im Sommer 2017 als 17-jähriger Nobody zum frisch gebackenen Bundesligisten TSV. Manager Andy Albert hatte ihn in seinem Riesen-Netzwerk bei Carrara, einem italienischen Zweitligisten, entdeckt und ins Grabfeld geholt. Bei seinem ersten Interview mit dieser Zeitung Anfang August 2017 im Symposion beantwortete er die Frage nach seinem Ziel kurz und bündig: „Bester Spieler der Welt sein.“

Für den Jungen war die TSV-Familie genau die richtige erste Station auf seinem Weg zu internationalem Ruhm. Er entwickelte sich sehr schnell zur Bundesliga-Reife. Doch anfangs schmunzelte die nationale Konkurrenz. Die Boygroup mit Ort (21), Oikawa (20), Zeljko (19) und Jorgic (17) wollte mit der zweitstärksten Liga der Welt in Konkurrenz treten. Gut, Absteiger sollte es in jener Saison keine geben. Doch spätestens nach dem ersten Auswärtssieg in Düsseldorf war der Respekt da. Den hatte sich auch jener Jorgic erworben und die Gier der finanzstarken Vereine geweckt. Noch ehe irgendwo sonst ein Wechsel bekannt wurde, war die Unterschrift von Darko Jorgic auf dem Vertrag für die kommenden Jahre längst getrocknet: Beim 1. FC Saarbrücken TT. Was die Königshöfer damals besonders düpierte: Ein paar Minuten vor seinem ersten Spiel in der Rückrunde im Januar 2018 in Saarbrücken verkündeten die Gastgeber genau diesen Jorgic als Neuzugang. Bis dahin hatte er eine Bilanz von 10:5, danach von 3:7. Seine Zuneigung zum TSV hat er inzwischen schon oft bekundet, Kontakte bestehen nach wie vor. Das lässt er sich nicht nehmen.

Doch FC-Manager Erwin Berg ist noch schneller geworden in Sachen Vertragsunterzeichnung. Anfang dieser Woche ließ er vermelden, dass er mit Darko Jorgic und Patrick Franziska bis Juli 2023 verlängert hat. So viel zum Wert und zur Wertschätzung von Darko Jorgic, der inzwischen von Rang 278, als er zum TSV kam, auf 31 der Weltrangliste geklettert ist. Er wurde Deutscher Meister mit der Mannschaft und spielt seine dritte Saison in der Championsleague. In einem halben Jahr vertritt er Slowenien ebenso bei Olympia in Tokio wie Patrick Franziska zusammen mit Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov Deutschland und Bad Königshofens Filip Zeljko als vierter Mann von Kroatien.

Noch stärker als Jorgic und Franziska (WR-16.), die natürlich favorisiert, aber nicht unschlagbar sind (Bilanz je 6:4), ist der Chinese Shang Kun (10:3). Der 30-jährige Linkshänder ist Weltcup-abstinent und deshalb mit Rang 0 in der Weltrangliste geführt. Als Doppelspezialist und U21-Einzel-Europameister ist der Tscheche Tomas Polansky (22) vierter Mann. Franziskas erster Verein war wie der von Timo Boll der TSV 1875 Höchst. Er und Jorgic spielten in der China-Bubble und dürfen sich als DM-Titelverteidiger und derzeitiger Fünfter keinen Ausrutscher mehr erlauben.

Aber Spieler dieser Qualität sind Druck gewöhnt, empfinden ihn sogar als leistungsfördernd. Doch selbst wenn alle nur denkbaren Parameter die Gäste zum hohen Favoriten stempeln, ist nicht unmöglich, dass sie gegen die zuletzt so überzeugenden Steger, Ort und Zeljko oder Salifou ins Straucheln geraten. Wenngleich dazu beim TSV aber auch alles und bei den Gästen wenig passen müsste. Schließlich ist der 1. FC Saarbrücken TT doch die einzige Bundesliga-Mannschaft, gegen die der TSV Bad Königshofen noch nie gewinnen konnte. Geht die Aufholjagd weiter oder nutzt der TSV kurz vor Weihnachten die Gelegenheit, mit solchen Altlasten aufzuräumen?