Der TSV ist so stark wie nie, aber auch stark genug?

TTBL

Bad Königshofen (rd) In seine zehnte Profi-Saison, die sechste in der 1. Tischtennis-Bundesliga, geht der TSV Bad Königshofen diesen Sonntag um 16 Uhr in der Shakehands-Arena. Zu Gast ist der SV Werder Bremen mit dem Weltmeister im Doppel Mattias Falck, dem vorherigen Vizeweltmeister im Einzel. Die Hanseaten vertrauen ihrem Top-Trio der letzten Saison mit Falck, Kirill Gerassimenko und Marcelo Aguirre. Hunor Szöcs wurde durch Cristian Platea, vorher Grenzau und Saarbrücken, ersetzt. Sie bleiben damit eine der wenigen Mannschaften (Mühlhausen, Ochsenhausen, Mainz) ohne einen deutschen Spieler. Die vergangene Saison beendete das Team von Trainer Cristian Tamas als Neunter, einen Platz und zwei Punkte hinter dem TSV. Pandemie-bedingte Einschränkungen für die Zuschauer gibt es, im Gegensatz zur vergangenen Saison, nicht. Wie die Geschäftsstelle versicherte, werden alle Anstrengungen unternommen, um an die Kapazitätsgrenze zu gehen und allen Interessierten, auch über die Tageskasse, Einlass zu gewähren.

Wieder einmal durfte man in der Saison 21/22 nur eine Zeit lang an die begehrten Play-Off-Plätze 1 bis 4 schnuppern. Der Grund: Die zwei Spitzenspieler Bastian Steger und Kilian Ort fielen wegen Corona und einer Verletzung zusammen genommen mehr als eine Saisonhälfte aus. Auf ein Neues, möchte man meinen. „Warum nicht“, trauten sich öffentlich Zwei zu sagen, deren Muttersprache Japanisch ist. Der Headcoach Koji Itagaki und der Neuzugang Yukiya Uda sind sich einig, heuer den Bock umzustoßen zu können.

Was ist für den TSV in der sechsten TTBL-Saison möglich?

Von den Weltranglistenpositionen der fünf Spieler her sind die Play-Offs eine sehr gewagte, wenn nicht gar unrealistische Prognose. Von den Top 40 der Weltrangliste werden sich 20 im Lauf der Saison in der Shakehands-Arena vorstellen. In der Addition der Platzierungen von je fünf Spielern liegen neun der zwölf Teams vor dem der Königshöfer. Diese haben aber schon mehrfach Weltranglisten-orientierte Prognosen für Spielausgänge auf den Kopf gestellt. Uda und Itagaki könnten durchaus Recht haben, wenn alle fünf Spieler immer gesund und fit zur Verfügung stünden. Doch Manager Andy Albert hat bereits vergangene Woche in einem Brief an die Sponsoren die ersten Hiobsbotschaften überbracht. Zunächst sei er optimistisch gewesen, haben doch Filip Zeljko und Martin Allegro gute Leistungen bei den European Championships in Müchen gezeigt.

Dann aber hätten ihn negative Nachrichten erreicht. „Kilian Ort ist weiterhin verletzt und wird aller Voraussicht nach beim Auftakt fehlen. Yukiya Uda hat ein wichtiges Olympia-Qualifikationsturnier in Japan und wird uns deshalb in den ersten zwei Partien nicht zur Verfügung stehen.“Schließlich habe er mitbekommen, dass der japanische Verband Uda, seinen amtierenden Meister, für die anstehenden Weltmeisterschaften in China nicht nominiert hat. „Möglicherweise ist sein Wechsel zu uns bei der JTTA nicht so gut angekommen. Aber das sind lediglich meine Gedankengänge.“ Gleich ohne zwei solche Leistungsträger mussten die Königshöfer in keine der letzten fünf TTBL-Spielzeiten starten. „Dafür ist Bastian Steger nach eigenen Worten gut drauf und freut sich auf den Saisonstart.“ Deshalb, so Albert, könne mit dem Trio Steger, Zeljko, Allegro gerechnet werden.

Mit welcher Saison aber rechnet er selber? „Die eigentlichen Favoriten sind besser für solche Ausfälle gewappnet, können jeden nahezu gleichwertig ersetzen. Wir selber können nur hoffen, dass wir meistens unsere Wunschauswahl an den Tisch bringen können. Wenn wir es zudem öfter ins Entscheidungsdoppel schaffen, steigen unsere Chancen noch einmal. Wir haben jetzt auch Rechts-Linkshänder-Kombinationen und mit Yukiya Uda die aktuelle Nummer 1 der separaten Doppel-Weltrangliste. Dann könnte es unsere beste Saison werden.“

Wieder Düsseldorf oder wer sonst spielt um den Titel?

So wie sich der 1. FC Saarbrücken und vor allem der TTC Neu-Ulm verstärkt haben, wäre es fast schon eine Überraschung, wenn der mit 74 Titeln, u.a. 31 deutschen Meisterschaften, erfolgreichste deutsche Sportverein am Ende wieder ganz oben steht. Mit Kristian Karlsson hat er noch dazu den amtierenden Weltmeister im Doppel Richtung Frankreich, verloren. Doch Timo Boll, Anton Källberg, den frisch gekürten Europameister Dang Qiu, dazu Kay Stumper und Kamal Achanta zu unterschätzen, wäre unrealistisch.

Saarbrücken hat sich auf dem Markt sehr gut bedient, kann aus Patrick Franziska, dem Ex-Königshöfer Darko Jorgic, neuer Vize-Europameister, Tomislav Polansky, Shang Kun, Jin Takuya, Cedrik Nuytinck, Manav Thakkar, Olav Kosolovsky und Matthias Hübgen gleich zwei Meisterschaftsaspiranten stellen. Fulda, zuletzt in den Play-Offs, darf erneut eine starke Rolle zugetraut werden. Ochsenhausen will sich nicht noch einmal die Play-Offs von außen anschauen, hat freie Auswahl mit Gauzy, Jha, Akkuzu, Togami, Robles und Kulczycki. Selbst Grünwettersbach könnte für eine Überraschung sorgen, hat mit Xi Wang, Tiago Apolonia  (von Neu-Ulm), Ricardo Walther, Deni Kozul, Ryota Shimmyo, Alvaro Gainza, Louis Price und Aljaz Godec den größten Kader. Als Top-Favorit aber wird der TTC Neu-Ulm gehandelt, der die gesamte russische Nationalmannschaft mit Maksim Grebnev (von Bad Königshofen), Vladimir Sidorenko, Lev Katsman, und Nikita Artemenko sowie Trainer Dmitrij Mazunov unter Vertrag hat. Hinzu kommen Dimitrij Ovtcharov, als WR-7. der beste Nicht-Asiate der Welt, (von Gazprom Fakel Orenburg), Lin Jun-Yu (WR.6.) und das schwedische Super-Talent Truls Möregardh, Vizeweltmeister 2021. Diese Mannschaft kann sich eigentlich nur selber schlagen.

Welche Plätze bleiben übrig?

Realistisch betrachtet dürfte bei solchen Kalibern kein Platz unter den ersten Vier für den TSV Bad Königshofen sein. Sollte es wieder eine Saison in der Sicherheitszone der Liga sein, wäre schon viel erreicht. Schon mit Mühlhausen, Bergneustadt, dem heuer viel stärker aufgestellten Grenzau und Bremen mitzuhalten, wird schon eine schwierige Aufgabe. Der stärkste mögliche Tabellenletzte der TTBL aller Zeiten könnte der Aufsteiger FSV Mainz 05 werden. Kilian Orts Prognose, „es wird eine Hammersaison“ ist nichts hinzuzufügen.