Dieses Ziel formuliert Koji Itagaki für den TSV

TTBL

Bad Königshofen (rd) Der Kurdirektor Werner Angermüller, Gastgeber in der FrankenTherme bei der Kadervorstellung des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen und zugleich Werbepartner, brachte es auf den Punkt: „Die TTBL wird so stark sein wie nie durch die brutale Aufrüstung mehrerer Vereine. Aber es ist wie bei uns: Jede Veränderung bringt auch Chancen mit sich.“ In der Tat: Als Basti Steger vor drei Jahren zum TSV gekommen war, wurde von „Königstransfer“ gesprochen. Als Yukiya Uda (20), die Nummer 26 der Weltrangliste, im April verpflichtet wurde, wieder. „Inzwischen muss man das auf unsere Verhältnisse bezogen sehen“, relativierte der Manager Andy Albert, „wenn wir sehen, wen andere verpflichtet haben. Neu-Ulm zum Beispiel hat eine Woche später zusätzlich zur kompletten russischen Nationalmannschaft samt Trainer weitere vier Spieler aus den Top-15 der Weltrangliste verpflichtet.“

Die geladenen Sponsoren und Werbepartner im Kleinen Kursaal hatten am Ende der Präsentation der Mannschaft, der Interviews und der Zielangaben für die Saison wahrlich nicht den Eindruck, dass man hier bei der Maus vor der Schlange ist, sondern bei einem selbstbewussten Bundesligisten vor seiner sechsten TTBL-Saison. Die letzten Worte von Trainer Koji Itagaki auf die Frage nach dem für möglich gehaltenen TTBL-Platz in der neuen Runde, nachdem Neuzugang Martin Allegro sich mit „einen interessanten Platz“ sehr reserviert gehalten hatte: „The last four.“ Wobei jeder gleich spannte: Er hatte nicht die letzten, sondern die ersten Vier, einen Play-Off-Platz“ gemeint.

Was natürlich sehr mutig ist. Der Marketingleiter Bernd Knahn erinnerte daran, dass „wir hinter Borussia Düsseldorf auch unter Corona-Bedingungen die zweitmeisten Zuschauer in der Halle hatten, „während die noch die Kontingente an Freikarten für Sponsoren und Schüler mitzählen.“ Tischtennis ist also bestens angekommen in der Region Rhön-Grabfeld und Unterfranken. Albert: „Wir sind stolz darauf, der einzige bayerische TTBL-Club zu sein, der sich sportlich dafür qualifiziert hat.“ Mit Zahlen, die aufhorchen lassen, wartete der Hallensprecher Jürgen Halbig auf, der auch hier in Wort, Bild und Video durchs Programm führte. „Es ist kein Bisschen übertrieben, dass wir hier in Bad Königshofen Weltklassesport bieten. Von den zwölf Besten der neuen Weltrangliste spielen sieben in der TTBL, von den besten 20 sind es zehn und von den besten 40 sind es 19.“ Weltklasse sei zu Gast, „aber können wir selber denn da auch mithalten?“ Was könne man machen gegen einen Yin Yun Yu, einen Ovtcharov oder einen Darko Jorgic, der ja auch mal Königshöfer war.

„Ich glaube, wir haben was entgegenzusetzen“, heizte Halbig die Stimmung auf, ähnlich wie in seinem „Wohnzimmer“ Shakehands-Arena. „Hier sind sie“, und schon lief einer nach dem anderen im Laufschritt durch die Reihen aufs Podium. „Kilian Ort, 26 Jahre, Nr. 48 der Weltrangliste. Filip Zeljko, 28, Nr. 73, in seinem siebten Jahr beim TSV. Bastian Steger 41, Gewinner olympischer Medaillen, der in der Weltrangliste irgendwo zwischen 200 und 300 auftaucht, weil er keine WTT-Turniere mehr spielt und sich ganz auf den TSV konzentriert. Dann unser Neuzugang Martin Allegro, 25 Jahre, die Nr. 86 der Weltrangliste.“ Und dann lief dieser „Königstransfer“ ein, wobei nicht wenige starke Ähnlichkeiten mit Mizuki Oikawa entdeckten: Yukiya Uda aus Japan, 20 Jahre jung, Nr. 27 der Weltrangliste. Nicht unerheblich beteiligt an seiner Verpflichtung, lief zum Abschluss der Headcoach Koji Itagaki ein. „Es ist die schlagkräftigste Truppe, die wir je hatten“, gab Halbig seine Einschätzung kund.

Kilian Ort bekam vom Interviewer freigestellt, welche Frage er beantworten wolle, damit es ihm nicht so ergehe wie Toni Kroos nach dem Championsleague-Finale, als er von „besch…“ Fragen des ZDF-Reporters sprach, weil Liverpool verloren habe, obwohl es die bessere Mannschaft gewesen sei. Ort meinte, „ich mag ja Fußball und habe auch in der Jugend gespielt. Besser am Tischtennis als am Fußball gefällt mir, dass es ganz selten bis nie vorkommt, dass man besser ist und doch verliert.“ Was der Rücken nach der Verletzung vom WTT-Turnier in Lima (Peru) mache? „Schon besser. Auf Grund des Termindrucks fange ich oft zu früh wieder an. Ich bin jetzt 26 und weiß, dass man geduldiger sein muss.“ Und zur neuen WR-Platzierung: „Man ist dann nicht von heute auf morgen ein besserer oder schlechterer Spieler. Da steht halt nur eine andere Zahl vor dem Namen. Schau mer mal, wo die Reise hin geht.“

Filip Zeljko antworte auf Deutsch. Er, der auch von den Emotionen und der Publikumsunterstützung lebt, meinte zum Spiel vor null Publikum: „Die Fans haben mir gefehlt. Es hat nicht so viel Spaß gemacht. Ich hoffe, Corona kommt nicht stark zurück.“ Und zur Stabilisierung seiner Form typisch Zeljko-sympathisch: „Wie bei meinem Deutsch, ich werde langsam aber sicher besser.“ Dann kam der „Leitwolf“, Bastian Steger. Ob er vor drei Jahren gedacht hätte, dass er heute immer noch im TSV-Trikot hier stehe: „Von meiner Seite aus schon. Ich dachte, dass es etwas Längerfristiges werden könnte.“ Welchen Stellenwert nach sechs Jahren Düsseldorf, fünf Jahren Bremen oder vier Jahren Saarbrücken das Engagement in Bad Königshofen habe: „Es gibt eben Vereine, wo man sich wohler fühlt als anderswo. Ich muss einfach sagen, dass es mit hier ausgezeichnet gefällt in dieser familiären Atmosphäre. Der Kontakt mit den Sponsoren, den Helfern und Fans ist sehr eng. Bad Königshofen ist schon außergewöhnlich in der Bundesliga.“ Dass er keine WTT-Turniere mehr spiele, „sehe ich eher als einen kleinen Vorteil an.“

Martin Allegro ist die belgische Nummer 1, Neuzugang aus der zweiten französischen Liga. Er habe schon zwei Mal in Bad Königshofen gespielt, in der zweiten und ersten Bundesliga mit dem TTC Jülich und dabei ein Mal Kilian Ort geschlagen. „Ich freue mich darauf, nun diese fantastischen Zuschauern auf meiner Seite zu haben. Die Stimmung hier in der Halle ist einzigartig, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa.“ Der Sprung von der zweiten französischen Liga in die TTBL sei natürlich gewaltig, „auf Grund meiner Ergebnisse bin ich aber sehr zuversichtlich.“ Yukiya Uda, der amtierende japanische Meister, sei nach Deutschland gekommen, „weil die Gegner in der japanischen Profiliga auf einem nicht so hohen Level spielen.“ Er freue sich darauf, gegen stärkere Gegner zu spielen, um sich selber zu verbessern. Wovon er mit seinen 20 Jahren träume: „Mich für die WM und Olympia in Paris 2024 zu qualifizieren. Und dort möchte ich nicht irgendeine Medaille gewinnen, sondern die goldene.“