TSV siegt in Fulda Dank eines überragenden Bastian Steger

TTBL

Der Routinier ebnet mit seinen beiden Einzelsiegen den Weg für den Auswärtserfolg – Ort/Grebnev holen das entscheidende Doppel

Fulda (rd) Ein überragender Bastian Steger, aber auch eine geschlossene Mannschaftsleistung, weil alle Drei an den drei Punkten beteiligt waren, sorgten für diesen Sieg des TSV Bad Königshofen den TTC Fulda-Maberzell. Mit dem die Unterfranken den Ost-Hessen in die Suppe spuckten, was den Play-Off-Platz 4 angeht, sich selber aber auch einen großen Gefallen taten. Das Thema Abstieg sollte fürs Erste mal vom Tisch sein. Wäre jenes in jedem Spiel hart umkämpfte 0:3 vier Tage zuvor in Neu-Ulm nicht gewesen, stünden die Chancen auf diesen begehrten Platz 4 noch größer. Was noch überraschte und irgendeinen Prozentanteil am Erfolg hatte, war, dass es ein halbes Heimspiel für die Königshöfer wurde, weil sich doch etliche Tischtennis-entwöhnte Fans auf nach Fulda machten und, allen voran der TSV-Fanclub „Ping-Pong-Ultras“ mit Josef Weber als Frontman, für Stimmung in der Hubtex-Arena sorgten: Quantitativ zwar in der Unterzahl, Fan-qualitativ aber mit der größeren Intensität und Ausdauer.

Dabei mussten die Gäste zwei Mal einem Rückstand hinterherlaufen, was ihr Leitwolf Bastian Steger aber mit Bravour erledigte. Zunächst überraschte der Gastgeber-Trainer Qing Yu Meng damit, seinen Abwehrspezialisten Ruwen Filus, 34. der Weltrangliste, auf der Bank zu lassen und seinen Filius Fan Bo Meng (WR-241.) zusammen mit Quadri Aruna (WR-21.) und dem Neuzugang Alexandre Cassin (WR-143.) ins bedeutungsvolle Gefecht zu schicken. Vielleicht auch, weil er in der vergangenen Saison von Steger und Ort entzaubert worden war. Dafür durfte, wie man beabsichtigte, der Nigerianer Quadri Aruna, den Ort auch schon zwei Mal besiegen konnte, im Auftakteinzel gegen Maksim Grebnev ran. Mengs Rechnung ging auf. Grebnevs Mittel reichten nicht aus gegen den in Lissabon lebenden Routinier. Spektakulärer und emotionaler spielte zwar Grebnev, konstanter und fehlerfreier aber Aruna, so dass dessen 3:1 völlig in Ordnung ging. „Maxi“ lässt seine Fans lange zappeln, bis er ihnen endlich auch einmal seine Top-Form von internationalen Turnieren im Doppel beim TSV im Einzel präsentiert.

Also stand schon wieder Bastian Steger in der Pflicht, ein 0:2 zur Pause zu verhindern – gegen Fan Bo Meng, Mitglied des DTTB-Perspektivkaders wie Kilian Ort. Gegen Steger hatte Bo aber keinerlei Perspektiven zu gewinnen. In allen drei Sätzen zum 3:0 hatte Basti das Kommando. Besonders auffallend, dass er, wenn überhaupt mal Gefahr drohte, ein so großes Potenzial von Aufschlagsvarianten zum Einsatz brachte, dass Bo nie richtig ins Spiel fand. Selbst die Mimik von dessen Vater verriet beim Coaching zwischen den Sätzen und beim Time-out Ratlosigkeit. Steger (40) ist wie guter Wein. Er hat von dem Niveau seiner 20-er-Jahre, wie es scheint, keinen Deut eingebüßt, wird immer besser. Er war Herr im Kurz-kurz-Spiel, geht mit hohem Verantwortungs- und Team-Bewusstsein sowie mit hoher Identifikation mit dem TSV und der Mannschaft ans Werk – 1:1 zur Pause.

In dem richtungsweisenden Match für dieses Derby, ja vielleicht für die ganze Saison, musste Kilian Ort gegen den 23-jährigen Franzosen Alexandre Cassin antreten, eigentlich die Kragenweite eines Ort in bester körperlicher Verfassung. Hier verfügte Cassin aber über die Mehrzahl tauglicher Werkzeuge gegen Orts Spiel. Nicht so sehr von der Qualität und Auswahl der Schläge, sondern von der Beinarbeit. Aus dieser bezog er seine Vorteile und nutzte sie Sieg-bringend zum 3:1. Als Kilian im zweiten Durchgang drei Satzbälle bei 7:10 abwehrte und 12:10 gewann, mochten sich die Gäste wünschen, das sei ein, der Knackpunkt gewesen. Er war es nicht, wieder führte Fulda, 2:1.

Also Erneuerung des Auftrags an Bastian Steger: gegen Quadri Aruna (Bilanz 10:3) im Einserduell gewinnen und die Siegchance fürs Schlussdoppel ermöglichen. Mit einem Raketenstart von 11:1 fegte er den WM-Fünften von Houston im ersten Satz vom Tisch. Ruck-zuck stand es auch im zweiten Satz 8:3, am Ende aber nur 11:9. Im dritten lief einiges schief, doch im vierten war er bei 6:2 wieder auf der Siegerstraße, die aber noch ein schwerer Weg werden sollte. Bei 9:9 und zwei eigenen Aufschlägen, die gestern sein Gewinner-Werkzeug waren, machte er zu – 3:1 zum 2:2-Gesamtstand.

Also mussten es die beiden Verlierer Ort/Grebnev gegen die Rechts-Linkshänder-Kombination Cassin/Meng richten. Nach Stegers 100-Prozent-Beitrag die Chance zum von allen erreichten Mannschaftssieg. In diesem phasenweise hochklassigen Doppel hatte jeder des Quartetts mal seine Schwächephase. Bei den Königshöfern waren es besonders die Rückschlagfehler. Doch als im vierten Satz bei 8:8 und 9:9 nur noch ein paar Punkte zum Sieg fehlten, waren sie taktisch und mental obenauf, kämpferisch sowieso. Wenn am  Dienstag gegen Bad Homburg gewonnen wird und Fulda am Mittwoch gegen Düsseldorf verliert, dann ist man sogar punktgleich.

Ergebnisse:
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – TSV Bad Königshofen 2:3
Quadri Aruna – Maksim Grebnev     3:1 (11:9/7:11/11:5/11:7)
Fan Bo Meng – Bastian Steger          0:3 (6:11/5:11/9:11)
Alexandre Cassin – Kilian Ort            3:1 (11:7/10:12/11:6/11:8)
Quadri Aruna – Bastian Steger          1:3 (1:11/9:11/11:6/9:11)
Cassin/Meng – Ort/Grebnev             1:3 (9:11/11:7/7:11/9:11)