Maksim Grebnev freut sich auf Bad Königshofen

TTBL

Nach Passau und Bad Homburg geht der junge Russe seinen nächsten Karriere-Schritt – Er will viel siegen, um lange hier bleiben zu dürfen – Warum Geduld im Tischtennis so wichtig ist

Bad Königshofen (rd) Die Lücke, die durch den Abgang von Abdel-Kader Salifou entstanden ist, konnte für die nächste Saison geschlossen werden. Für den Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen wird in der Saison 2021/22 nach seiner Vertragsunterzeichnung am Donnerstag Maksim Grebnev antreten, zusammen mit dem bisherigen Stammtrio Bastian Steger – voraussichtlich – Kilian Ort und Filip Zeljko, deren Vertragsunterzeichnung noch nicht vorliegt. Wenn er und Zeljko sich um die Position 3 duellieren, kann das beiden und der Mannschaft nur zum Vorteil gereichen. Bekanntlich kann der Trainer für jedes Spiel neu entscheiden kann. Grebnev kam diesen Mittwoch zusammen mit Dmitri Mazunov, der die Trainingsgruppe in Neu-Ulm leitet, in der er trainiert, zur Vertragsunterzeichnung nach Bad Königshofen.

Maksim Grebnev spielte seit seinem siebten Lebensjahr bei seinem Heimat-Verein in Podporozje, einer Kleinstadt, 280 km nahe bei St. Petersburg. Er ist, nach Einschätzung von TSV-Manager Andy Albert, mit seinen 19 Jahren „ein Rohdiamant, von dem ich mir eine ähnliche Entwicklung erhoffe, wie sie Mizuki Oikawa oder Darko Jorgic bei uns vollzogen haben.“ Bei deren Verpflichtung als 17-Jährige hatte Albert ein gutes Näschen bewiesen. Beide kamen mit einer Weltranglisten-Position Mitte 200 und werden inzwischen im vorderen Drittel der Top 100 geführt. Diese Liste ist allerdings seit Corona-Ausbruch so gut wie eingefroren und besitzt nur noch statistischen Wert. Maksim Grebnev wird sogar nur an Nummer 558 notiert. Seine Punkte stammen ausschließlich von Jugend-Turnieren. Zusammen mit seinem Landsmann Lev Katsman gewann er 2019 bei der Jugend-Europameisterschaft im Doppel und mit dem Team die Gold- und bei der Jugend-Weltmeisterschaft die Silbermedaille. Sein Q-TTR-Wert liegt bei 2361. Maksim ist 1,72 m groß und wiegt 72 kg.

Außer einer weiteren guten Entwicklung sollte man von ihm beim TSV keine Wunderdinge erwarten. Er kam mit 14 Jahren nach Deutschland und wurde in einem TT-Zentrum in Saarbrücken ausgebildet. In der Saison 2019/20 spielte er in der 2. Bundesliga für den TTC Fortuna Passau mit einer 16:12-Bilanz. Beim Aufsteiger TTC OE Bad Homburg war diese noch laufende Saison seine erste in der TTBL. Bisher kam er auf eine 2:7-Bilanz. Was etwas konkreter für ihn spricht, sind die Siege gegen Tobias Rasmussen (3:2) und besonders gegen den Ex-Königshöfer und deutschen Mannschaftsmeister Darko Jorgic (3:1) sowie seine knappe 2:3-Niederlage gegen Timo Boll.

In Deuschland spielte Maxim bisher beim Zweitligisten TTC Fortuna Passau (2019/20), danach für  Bad Homburg. In der Begegnung mit dem TSV Bad Königshofen, die der TSV mit 3:1 für sich entschied, kam er nicht zum Einsatz. Als sein besonderes Hobby neben Tischtennis gibt er Fußball an. Natürlich als Stürmer, was seiner gesamten Mentalität entspricht. Wenig verwöhnt ist Maksim, was sein Lieblingsessen, „alles außer Champignons“, und seine Lieblings-Band oder -Sänger betrifft: „Alles was mir gefällt.“ Sein Lebensmotto: „Immer angreifen, immer kämpfen und nie aufgeben.“

Warum er ausgerechnet in seinem zweiten Bundesliga-Jahr nach Bad Königshofen gekommen sei?  „Zunächst, weil ich ein Angebot bekommen habe und mich sehr darüber gefreut habe. Ich verfolge diese Mannschaft und diesen Club nämlich schon einige Jahre und habe mitbekommen, dass dort eine sehr gute Stimmung herrscht und ein guter Zusammenhalt. Das hat sich alles vor einer Woche bestätigt, als wir mit Bad Homburg hier waren, und heute den ganzen Tag. Hier sind alle so lieb. Sie kennen mich doch noch gar nicht und haben mich alle so herzlich aufgenommen. Ich freue mich auf diese kleine Familie mit großer Seele.“  Darko Jorgic habe vor fünf Jahren bei dem vergleichbaren Interview zur Vertragsunterzeichnung als Ziel angegeben, „eines Tages der beste Spieler der Welt sein“ zu wollen. Wie das bei ihm aussehe? „Dieses Ziel hat jeder Spieler und das will ich auch sein. Nächste Saison möchte ich erst mal so viel wie möglich gewinnen, damit ich länger hier bleiben darf.“ Da Maksim weder Deutsch noch Englisch spricht, fungierte der TSV-Jugend-Trainer Olexsii Mesich als Übersetzer.

Was kann der TSV nun von Maksim Grebnev erwarten. Keiner kann darüber wohl mehr Auskunft geben als sein bisheriger Trainer Dmitri Mazunov. Er kennt Grebnev von der täglichen Trainingsarbeit und die TTBL in- und auswendig seit 1992 als Spieler und Trainer bei sechs verschiedenen Vereinen: „Maksim ist in seinem Jahrgang (2002) sicherlich einer der besten Spieler in Europa mit einem sehr guten Entwicklungspotenzial. Wenn ich ihn vorsichtig einschätze, denke ich eines Tages an Top 30 oder 20 in der Welt. Das geht aber nicht von heute auf morgen, er muss noch sehr viel und hart an sich arbeiten. Ich bin sehr froh, dass er bei diesem Verein unterschrieben hat. Hier kann er sehr viel lernen, zum Beispiel von einem Bastian Steger, im Sportlichen, aber auch wie man sich vorbereitet oder wie man reagiert während eines Spiels. Da gibt es so viele kleine Details, die er von  Bastian, aber auch von Kilian Ort lernen kann. Er ist sehr beweglich, sehr explosiv und sehr, sehr schnell auf den Beinen. Er muss noch mehr Stabilität in sein Spiel kriegen. Maksim ist mental schon recht stark und impulsiv, muss aber noch lernen, seine Emotionen in Griff zu bekommen. Das ist oft ein Problem bei jungen Spielern: Sie wollen es mit der Brechstange machen. In manchen Situationen reicht auch ein einfacher, aber gut platzierter Ball. Das kann er von Bastian Steger lernen. Das Zauber-Wort ist Geduld, bei ihm selber und bei den Leuten, die mit ihm arbeiten: In Bezug auf sein Spiel und auf seinen Karriere-Aufbau. Der Weg nach oben ist steinig und schwer.“