Auszeichnung mit Sogwirkung

TTBL

Die U15-Schülermannschaft des TSV gewinnt die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Düsseldorf

Contwig/Bad Königshofen(rd) Es verbreitete sich am Sonntagnachmittag wie ein Lauffeuer unter den Tischtennisfreunden des TSV Bad Königshofen: Die Schülermannschaft (U15) des TSV ist Deutscher Mannschaftsmeister 2019. Akito Itagaki, Maxi Dreher, Alexander Krebs, Max Keller, Konrad Haase und Jakob Schäfer gewannen in Contwig (Rheinland-Pfalz) am Ende des zweitägigen Turniers als unangefochten bestes Team von acht Mannschaften aus acht Tischtennis-Regionen in Deutschland die Deutsche Meisterschaft. Der Endspielgegner hätte kein namhafterer sein können: Die Nachfolge-Generation von Kilian Ort gewann gegen die Nachfolge-Generation von Timo Boll, gegen den Vorjahressieger Borussia Düsseldorf, mit 6:2. Abteilungsleiter Josef Ort, zu der Zeit gerade beim Chillen am Ellertshäuser See, mit seiner ersten Reaktion: „So, nun können wir also nicht nur die große, sondern auch die kleine Borussia Düsseldorf schlagen.“

Während der Manager der Bundesligamannschaft Andy Albert, auf dem Rad in der Rhön unterwegs, immer auf dem Laufenden war, von Uwe Krebs, dem Vater von Alexander aus Schmalkalden, ständig mit Mannschaftsaufstellungen in den einzelnen Spielen, Fotos und Videos und am Ende mit Ergebnislisten versorgt wurde, die Albert natürlich sofort multiplizierte. „Wir wussten zu jedem Zeitpunkt, wie es in Contwig steht.“ Alexander Krebs ist so ein Beispiel, wie es auch Max Keller aus Unterlauter bei Coburg, Jakob Schäfer aus Leutershausen oder Konrad Haase aus Garitz ist: Für Kinder und Jugendliche, die sportlich Nägel mit Köpfen machen und die hervorragenden Bedingungen in Bad Königshofen nutzen. Und ihre Eltern tun alles dafür, dass das Logistische und Organisatorische passt. Da lassen sich die vier Trainingseinheiten pro Woche, in besonderen Vorbereitungsphasen noch mehr, von den in Bad Königshofen wohnenden Akito Itagaki und Maxi Dreher schon eher verkraften. Großen Aufwand betreiben alle, Respekt verdienen Kinder wie Eltern auf jeden Fall.

Keller wechselt mit dem kommenden Schuljahr in ein Tischtennis-Internat des BTTV nach München, während Krebs mit seinen Eltern ganz nach Bad Königshofen umzieht und hier das Gymnasium besuchen wird. Die ersten Grundlagen für diesen Erfolg sind untrennbar mit der sportlichen Leistung der Trainerin Andrea Voigt verbunden. Der Drittbundesligaspieler Marius Zaus (aus Effeltrich) und der Headcoach Koji Itagaki haben schwerpunktmäßig übernommen. Die Pfingstferien kamen gerade recht, um das Sextett in täglich zwei Trainingseinheiten im Shakehandsclub auf die DM vorzubereiten. Als Sparringspartner dienten die Japanerin Misaki Morizono, die bei Itagaki wieder in die Weltspitze zurück will, und ein 15-jähriger Ägypter, der ebenfalls bei Itagaki angeheuert hat und Profi werden will.

Am Freitagabend begann dann die Reise in dem von Uwe Krebs gesteuerten Mannschaftsbus nach Contwig. Und im ersten Spiel am Samstagvormittag waren die Königshöfer sofort topfit an den Platten. Bis dahin wollte nämlich erst einmal die höchst emotionale Eröffnungsfeier verdaut sein mit Einmarsch in die dicht gefüllte Halle, allen voran der Namensschild-Träger Akito Itagaki: Der Jüngste (13), die Nummer 1, der Sohn des japanischen Trainers. Und dann die deutsche Nationalhymne, „ein Erlebnis, das die Jungs ihr Leben lang nicht vergessen werden“, so die Einschätzung von Uwe Krebs. Dieses Gänsehautfeeling beschlich selbst die Daheim-Gebliebenen beim Abspielen des Videos von Papa Uwe.

Der hob besonders die „sehr hohe Leistungsdichte unter den acht Mannschaften“ hervor. „Es gab ausschließlich hochklassige und spannende Spiele. Unsere Bilanz 6:1, 6:1, 6:1, 6:0 (im Halbfinale) und 6:2 (im Finale) täuscht ein wenig, denn es waren viele Spiele mit knappen Sätzen darunter. Von den 96 gewonnenen Sätzen haben wir 37 mit einer Differenz von drei und weniger Punkten geholt.“ Eigentlich, ist er überzeugt, hätten mehrere Teams das Zeug zum Titel gehabt. „Den Unterschied machte das Coaching. Es war schon erstaunlich, wie Koji seine präzisen Ansagen und Anweisungen und taktischen Finessen auf allerhöchstem Niveau pädagogisch und psychologisch perfekt verpackte und die Kinder motivierte. Auch Insider von anderen Vereinen sind darüber ins Schwärmen geraten.“

Vom organisatorischen Ablauf bis hin zur kulinarischen Versorgung sei den Veranstaltern ein Sonderlob auszusprechen. An den Lärmpegel in der Halle mussten sich aber selbst die Shakehands-Arena-erprobten Königshöfer gewöhnen. Übermächtig war die von unzähligen Rasseln, Tröten, Pfeifen und Trompeten erzeugte Geräuschkulisse. Der Veranstalter verlieh sogar einen Extrapreis an die lauteste Fangruppe. Bei der Siegerehrung am späten Sonntagnachmittag standen dann die sechs Musketiere aus Königshofen, die alle zum Einsatz gekommen sind, ganz oben auf dem Podest.

Noch vor ihrer Ankunft in der Heimat erreichten sie Glückwünsche von Bürgermeister Thomas Helbling, Landrat Thomas Habermann, vom Vorbild aller Kilian Ort, vom Bundesligakonkurrenten TTC indeland Jülich und vom Ausrüster andro, der ein exklusives Deutscher-Meister-Trikot in Auftrag gab und zeitnah ausliefern wird. Der überglückliche Andy Albert sowie mehrere Tischtennis-Eltern, TSV-Spieler, Fans und ein Teil des großen Helferteams empfingen den Deutschen Schülermeister 2019 vor dem Extrablatt mit einem Abendessen im Freien: Dort am Marktplatz, wo sich acht Tage vorher die Bundesligamannschaft gezeigt hatte. Albert zum Erfolg: „Das ist sensationell, einzigartig und ein Highlight in der Vereinsgeschichte. Eine Auszeichnung mit Sogwirkung, das wird unsere Nachwuchsarbeit noch einmal pushen.“

Viel Lob von Kilian Ort
Hinter so einem Erfolg stehen immer mehr Leute als der Spieler selber

Kilian Ort kann wie kein Zweiter nachempfinden, was den sechs Buben mit dem Gewinn der Deutschen U15-Meisterschaft gelungen ist. Hier seine Glückwünsche und Einschätzungen zu diesem Erfolg aus seinem Trainingszentrum des DTTB in Düsseldorf:

„Mein Glückwunsch gilt dem Andy, den daran beteiligten Trainern und der gesamten Abteilung. Spätestens jetzt weiß ganz Tischtennis-Deutschland, dass Nachwuchsarbeit in Bad Königshofen ganz groß geschrieben wird. Natürlich nicht erst seit gestern. Wenn ich an meine Anfänge denke, da war ja alles noch ehrenamtlich. Andy Albert, mein Vater und Dieter Seifert haben einen großen Teil übernommen. Sicherlich profitiert die Abteilung inzwischen von ihrem guten Ruf. Christoph Schüller verdient dieselbe Wertschätzung. Er war ein Riesen-Spieler für so einen Verein. Es sind auch früher schon junge Spieler wie z.B. der Christoph Weinhold aus Zeil aus 30 bis 50 km Entfernung zu uns zum Trainieren und Spielen gekommen.

Diese heutige Mannschaft ist ja schon eine kleine Landkreisauswahl bzw. darüber hinaus. Aber auch bei Borussia Düsseldorf kommen nicht alle nur aus einem Stadtteil. Nur Maxi Dreher ist ein Ur-Königshöfer, Akito inzwischen auch schon fast. Dabei muss man bedenken, dass immer mehr Leute hinter so einem Erfolg stehen als der Spieler selber. Und der Andy hat das Ganze zu verantworten. Die Nummer 1 für ihn ist natürlich die Bundesligamannschaft. Er freut sich aber genau so, wenn es bei der Jugend so gut läuft. Dasselbe gilt für meinen Vater auch. Er liebt es, mit Kindern zu arbeiten, die Entwicklungsschritte zu sehen und sie nach vorne zu bringen. Das ist für die Beiden nicht weniger schön als wenn Mizuki einen Weltklassespieler schlägt.

Über so einen Titel kann sich die gesamte TSV-Familie freuen. Daran haben nicht nur die genannten Leute Anteil, sondern ein Johannes Heusinger, eine Maria Deutsch und viele andere, die immer mal mit den Kindern spielen und sie nach vorne bringen. Ich selber bin ja nie Deutscher Mannschaftsmeister geworden wie diese Jungs. Aber ich habe ja noch ein paar Jahre Zeit um das noch zu erreichen.“