Am Ende siegten die Fairness und der TSV

Bad Königshofen gewinnt gegen den ASV Grünwettersbach auch das Rückspiel und rückt übers Wochenende auf Tabellenplatz 3 vor – Welche Bedeutung Basti Stegers Trikot hatte
Bad Königshofen Die Szene war symptomatisch für den ganzen sportlichen Festabend aus Sicht des TSV Bad Königshofen, der gegen den ASV Grünwettersbach im Rückspiel den zweiten Sieg in derselben Höhe von 3:1 feierte. Es war bei 2:1 für den TSV das vierte Einzel vor den begeisterten 602 Zuschauenden im Gang: 2:0-Satzführung in der „inoffiziellen Asien-Meisterschaft“, wie das Spiel vom Hallensprecher Jürgen Halbig angekündigt worden war: Für den Königshöfer Japaner Jin Ueda gegen den China-Deutschen Xi Wang. Beide hatten ihr erstes Einzel verloren: Ueda ziemlich überraschend gegen den Nationalspieler Ricardo Walther, der in Königshofen noch nie so gut spielte wie diesmal. Xi Wang gegen Filip Zeljko.
Gewänne Wang, käme es zum Schlussdoppel. Verlöre er, wäre das Spiel für den TSV entschieden. Er lag mit 0:2 Sätzen und 1:4 im dritten zurück und nahm Auszeit. Völlig normal. Völlig anormal, in dieser Arena jedenfalls, dass er sich nicht von seinem Trainer Achim Krämer Rat holte, sondern sich auf den Boden, genügend weit weg von ihm, setzte und – meditierte. Wang, der lange verletzt war und bei seinem Debüt die Wende beim abgerutschten Pokalsieger von 2020 einleiten sollte, hatte alles gegeben und zog als letzten diesen Joker – nicht zum ersten Mal, wie zu erfahren war. Die sonstige Topspieler des ASV Tiago Apolonia tingelt zur selben Zeit im internationalen Turnierzirkus herum, hatte aber im Hinspiel auch beide Einzel verloren. Und nun auch noch Wang?
Der Joker Meditation stach aber nicht. Jin Ueda hatte ihn mit 11:5/11:7/11:3 voll im Griff, zeigte beim Matchball, einem ganz lockeren Stoppball, sogar so etwas wie Empathie, keine Freudenmiene, nicht einmal die Siegerfaust. Obwohl es der Gesamt-Matchball war. Wang war noch nicht der von vor seiner Verletzung. Sportart-typische Fairness!
Wie bei Bastian Steger gegen den Slowenen Deni Kozul im Dreier-Einzel. Das er unbedingt gewinnen musste, sonst wäre es eng geworden. Aber 4:11 den ersten Satz verloren, dann 10:7-Führung im zweiten. Nächster Punkt nach tollem Ballwechsel für Steger – 11:7, Satzausgleich. Doch Steger zupft sich am Trikot, deutet auf die Brust. Dann zupft auch Kozul. Die beiden Schiedsrichter hatten es nicht gesehen und vermutlich Kozul auch nicht: Der Ball hatte zwischendurch mal Stegers Hemd berührt. Das ist Punkt für den Gegner, reichte für Basti. „Das ist doch ganz normal unter uns.“ Er überzeugte die Schiedsrichter und die klappten die Zähltafeln um von 11:7 auf 10:8. Und postwendend der Lohn für Stegers Ehrlichkeit: Das 11:8. Er gewann auch noch den dritten und vierten Satz und brachte sein Team 2:1 in Führung.
Dass Filip Zeljko gegen Wang Xi das zweite Einzel gewinnen würde, war ebenso unerwartet wie Uedas Niederlage gegen Walther davor. Gegen Xi, den Abwehrkünstler mit Konterqualitäten, hatte bisher nur Kilian Ort das Rezept gefunden und gewinnen können. Doch Filip, zurzeit in Topform, unter der Woche auch in der Weltgeschichte von Doha bis Prag unterwegs, hatte Besuch, Bruder, Cousin und Freund, aus seiner kroatischen Heimat, vor Ort. Der sportliche Freigeist, der sich eh in kein Schema pressen lässt, brachte jede Menge Power und Feingefühl, aber auch Geduld mit an den Tisch und mit dem 3:0-Sieg sein Team wieder ins Spiel zurück. Sein Spielplan, seine Taktik, alles aus dem obersten Regal. Und bei aller Konzentration tanzten die Glückshormone Polka und schossen durch die Decke, als er, nicht unbedingt die Regel bei ihm, bei 10:8 mal sofort seinen ersten Matchball verwandelte.
Der Sieg war letztendlich Teamwork, zu dem alle ihren Beitrag leisteten. Auch Martin Allegro, der Belgier: Dessen Freundin Chantal Manz, deutsche Nationalspielerin, ebenfalls vor Ort war. Der aber „nur“ fürs eigentlich zu erwartende Schlussdoppel zusammen mit Basti Steger vorgesehen war – auf das die vier und die 602 gerne verzichteten.

TSV Bad Königshofen – ASV Grünwettersbach 3:1
Jin Ueda – Ricardo Walther 1:3
(6:11/11:6/8:11/7:11)
Filip Zeljko – Xi Wang 3:0
(11:7/11:6/11:8)
Bastian Steger – Deni Kozul 3:1
(4:11/11:8/11:4/11:9)
Ueda – Wang 3:0
(11:5/11:7/11:3)
Zuschauer: 602

Vorheriger Beitrag
Da liegt Spannung in der Luft
Nächster Beitrag
Kann Bad Königshofen den Play-Off-Platz verteidigen?

Related Posts

Es wurden keine Ergebnisse gefunden, die deinen Suchkriterien entsprechen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.