Wer für den TSV in Ochsenhausen die Kastanien aus dem Feuer holen soll

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Im oberschwäbischen Ochsenhausen, gut 70 Kilometer nördlich des Bodensees, findet an diesem Freitagabend das letzte Auswärtsspiel dieser Saison bei den TTF Liebherr Ochsenhausen statt 

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Freitag, 01. April, 19 Uhr:
TTF Liebherr Ochsenhausen – TSV Bad Königshofen

Ochenshausen (rd) Während für die Gäste mit dem sicheren Klassenerhalt das Saisonziel erreicht ist, werden sich die Gastgeber an einem Strohhalm klammern. Sie sind zwei Spieltage vor Saisonende Tabellenfünfter, was im Vergleich zu ihrem Saisonziel, dem Erreichen der Play-offs, mehr als knapp daneben ist, sondern überraschend weit vorbei. Schließlich haben sie selber ungewollt das einstige Spitzentrio Düsseldorf – Saarbrücken – Ochsenhausen gesprengt, das über Jahre den Titelgewinn unter sich ausmachte, meistens mit Düsseldorf als Sieger. Doch 2020 holte Saarbrücken die Meister-Schale und 2019 die Tischtennisfreunde Ochsenhausen – damals sogar das Double.

Da stand allerdings noch der Brasilianer Hugo Calderano, heute als Weltranglisten-Sechster der beste Nicht-Asiate, im Aufgebot von Trainer Yong Fu. Der fungiert zugleich als Trainer im Liebherr Masters College, einer Tischtennis-Akademie für Nachwuchstalente aus aller Welt. Die bezahlen dafür, sich ausbilden zu lassen, um irgendwann in diesem oder einem anderen Profiverein unterzukommen. So wie einst der Ungar Bence Majoros in Bad Königshofen.

Aktuell trainieren die zwei jungen Polen Samuel Kulczycki und Maciej Kubik sowie der US-Amerikaner Kanak Jha dort und spielen auch für den Verein. Aus Frankreich stoßen Simon Gauzy und Can Akkuzu dazu.Hugo Calderano wechselte vor dieser Saison zum russischen Verein Gazprom Fakel Orenburg, bei dem auch Dimitrij Ovtcharov unter Vertrag ist. Wahrscheinlich wird einiges in Tischtennis-Europa in Bewegung geraten, wenn sich die derzeitige weltpolitische Situation nicht wesentlich verbessert.

Die Qualität des TTF-Kaders ist sehr hoch, aber anscheinend nicht hoch genug. Fulda (Dritter) und Mühlhausen (Vierter) haben je vier Zähler mehr auf dem Konto als Ochsenhausen und werden sich den Play-off-Platz nur sehr schwer noch aus der Hand nehmen lassen. Interessant, dass bei der Vergabe der TSV Bad Königshofen sich als Zünglein an der Waage betätigen kann. Nach dieser Vorstellung in Ochsenhausen empfangen die Grabfelder den Post-SV Mühlhausen am letzten Spieltag am 13. April in der Shakehands-Arena.

Das Hinspiel gegen die Oberschwaben war das Saisoneröffnungsspiel am 22. August 2021, fand vor 230 zugelassenen Zuschauern statt und wurde mit 2:3 äußerst knapp und unglücklich in einem überragenden Tischtennis-Krimi verloren. Dabei unterlagen Bastian Steger gegen Kulczycki und Filip Zeljko gegen Jha. Diesen 0:2-Rückstand egalisierten Kilian Ort gegen Simon Gauzy mit 12:10 im fünften Satz und Steger gegen Jha, ebenfalls im fünften Satz mit 12:10. Im alles entscheidenden Doppel unterlagen Ort/Zeljko gegen Gauzy/Kulczycki 2:3.

Dieser Verlauf des ersten Saisonspiels sollte sich im Nachhinein symptomatisch für die gesamte Saison erweisen. Zunächst kamen diverse Verletzungen von Kilian Ort dazwischen. Schließlich fiel Frontmann Bastian Steger wegen einer Corona-Erkrankung sieben Spiele lang aus, dazu noch Maksim Grebnev mit einer Sprunggelenksverletzung. Da musste sogar der 16-jährige Viertliga-Spieler Akito Itagaki in zwei Spielen einspringen. Als Grebnev wieder zurück war, führte Kilian Ort mit einer beeindruckenden Siegesserie gegen verschiedene Weltklassespieler seine Mannschaft zu vier Siegen in Folge.

Unterbrochen wurde diese Serie durch die 0:3-Niederlage gegen Fulda und die folgende sechswöchige Pause. In der Kilian Ort in Doha bei einem hochrangigen Weltcup-Turnier im Doppel erst im Finale mit Ricardo Walther an den amtierenden Weltmeistern Falck/Karlsson scheiterte und Silber holt. Und sich eine Corona-Infektion holte, die ihn diese Woche bis Donnerstag, sofern der PCR-Test überhaupt negativ ausfiel, in seinem Hotelzimmer in Doha in Quarantäne zwang.

Obendrein drang die Information aus Russland durch, dass sich Maksim Grebnev zur gleichzeitig stattfindenden russischen Meisterschaft einfinden müsse. Was zur Folge hat, dass der frisch gebackene bayerische U18-Meister Akito Itagaki (16) zusammen mit Bastian Steger und Filip Zeljko die Kastanien aus dem Feuer holen soll.