Bastian Stegers Ausfall ist für den TSV nicht zu kompensieren

TTBL

Ohne seinen Leitwolf hat das junge Team des TSV bei seinem ehemaligen Team nichts zu holen

Bremen (rd) Der Hallensprecher bekannte nach dem schnellen Ende dieses Spiels, ausschließlich dem Internet-TV-Publikum, weil Zuschauer nicht zugelassen waren, dass man selbst am meisten überrascht sei über diesen ebenso klaren wie wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt. Auf dem Tisch-Unterbau stand es Grün auf Weiß, das Motto von Werder Bremen: „Mit Herz und Raute.“ Ihr Trainer Christian Tamas konnte auswählen aus einem Quartett vier nahezu Gleichstarker und entschied sich für den Ex-Vizeweltmeister Mattias Falck (WR-9.), den Kasachen Kirill Gerassimenko (WR-45.) und den Paraguayer Marcelo Aguirre (65.): Alle drei unter den ersten Hundert der Weltrangliste, von den Königshöfern keiner. Umso mehr drängt sich die Frage auf, wie Werder auf den drittletzten Tabellenplatz rutschen konnte, während, bis zum Spielbeginn, die TSV´ler (8./10:12) sich irgendwo zwischen Licht und Schatten bewegten.

Die Frage, die das Gästetrio zu beantworten hatte: „Wie Bundesliga-tauglich ist dieser TSV, wenn erstmals Bastian Steger nicht dabei sein sollte? Bis Freitag hatte nur ein Name Einfluss auf die Hoffnung der Grabfelder: Wie steht es um Kilian Ort, den schon die ganze Saison eine hartnäckige Verletzung ausbremst, mal weniger, zuletzt wieder mehr. Gegen Bad Homburg setzte er im Einzel aus. Dann kam von Bastian Steger die Nachricht eines grippalen Infekts. Tests schlossen zum Glück Corona aus. „Es war uns wichtiger, nächsten Sonntag gegen Bergneustadt einen gesunden Steger dabei zu haben“, begründete Manager Andy Albert den Verzicht auf seinen Leader. Also nicht „Mit Herz und Raute“, das TSV-Motto lautete „Mit Ort, ohne Steger.“ Seit Sonntag 16:40 Uhr, als die 0:3-Packung eingetütet war, sollte die dritte Frage, wohin die Reise des TSV in dieser Saison noch geht, nur so beantworten sein: „Nach vorne so nicht“, wenn man bei einem direkten Mitkonkurrenten (10./6:16) so untergeht.

Wobei die klarste Einzel-Niederlage, die im Auftaktspiel des TSV-Zweiers Kilian Ort gegen den Werder-Einser Mattias Falck letztendlich die unabwendbarste gewesen sein mag. So schnell, nach einer knappen Viertelstunde Spielzeit, hätte sie freilich auch nicht eingetragen werden müssen. Kilian Ort war unter der Woche, nach wenig Training, bei einem Turnier in Düsseldorf gegen den Engländer Samuel Walker, gegen den er noch nie verloren hatte, 1:4 unterlegen. Hier bekam er bereits im ersten Satz (6:11) den Schneid abgekauft. Im zweiten war er ganz nah an einem Satzgewinn (9:11 nach 9:9), im dritten wurde aber wieder der derzeitige Abstand zum ehemaligen Vizeweltmeister (6:11) deutlich, der irgendwie auch nur auf Orts Fehler warten musste. Falck hat bisher allerdings in acht Einzeln, bei denen es jeder Königshöfer mindestens einmal probieren durfte, noch nie verloren.

Ob es Filip Zeljko wohl gegen Kirill Gerassimenko gelänge, die TSV-Fahne hoch zu halten? Im ersten Durchgang (5:11) deutete überhaupt nichts darauf hin. Im zweiten – 10:12 – drohte ein Fiasko bei 0:5 Sätzen bis dahin. Da zeigte der Kroate seine zwei Gesichter, führte 10:8 und produzierte bei 10:10, mit vielleicht zu hohem Risiko und einem Fehlaufschlag, die Steilvorlage für seinen Gegner, der prompt das 10:12 folgte. So beraubt sich der nette Filip halt doch immer wieder seines eigenen Lohns. Im dritten zeigte er Moral und Kämpferherz, wie eigentlich immer, gewann 11:5. Und im vierten stellte sich der Gast selbst ein Bein. Zeljko war von 6:6 auf 8:6 davon gezogen und begab sich gleich beim 8:7 zum Timeout, auf wessen Geheiß auch immer. Danach machte er keinen Punkt mehr bis zum 8:11, was den 0:2-Rückstand zur Pause bedeutete. Moral, Ehrgeiz, Kämpferherz, selbst Technik und sogar Taktik: In allem könnte Zeljko mit fast jedem mithalten. Nur wenn es in die heißen Phasen geht, wenn´s eng wird – da scheiden sich die Geister. Und das ist eben auch ein Zeichen von Qualität.

Würde der in den Doppeln mit seinen russischen Partnern Katsman und Sidorenko Weltklasse spielende Maksim Grebnev für den TSV Bad Königshofen in einem Einzel auch mal die Kohlen aus dem Feuer holen und ein Spiel herumreißen können? Ja, ganz bestimmt, wenn man im Profisport nur genügend Zeit dazu hätte. Nein diesen Sonntag in Bremen, wo er wieder nach fünf Sätzen mit leeren Händen dastand. Marcelo Aguirre, den Zeljko im Hinspiel noch 3:0 abgefertigt hatte, hätte auch von ihm schlagbar sein sollen. Worauf viereinhalb Minuten erster Satz (11:6) auch hindeuteten. Da bewegte er sich so, wie das Spiel aussah: federleicht. Im zweiten war die Leichtigkeit weg geblasen wie eine Feder – 11:13. Im dritten nahm Bremen bei 4:5 Timeout, mit nachhaltiger Wirkung, über 5:8 zum 11:9. Der vierte war wieder Federgewichtsklasse, 11:3 für Grebnev. Und im fünften gab es nach 3:5 die alternative Wirkung des Timeout gegen „Maxi“ zum 3:10, schließlich 6:11. Kaum zwei Minuten von der Rolle genügten, machten alles zunichte. So viel zur Frage, „was geht beim TSV ohne Steger?“

Ergebnisse:
SV Werder Bremen – TSV Bad Königshofen 3:0
Mattias Falck – Kilian Ort                      3:0 (11:6/11:9/11:6)
Kirill Gerassimenko – Filip Zeljko          3:1 (11:5/12:10/5:11/11:8)
Marcelo Aguirre – Maksim Grebnev     3.2 (6:11/13:11/11:9/3:11/11:6)