Der Traum platzt wie eine Seifenblase

TTBL

Der kurze Traum vom Play-Off-Platz platzt bei der knappen Heimniederlage gegen den Tabellenletzten

Bad Königshofen (rd) Der kurze Traum vom Play-Off-Platz 4, vor dieser Partie realistisch, ist am Dienstagabend zerplatzt wie eine Seifenblase. Diese 2:3-Niederlage im Heimspiel der favorisierten Mittelfeld-Mannschaft TSV Bad Königshofen gegen das Schlusslicht TTC OE Bad Homburg kam exakt umgekehrt zustande wie der 3:2-Sieg zwei Tage zuvor beim Tabellenvierten TTC Fulda-Maberzell. Wer die Szene nachhaltig verfolgt, konnte so sehr überrascht auch wieder nicht sein. Die Gäste glichen durch ihre Nummer 1 Yuta Tanaka zwei Rückstände aus und gewannen das Entscheidungsdoppel gegen Ort/Grebnev. Und was sich nicht beweisen lässt: Die Niederlage war hausgemacht. Ohne einen Kilian Ort in Normal- oder gar Bestform, der auf der Bank bis zum Doppel auf seinen Einsatz wartete. Und total ohne Zuschauer, die gefühlt für zwei Punkte pro Satz gut sein sollen und, auch in Normalform, den Spielern aus manchem Tief heraus helfen. Engstellen auf dem Weg zum Sieg gibt es ja bei jedem Spieler mal.

Wenn beide Handicaps zusammentreffen, dann kann man schon mal gegen ein Team verlieren, das auch Fulda geschlagen hat. Und das mit dem Japaner Yuta Tanaka (21) einen aufgehenden Stern am Tischtennis-Himmel dabei hatte, der beide Einzel für sich entschied – wie Steger in Fulda. Dann genügt halt eine von drei Optionen, um den Deckel drauf zu machen. Die Mannschaft aus dem Taunus muss an ihren zweiten Sieg im elften Spiel geglaubt haben. Das gesamte Aufgebot an Spielern war schon einen Tag vorher angereist und erwies sich als intakte Einheit. Bei wirklich jedem der 185 gewonnenen Bälle sprangen sie von der Bank hoch und klatschten sich die Hände heiß.

Spitzenreiter als Infektions-Schutzmaßnahmen-Umsetzer unter den TTBL-Gastgebern dürfte das Rhön-Grabfeld-Team am Ende dieser Saison auf jeden Fall wieder sein. Null Zuschauer auf der Tribüne: So sehr sich die paar Helfer, Techniker und Sonderbeauftragten unten in der Arena auch bemühten, Unterstützerstimmung in die Halle zu zaubern und die Ping-Pong-Ultras zu kopieren, es blieb beim Versuch.

Dass es Bastian Steger im ersten Einzel mit dem Ex-Mühlhausener Lubomir Jancarik zu tun bekommt, wollte er eigentlich lieber vermeiden, weil er die letzten zwei Mal gegen ihn verloren hatte. In seiner derzeitigen Verfassung war´s aber kein Problem. Vom ersten Ballwechsel an knüpfte er da an, wo er in Fulda aufgehört hatte. Zwei Sätze zog er bei 7:7, einen bei 6:6 davon zu drei Mal 11:7. Genau umgekehrt erging es Filip Zeljko, der für Ort ins Trio gerutscht war. Dieser Japaner Yuta Tanaka erinnerte irgendwie an Mizuki Oikawa, der fünf Jahre lang in Bad Königshofen groß geworden ist. Auch er ist ein Handtuch von Sportler, ein  Energiebündel und Filigrantechniker von Weltklasseformat, hat schon u.a. Walther, Jorgic, Dang Qiu und Falck geschlagen. Nur wesentlich extrovertierter ist er als Oikawa, mimte den Robin Hood, als er Zeljko zu 6, zu 9, zu 3 zerlegt hatte.

Beobachtung am Rande: Ein Schiedsrichter mit Hörgeräten ermahnte Filip, deutete an sein Ohr, als dieser wieder mal nach einem gewonnenen Ball seinen Urschrei ausstieß. Es war der Punkt zum 9:9 im zweiten Satz. Vor Zuschauern hätte er ihn wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen, nahm aber nach diesem Spiel die Hörgeräte weg. Danach musste Maksim Grebnev erneut gegen einen ehemaligen Teamkollegen in die Box. Gegen Katsman hatte er in Neu-Ulm verloren. Diesmal sah es lange auch gegen Rares Sipos danach aus, denn von den beiden Emotionsbündeln schien der Rumäne der souveränere, kontrolliertere zu sein. Während er für seine Rückhand, besonders aus der Halbdistanz, eigentlich einen Waffenschein bräuchte. Doch irgendwie drehte Grebnev nach 1:2-Satzrückstand die Partie noch zu seinen Gunsten und landete seinen ersten Heimsieg. Vor Zuschauern hätte er ihn wahrscheinlich auf dem Tisch stehend gefeiert.

Also musste das Generationen-Duell Steger (40) gegen Tanaka (21) die Entscheidung oder aber deren Verschiebung bringen. Es war ein mitreißendes Spiel mit begeisternden Ballwechseln auf Weltklasse-Niveau. Mit einem Verlierer Steger, der es nicht unbedingt hätte sein müssen bei insgesamt 44:44 Bällen (9:11/11:5/14:16/10:12). Vielleicht war der Knackpunkt im dritten Satz, als Steger wieder mal ganz große sportliche Fairness zeigte und bei einem vermeintlichen Kantenball für ihn nach Tanakas Protest die Schiedsrichter korrigierte, „sein Punkt“ sagte und statt 14:13 das 13:14 hinnahm. „Ich hab´s gesehen und hab´s gehört“, bemerkte SR Gerhard Trautwein hinterher. „Aber er wollte ja unbedingt.“

Im Entscheidungsdoppel Ort/Grebnev gegen Sipos/Jancarik waren die Gäste die Besseren, mit 3:1 siegreich und stärkten rechtzeitig vor Weihnachten die Hoffunung auf den Klassenerhalt, der in dieser Form gar nicht so unwahrscheinlich ist.

Ergebnisse:
TSV Bad Königshofen – TTC OE Bad Homburg 2:3
Bastian Steger – Lubomir Jancarik        3:0 (11:7/11:7/11:7)
Filip Zeljko – Yuta Tanaka                      0:3 (6:11/9:11/6:11)
Maksim Grebnev – Rares Sipos             3:2 (11:8/8:11/7:11/11:7/11:8)
Bastian Steger – Yuta Tanaka                1:3 (9:11/11:5/14:16/10:12)
Ort/Grebnev – Jancarik/Sipos               1:3 (8:11/11:9/9:11/2:11)
Oberschiedsrichter: Matthias Wilhelm (Kist)