Ernüchterung und Frust beim TSV

TTBL

Beim ersten von drei Spielen innerhalb von sechs Tagen verliert der TSV glatt

Neu-Ulm (rd) Die Enttäuschung war ihnen ins Gesicht geschrieben nach der ernüchternden 0:3-Niederlage in der Sporthalle von Pfaffenhofen gegen den TTC Neu-Ulm: den vier Spielern und dem vierköpfigen Betreuungspersonal des TSV Bad Königshofen. Man hatte es ja nicht proklamiert, was man mit den letzten drei Spielen des Jahres binnen sechs Tagen alles hätte erreichen können. Drei Siege vorausgesetzt beim punktgleichen TTC Neu-Ulm, am Sonntag beim letzte Saison zwei Mal besiegten TTC Fulda und am Dienstag daheim gegen das Schlusslicht TTC OE Bad Homburg. 14:8 Punkte hätten stark nach Play-Off-Platz 4 zu Weihnachten gerochen. Stattdessen muss man jetzt kleinere Brötchen backen und sich nach hinten den Rücken freihalten. Manager Andy Albert war hinterher, frei nach Udo Lindenberg, „geladen wie ´ne Knarre.“ Es waren aber weniger die Leistungen seines Trios.

Die Schlagzeile „Neu-Ulm schlägt Bad Königshofen im Eiltempo“ vom 24. März dieses Jahres wollte er nicht noch einmal lesen müssen. „Es begann aber schon vor dem Spiel“, erklärte er, warum er „auf 180“ sei. Die Schiedsrichterinnen überprüften Maksim Grebnevs Schläger und entdeckten einen vermeintlich zu dicken Belag drauf. Was bei der EM und WM durch ging, soll hier regelwidrig gewesen sein. So musste er mit dem Werkzeug des Kollegen Bastian Steger spielen. Das bedeutet bei der Hochsensibilität dieser Sportart und ihrer Sportler Höchststrafe. Und in Bezug auf die stringente Auflage „Geisterspiel“ für das Heimspiel am kommenden Dienstag, stieß ihm auf, dass „hier null gleich 60 Zuschauer bedeutet. Das hat aber nichts mit unserer Niederlage zu tun.“

Alberts Laune trübte sich aber auch schon vor der Partie aus einem anderen Grund. Normalerweise spekuliert man bei Koji Itagakis Aufstellung nur „Grebnev oder Zeljko.“ Dann aber wurden Grebnev und Zeiljko eingetragen, weil Kilian Ort auf den letzten Drücker ausfiel. Weswegen, war nicht in Erfahrung zu bringen. Hinzu kam, dass beide Trainer, Mazunov und Itagaki, gepokert hatten und ihren Einser, Apolonia und Steger, jeweils auf Position 3 stellten. Mazunov leistete sich gar den Luxus, den U19-Doppel-Weltmeister Sidorenko draußen zu lassen, stattdessen den U21-Einzel-Europameister Sgouropoulos zu bringen, der (0:4) noch kein Spiel gewonnen hatte.

Diesmal gewann er, verlor aber die Sätze 1 und 2 gegen Filip Zeljko, der im dritten wie im vierten Satz wie der sichere Sieger aussah, bei 10:8 und 11:10 drei Matchbälle hatte. Doch der ruhige, introvertierte Grieche war der Mutigere in dieser Phase, gewann 13:11. Es gab ja noch den fünften Satz. Doch aus dieser Situation heraus zu kommen, bedarf es großen Selbstbewusstseins – und diesbezüglich, lehrte die Vergangenheit, sind bei Zeljko Zweifel angebracht. So überragend er bis dahin spielte, es wurde nichts mit der Steilvorlage für sein Team. Im fünften Satz fiel er in sich zusammen wie ein Kartenhaus – 1:11. Das ist halt auch ein Kriterium von Qualität.

Dann musste Maksim Gerbnev (19) gegen seinen EM-Gold-Doppelpartner Lev Katsman (20) in die Box. Stellte sich die Frage: Was fühlt eine russischen Seele, wenn man gegen seinen Freund und Trainingspartner spielt? Vor neun Monaten waren beide noch beim TTC Bad Homburg in einer Mannschaft. Dann schnappte sich Mazunov Katsman, ließ Grebnev ins Grabfeld weiterziehen. Fürs Erste: richtige Entscheidung. Grebnev, die Sprungfeder aus St. Petersburg, spielte, wie Katsman, auf hohem Niveau, auf Augenhöhe, unterlag aber doch 1:3,  zwei Sätze mit Minimalabstand, 10:12 und 9:11. Pech: Der Matchball prallte von der Tischkante an seinen Körper.

Jetzt kam es zum Duell der Routiniers, Tiago Apolonia (35) gegen Bastian Steger (40). Es war ein klassisches Einser-Spiel, das beste an diesem Abend. Bei Steger machte einfach alles Spaß, vom ersten Ballwechsel an bis Mitte fünfter Satz. Es gibt nicht viele Weltklasse-Spieler mit dieser Ruhe und Souveränität, bei denen sich das innere Gleichgewicht derart sichtbar auf ihr Spiel überträgt.  Er war eigentlich auf dem Weg zum Sieg, hatte sich im fünften Satz von 4:5 auf 7:5 leicht abgesetzt. Dann griff Itagaki, wie schon bei Zeljko, im ungewöhnlichen Moment nach drei gewonnenen Bällen, zum Timeout. Es ging auch diesmal schief. Der Rhythmus war weg und fünf Punkte. Plötzlich stand es 7:10, dann 8:11 – und 3:0 für Neu-Ulm, wie im März.

Ergebnisse:
TTC Neu-Ulm – TSV Bad Königshofen 3:0
Ioannis Sgouropoulos – Filip Zeljko  3:2 (8:11/7:11/11:7/13:11/11:1)
Lev Katsman – Maksim Grebnev       3:1 (11:7/12:10/8:11/11:9)
Tiago Apolonia – Bastian Steger       3:2 (14:12/3:11/7:11/11:9/11:8)