Zum Geburtstag viel Glück?

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Bad Königshofen braucht wahrscheinlich noch drei Siege für die Playoff-Teilnahme – Saarbrücken kann, aber muss nicht

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Sonntag, 19. März, 13 Uhr:
TSV Bad Königshofen – 1. FC Saarbrücken-TT

Bad Königshofen (rd) In der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) passierten in der jüngsten Vergangenheit Dinge, die ihren großartigen Ruf der letzten Jahre etwas in Verruf bringen. Da kauft sich ein Startup-Verein von einem Tag auf den anderen ohne sportliche Qualifikation in sie ein und zieht sich nach nicht einmal drei Spielzeiten wieder im Groll zurück. Da wird innerhalb einer laufenden Saison der Terminplan umgewurschtelt, der vorletzte Spieltag vor-, der letzte nachverlegt. Was für den TSV Bad Königshofen bedeutet, dass zwei Tage nach diesem bedeutungsträchtigen Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken TT (Sonntag, 13 Uhr) das vorletzte zwei Tage später in Bergneustadt ausgetragen wird. Wonach eine Spielpause von sechs (!) Wochen bis zum Saisonfinale (am 30. April) klafft, in dem es für die Königshöfer gegen Mühlhausen um alles, ihre erste Playoff-Teilnahme, oder aber auch um nichts mehr gehen kann.

Während Neu-Ulm vor seinem provozierten Abschied die Saison ausklingen lassen, sich auf seine alleinige Rolle in der Champions League vorbereiten kann – von Wettbewerbsverzerrung keine Rede? In der Liga gibt es im März Ergebnisse, die es im November nicht gegeben hätte. Da verlor der Tabellenzweite Saarbrücken beim abstiegsgefährdeten Grünwettersbach mit 0:3. Was keine negativen Folgen hat, weil es egal ist, ob er in den Playoffs als Zweiter gegen den Dritten oder als Dritter gegen den Zweiten spielt. Wenn er denn zwei seiner letzten drei Spiele gewinnt, also auch diesen Sonntag ab 13 Uhr in Bad Königshofen. Da die Gastgeber selber sogar zwei unerwartete, aber sportlich erklärbare Niederlagen beim Schlusslicht Mainz 05  kassierten, müssen Kilian Ort, Bastian Steger, Filip Zeljko und Martin Allegro vermutlich alle drei Spiele gewinnen, wenn sie ihre Chancen auf den Playoff-Platz vier noch wahren wollen. Dass dies möglich ist, haben sie in der Hinrunde bewiesen, in der sie gegen alle drei, in Saarbrücken, gegen Bergneustadt und in Mühlhausen, gewinnen konnten.

In den TTBL-Saisonplan hinein wirkte urplötzlich ein mit einem Grand Slam Turnier im Tennis vergleichbares Grand Smash im Tischtennis in Singapore. Dort hin waren fast alle möglichen Spieler beider Gegner dieses Sonntags gereist, haben unterschiedlich abgeschnitten und sind mehr oder weniger früh diese Woche wieder zurück geflogen. Speziell für Kilian Ort brachte die Teilnahme, nachgemeldet für den verletzten Timo Boll, nach langer Verletzungspause ein erfreuliches Comeback und gute Punkte für die Weltrangliste. Er nutzte, in der Hauptrunde unter den Top 64 gesetzt, die Gunst der Stunde, besiegte den Lokalmatador Chew Zhe Yu Clarence und stoppte damit die Niederlagenserie der anderen deutschen Nationalspieler Dmitrij Ovtcharov, Ruwen Filus und des Saarbrückeners Patrick Franziska.

Dabei spielte Ort, für seine Verhältnisse völlig unvorbereitet, nach längerer Wettkampf- und Trainingspause nach nur einer Trainingseinheit. In der Runde der letzten 32 traf er, gewissermaßen als Generalprobe für Sonntag, auf seinen ehemaligen Königshöfer Mannschaftskollegen und Sonntagsgegner Darko Jorgic, Weltrangliste Nr.10, und schied aus. Voriges Jahr konnte ihn Ort- „er in einer schwächeren Phase, ich in einer stärkeren“ – besiegen. Franziska, Deutschlands Nr. 3 hinter Boll und Ovtcharov, schlug er beim Hinrunden-3:1 in Saarbrücken mit 3:1.

Bleiben also mehrere Fragen für dieses Highlight am Sonntag offen. Aus Sicht der Gastgeber: Wie hat Kilian Orts Rücken Singapur überstanden? Wird er als Lokalmatador seiner Truppe wieder zur Verfügung stehen? Mit welchem Trauma kommt Filip Zeljko aus dem Wechselbad der Gefühle nach den zwei Einzelsiegen gegen Neu-Ulm und dem Dilemma von Mainz mit der Niederlage trotz  11:7-11:7- und 10:7-Führung? Hält der spielerische Aufwärtstrend von Martin Allegro („bin inzwischen ganz schmerzfrei“) nach seiner Hüft-OP an und gelingt ihm neben mehreren Erfolgen im Doppel endlich sein erster Einzelsieg? Wobei die einzige Konstante in der TSV-Rechnung Bastian Steger ist, der die Schlagbaren, manchmal auch schier Unschlagbaren schlägt und ganz selten enttäuscht. Eine Relation zu deren Weltranglistenplätzen gibt es für den Gewinner olympischer Medaillen, der am Sonntag 42. Geburtstag hat, nicht, weil er durch seinen Verzicht auf WTT-Turniere in die Region der Unbekannten abgerutscht ist.

Offene Fragen auf Saarbrückener Seite können erst am Sonntag beantwortet werden, zum Beispiel, wem sie aus ihrem elitären Kader (Franziska, Jorgic, Polansky, Nuytink, Talha Yigenier und Jin) die Revanche für die Hinspiel-Niederlage zutrauen. Tickets für die Haupttribüne gibt es noch an der Tageskasse.