Im Konjunktiv gibt’s keine Siege

TTBL

Ohne Ort und Grebnev geht der TSV Bad Königshofen in Ochsenhausen leer aus

Ochsenhausen (rd) Also gut: Der TSV Bad Königshofen hat sein letztes TTBL-Auswärtsspiel der Saison 1:3 in Ochsenhausen verloren. Die Revanche für die denkbar unglückliche Saisonauftakt-Niederlage (2:3) ist misslungen. Von der Besetzung her hatte aber auch nichts für einen Gäste-Sieg gesprochen. Die Veröffentlichung vom Königstransfer des Japaners Yukiya Uda, ausgerechnet am 1. April, hatte, wegen des Datums, für Missverständnisse gesorgt. Und sie hatte Ochsenhausen früher erreicht als der TSV-Kleinbus mit der dezimierten Mannschaft. Kilian Ort war zur selben Zeit immer noch im Hotel in Doha in Quarantäne, und Maksim Grebnev musste russischer Meister werden wollen. Im Club und dem gesamten Umfeld war die durch Uda erzeugte Euphorie durch nichts und niemanden zu trüben.

Nicht durch diese Niederlage, nicht einmal durch die Gastgeber-Kommentatoren im Livestream, die den Zuschauenden, aus Unkenntnis und/oder wegen mangelhafter Vorbereitung, viele Rätsel aufgaben. Die zum Beispiel gleich im ersten Spiel überhaupt nicht in ihre Bewertung mit einbezogen, wer denn dieser Akito Itagaki, den sie Akuto nannten, mit seinen 16 Jahren eigentlich ist. Der, selber auf keiner Weltrangliste geführt, dem Franzosen Can Akkuzu (WR-79.) gegenüberstand und vernichtende Kritiken und Häme erntete. Es war sein dritter Einsatz, aus der Not geboren, und seine dritte Niederlage. 20 Stunden nach dem Duschen am Freitagabend musste er 500 km entfernt in Altenburg bei Chemnitz mit dem TSV II in der vierten Liga antreten, in der er einer der Besseren ist. Umso mehr ein Indiz, dass ein Bundesligist heutzutage fünf Spieler für eine Dreier-Mannschaft benötigt, nicht nur auf dem Papier.

Die Herren am Mikrophon lachten und amüsierten sich, meinten, „Akkuzu hält ein bisschen den Spiel im Ball“, nannten später Filip Zeljko „Zelciko“ und „Zelzko“ und sahen seine Aufschläge erst „fantastisch“, dann „doch nicht ganz regelkonform“. Akito Itagaki bekam davon zum Glück nichts mit. Akkuzu spielte sportlich fair und ohne Empathie sein Spiel durch, während Akito auch der Input seines Vaters in der Coaching-Box nicht weiterhalf. Er (16), ein paar Tage vorher Bayerischer Jugend-Meister in der U18 geworden, ist halt noch nicht so weit, verlor glatt gegen den Weltklassemann, der sich später auch gegen Steger 3:1 durchsetzte. Peinlich war nicht sein Spiel, sondern die Einschätzung der „Fachleute“ dazu.

Den Weltranglisten-28., den US-Amerikaner Kanak Jha, ergab der Aufstellungspoker für Bastian Steger als Kontrahenten. Nicht ungünstig für den inzwischen 41-Jährigen: Ihn hatte er bereits im Hinspiel 3:1 besiegt, diesmal wurde es ein 3:0. Die Erklärer der TV-Bilder sahen bei Steger, dass er „keinen Schritt zu viel macht. Man fragt sich, wie der die Punkte holt.“ Steger gab die Antwort auf seine Weise, umfangreich und nachhaltig, sich nicht nur auf seinen Routine-Vorteil verlassend, aber mit viel mentaler Ruhe und Ausgeglichenheit. Gewiss setzt man seinen Sicherheit versprechenden Schlag, die offensive Rückhand, besonders dann ein, wenn sie der Gegner nicht zu mögen scheint. Genau so holte er schon olympische, WM- und EM-Medaillen und Jahr für Jahr hoch positive Bilanzen – und hier den 1:1-Ausgleich.

Die Nr. 20 der Weltrangliste, der Franzose Simon Gauzy, den Kilian Ort im Hinspiel geschlagen hatte, war für Filip Zeljko (Nr. 276) natürlich mindestens eine Nummer zu groß. Vor allem deshalb weil jener über ein komplettes Reservoir für alle Belange des Tischtennisspiels verfügt. Während hierin bei dem Königshöfer Kroaten der Qualitätsunterschied begründet ist. Gleichbleibend in jeder Phase seines Spiels ist sein großartiger Kampfgeist. Überragend, ja sogar Weltklasse sind auch seine eigenen Aufschläge, in deren Folge er voll aggressiv in die Offensive geht. Wogegen er sich nach des Gegners Service passiv von der Platte Schritt für Schritt zurückzieht wie das Kaninchen vor der Schlange.

Nur Spekulation: Wenn Zeljko hier nicht 1:3 verloren, sondern gewonnen hätte, dann hätte wahrscheinlich auch Steger gegen Akkuzu das Einser-Duell gewonnen und damit der TSV das Spiel. Von einem Schlussdoppel Zeljko/Itagaki wäre eher keine Sensation zu erwarten gewesen. Oder wenn Ort und Grebnev nicht in Katar und Russland, sondern in Ochsenhausen gewesen wären. Aber mit dem Konjunktiv der Vergangenheit, mit „wenn“, „hätten“ und „wäre“, ist in keinem Sport etwas zu gewinnen.

Ergebnisse:
TTF Liebherr Ochsenhausen – TSV Bad Königshofen 3:1
Can Akkuzu – Akito Itagaki       3:0 (11:7/11:5/11:2)
Kanak Jha – Bastian Steger       0:3 (8:11/8:11/7:11)
Simon Gauzy – Filip Zeljko       3:1 (11:6/11:6/10:12/11:8)
Can Akkuzu – Bastian Steger    3:1 (11:1/11:6/7:11/11:9)
Zuschauer: 180
Oberschiedsrichterin: Melanie Timke