Notausgang zum Klassenerhalt gefunden

TTBL

Im Duell zweier personell gebeutelter Teams gelang dem TSV der zweite Sieg in Folge, insbesondere Dank Filip Zeljko

Bad Homburg (rd) Sollte da jemand eine Schlinge gesehen haben um den Hals des TTBL-Achten TSV Bad Königshofen vor diesem Spiel beim Schlusslicht TTC OE Bad Homburg, dann konnte er nicht die Aufstellungen beider Teams gekannt haben. Vor sechseinhalb Wochen unterlag man noch in eigener Halle, als beide in Bestbesetzung antraten. Diesmal fehlte beim TSV nur noch Bastian Steger, während die Hessen auf ihren Japaner Tanaka verzichten mussten, der wegen Corona noch nicht einreisen durfte, und auf den am Knöchel verletzten Jancarik. Folglich traten sie mit der vermutlich jüngsten TTBL-Mannschaft zumindest dieser Saison an: Sipos (21), Oehme (22) Fox (16). „Man muss es schon sagen, dass wir von ihren Ausfällen profitiert haben. Nichtsdestotrotz muss man solche Spiele auch erst mal gewinnen. Kompliment an Filip Zeljko, der wirklich sehr souverän seine zwei Spiele gewonnen hat.“

Sagte der Coach Bastian Steger hinterher. Genau, der Steger, der sowohl olympische Medaillen als auch die Trainer-A-Lizenz im Schrank hat. Der von Düsseldorf kurzerhand rüber kam, als er davon erfuhr, dass Koji und Akito Itagaki am Sonntagvormittag beim Testen kurz vor der Abreise als mögliche Kontaktpersonen eines Infizierten vorsichtshalber daheim blieben. „Das schaff´ ich noch“,  dann coache ich“, bot er an. Am Ende des Tages stand der zweite Sieg hintereinander gegen zwei Konkurrenten um den Klassenerhalt, war man gleich aus der ersten Rettungstür des Abstiegstunnels in vermutliche Sicherheit entkommen.

Eigentlich sollte ja schon im ersten Einzel Maksim Grebnev (Bilanz 3:7) gegen den TTC-Einser Rares Sipos (4:9) die Zeichen auf Sieg stellen. Wonach es nach acht Minuten Spielzeit auch ausgesehen hatte. Bis dahin hatte der Jungspund auf seiner Abschiedstour mit verblüffender Leichtigkeit und lautstarker Unterstützung der 13 Mitglieder des TSV-Fanclubs Ping-Pong-Ultras  den Rumänen regelrecht vorgeführt (11:4/11:5) und schnell geklärt, wer Hammer und wer Nagel ist. Im dritten Satz fehlten bei 9:9 zwei Bälle zum Sieg.  Vielleicht sah Grebnev die Ziellinie sogar zu nahe vor sich: Sipos fand zurück in die Partie, 9:11 für ihn. Das Duell hatte Augenhöhe-Niveau angenommen. Da erinnerte es zum ersten Mal an eine Achterbahn-Fahrt. Jetzt ging´s nach unten, auch im vierten Satz (8:11). Im fünften zunächst weder bergauf – 5:1 Grebnev – Gefühle wie bei der 2:0-Satz-Führung. Doch wenig später hieß es aussteigen – 9:11 und 0:1-Rückstand für die Gäste. Grebnev war doch Nagel, nicht Hammer. „So sind sie halt, die jungen Kerle“, nahm ihn der TSV-Manager Andy Albert in Schutz.

Jetzt traf Königshofens taktischer Einser Zeljko auf den einen Ersatzmann der Hessen, Benno Oehme, Perspektivkader-Spieler des DTTB. Filip erledigte seine Aufgabe im Schnelldurchgang. Die halbe Miete allein waren schon seine Aufschläge, gegen die der völlig überforderte Oehme kein Mittel fand. Ins Schwitzen kam Zeljko weder durch physische, noch durch psychische Beanspruchung. Stattdessen lud er zunächst mal den Frust über so manches bisher vergeigte Spiel dieser 1:9-Saison ab und brachte seiner Mannschaft den 1:1-Ausgleich zur Pause.

Danach traf Kilian Ort auf 196 Zentimeter Tayler Fox, 16 Jahre jung. Der gab sein Debüt in der TTBL, spielt normalerweise in der Oberliga-Mannschaft, fünfte Liga. Aus seiner Wunsch-Schlagzeile, die er gerne über sich lesen würde, „Tayler Fox gibt sein Debüt und holt sogar Punkte“, wurde nichts. Orts TT-Werkzeuge funktionierten in allen Belangen besser und zuverlässiger. Nach vier Minuten war der erste Satz beendet, nach sieben der zweite und nach zwölf der dritte und das Spiel: 3:0 für Ort und 2:1 für die Gäste.

Der Druck, der nun auf Filip Zeljko vor dem Einser-Duell gegen Rares Sipos, den Grebnev-Bezwinger, lastete, war Gesamtergebnis-orientiert eigentlich gar nicht so hoch. Würde er verlieren, hätten immer noch Ort/Grebnev gegen Oehme/Janicki hochprozentige Siegchancen – normalerweise. Doch was ist schon normal und berechenbar im Tischtennis? Es war aber auch die Chance für den Kroaten, seiner Mannschaft vorzeitig, wer weiß, den Klassenerhalt ohne Aufregung zu sichern und sein eigenes Standing im Team aufzupolieren. Nicht ganz so schnell wie Grebnev, dafür umso nachhaltiger gewann er die Sätze eins und zwei (11:9/11:3). Würde Sipos erneut nach 0:2 Sätzen der Turn Around gelingen? Doch diesmal war er es, bei dem das Nervenkostüm nicht passte. Auf der Zielgeraden setzte sich Zeljko auf 10:7 ab, nervte seine Fans schnell noch mal bis 10:9 und Timeout und machte mit einem Aufschlag-Ass den Sack zu. Endlich brachte er seine tatsächlichen Qualitäten an den Tisch, auch dann, wenn die Hand immer schwerer wird.

Ergebnisse:
TTC OE Bad Homburg – TSV Bad Königshofen 1:3
Rares Sipos – Maksim Grebnev         3:2 (4:11/5:11/11:9/11:8/11:9)
Benno Oehme – Filip Zeljko              0:3 (7:11/3:11/3:11)
Tayler Fox – Kilian Ort                        0:3 (3:11/5:11/4:11)
Rares Sipos – Filip Zeljko                   0:3 (9:11/3:11/9:11)
Zuschauer: 110