TSV vermisst die Heimspiel-Atmosphäre

TTBL

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Dienstag, 21. Dezember, 19 Uhr:
TSV Bad Königshofen – TTC OE Bad Homburg

Bad Königshofen (rd) Am Dienstag um 19 Uhr empfängt der Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen zum fünften Heimspiel seiner fünften TTBL-Saison den TTC OE Bad Homburg. Es ist der Tabellenletzte, gegen den man noch nie verloren, sich aber immer schwer getan hat. Es steckt aus mehreren Gründen allerhand Zündstoff in dieser Partie, die, so sah es bis Montag aus, erneut vor null Zuschauern ausgetragen wird. Nach dem etwas überraschenden 3:2-Auswärtssieg am Sonntag in Fulda hat sich die Lage beim TSV entspannt, wurde das Abstiegsgespenst vertrieben. Einer Entpflichtung von einem Sieg in diesem Spiel kommt das aber nicht gleich. Die Abstiegsplätze sind nun aber sechs Punkte entfernt. Die Liga ist so stark und ausgeglichen wie lange nicht. Die Starken, wirtschaftlich potenten, sind noch stärker geworden. Die in den letzten Jahren Schwächeren haben nachgelegt und sind voll konkurrenzfähig geworden. Es ist wieder schick in Deutschland, in der TTBL zu spielen, in ihr zu bleiben oder in sie aufzusteigen.

Dass das auch dem TSV Bad Königshofen weiterhin möglicht ist, darauf ist der Fokus bei allen gerichtet, die in irgendeiner Weise mitarbeiten und Verantwortung tragen. Doch eine gewisse Ungleichbehandlung in dieser Pandemie-Zeit, in der es freilich wichtigere Probleme als den Sport vor Zuschauern gibt, stößt den TSV´lern schon unangenehm auf. Am Donnerstag in Neu-Ulm bemerkte man, dass das Kriterium „null Zuschauer“ sehr großzügig interpretiert worden war. Und am Sonntag in Fulda war sogar eine limitierte Zahl von Fans offiziell erlaubt, 180 anwesend. Bis gestern war dem TSV, dem Verein mit dem vermutlich kleinsten Etat, erneut ein Geisterspiel auferlegt. Seit fast 22 Monaten konnte man nicht mehr die im Etat veranschlagten Einnahmen, sondern fast gar keine mehr erzielen. Ohne die Sponsoren hätte es nie Bundesliga in Bad Königshofen gegeben, gäbe es keinen Weltklasse-Sport in der Region. Dabei ist der TSV das sportliche Aushängeschild des Rhön-Grabfeld-Kreises und der kleinen Badestadt in Deutschland.

Doch in dieser Zeit wird die Treue der großen Sponsoren-Familie sehr auf die Probe gestellt. Sponsoren müssen ebenso draußen bleiben wie die Dauerkartenbesitzer und die meisten der rund 50 Helfer, die zu Auf- und Abbau in die Halle dürfen, dazwischen aber raus müssen. Da der Rhön-Grabfelder an sich loyal ist, hält er sich zu hundert Prozent an die Null-Zuschauer-Toleranz, an die Bestimmungen der 15. Bayerischen Infektionsschutzverordnung, BayMBI2021 Nr. 842. Die zum Beispiel in Würzburg in der selben Halle, der s.Oliver Arena, unterschiedlich ausgelegt wird. Dort, wo beim Basketball 3140 Zuschauer rein passen, dürfen bei den Baskets keine rein. Beim Handball zu den Rimparer Wölfen sind 469 erlaubt. Das entspricht 15 Prozent, mit denen die Abstandsregeln eingehalten werden können. Basketball gegen die Hamburg Towers zählt als Großveranstaltung, Handball gegen den VfL Gummersbach nicht. Groß ist eine Sportveranstaltung nach BayMBI 2021 Nr. 842 eine „überregionale Sportveranstaltung, wenn zu ihr unter den Maßgaben der 15. BayIfSMV regelmäßig nach der Kapazität der Sportstätte mehr als 500 Zuschauer kommen könnten.“

Aber wo ist da eine Großveranstaltung in Bad Königshofen, wenn der Tabellensiebte den Letzten aus Bad Homburg empfängt? 15 Prozent entsprächen in der Shakehands-Arena 150 Zuschauer. Das wäre zwar nicht einmal kostendeckend. Aber es wären wenigstens wieder mal ein paar Euro. Wobei dem Geschäftsführer Andy Albert wichtig ist hervorzuheben, dass „es uns nicht einmal so sehr ums Wirtschaftliche geht. Wir wollen unseren Sport, unsere Mannschaft zeigen, wollen ihr ermöglichen, dass sie, vergleichbar mit Neu-Ulm und Fulda, Fans im Rücken hat, die sie anfeuern und über schwere Momente hinweg bringen. Wir wollen der Entfremdung vom Live-Erlebnis Einhalt gebieten.“

Albert möchte natürlich hinzufügen, „wir wollen gewinnen, wir müssen gewinnen und brauchen dafür eine gewisse Heimspiel-Atmosphäre.“ Für den TSV-Neuzugang Maksim Grebnev gibt es, nicht so intensiv wie mit Katsman, Sidorenko und Mazunov in Neu-Ulm, ein Wiedersehen mit Bad Homburg. Dort verbrachte er seine erste Bundesliga-Saison, nach der Katsman nach Neu-Ulm und er nach Bad Königshofen wechselten. Geblieben ist nur der Rumäne Rares Sipos (Bilanz 3:5). Gekommen sind der Tscheche Lubomir Jancaric (3:8) aus Mühlhausen, und aus Japan der Erfolgsgarant Yuta Tanaka (5:2), mit dem der einzige Sieg – in Fulda (!) – gelang. Den Nachwuchsspielern Benno Oehme und Cedric Meissner gehört eher die Zukunft.