TSV zu Gast beim bayerischen Konkurrenten Neu-Ulm

TTBL

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Donnerstag, 16. Dezember, 19 Uhr:
TTC Neu-Ulm – TSV Bad Königshofen

Bad Königshofen (rd) Wenn der TSV Bad Königshofen diesen Donnerstagabend in Neu-Ulm zum neunten Vorrundenspiel antritt, dann liegt das letzte TTBL-Spiel der beiden punktgleichen Kontrahenten genau 46 Tage zurück. Und das mitten in der Saison! Man stelle sich diesen Entzug der Sportart und Sportler für Fußball-Fans vor. Da können sich Funktionäre, Sportler und Fans drehen und wenden wie sie wollen, wenn es darum geht, diese hochinteressante Sportart samt Timo Boll und Co. aus dem Nischen-Dasein heraus und mehr in den Blick der Sport-Öffentlichkeit zu rücken: Sechseinhalb Wochen Pause, dann in sechs Tagen drei Spiele, das ist contraproduktiv. Am Sonntag tritt der TSV in Fulda an und am Dienstag daheim gegen Bad Homburg. Doch der Weltverband ITTF und speziell die pekuniäre Dominanz von China machen für die TTBL (Tischtennis-Bundesliga) durch eine Überhäufung mit internationalen Turnieren viele Türen zu und nur wenige Zeitfenster auf.

Am 11. Dezember wurde die Kölnerin Claudia Herweg (55) in der 96-jährigen Verbandsgeschichte als erste Frau an die Spitze des Deutschen Tischtennisbunds (DTTB) gewählt. Ihr Ziel: „Tischtennis soll moderner werden.“ Der Bundesliga-Spielplan sollte sofort folgen. Ob sie allerdings auslöffeln kann, was der Weltverband unter Führung des jetzigen DOSB-Präsidenten Thomas Weikert eingebrockt hat, ist eher fraglich.

Neu-Ulm und Bad Königshofen weisen zwei grundverschiedene Strukturen und wirtschaftliche Möglichkeiten auf. Unter anderem mit der Folge, dass der TSV vier Spieler für das Dreier-Team unter Vertrag hat, der TTC deren fünf. „Unsere Möglichkeiten bei der taktischen Aufstellung und Prognosen über den Spielausgang sind deshalb sehr begrenzt“, gibt Kilian Ort zu bedenken. Der  TTC wurde von null auf hundert aus der Taufe gehoben und durfte gleich in der ersten Liga einsteigen. In dieser seiner zweiten Saison geht er für den DTTB in der Champions-League an den Start. Was für den Club spricht: Er hat neben dem 35-jährigen Portugiesen Tiago Apolonia als Leitwolf ein Rudel junger Spieler um sich mit den Russen Lev Katsman (20) und Vladimir Sidorenko (19), dem griechischen U21-Europameister Ioannis Sgouropoulos (20) und dem deutschen Perspektiv-Kader-Spieler Kay Stumper (19).

Headcoach ist der Russe Dmitrij Mazunov, der zugleich Trainer der Neu-Ulmer Trainingsgruppe ist. Dort trainiert und in Neu-Ulm wohnt auch der Königshöfer Neuzugang Maksim Grebnev, der wiederum im ablaufenden Jahr und nach seiner Verpflichtung für den TSV als Medaillenhamster bei internationalen Turnieren geworden ist. U.a. wurde er mit Lev Katsman Europameister im Doppel bei den Aktiven und U19-Europameister im Doppel mit Vladimir Sidorenko. Letzteres Endspiel fand erst vor acht Tagen in Portugal statt. Was für eine Konstellation: Er kann praktisch in dieser Partie auf beide Doppelpartner treffen, im Einzel und/oder im Doppel, vielleicht auch auf keinen. Freundschaften müssen jedenfalls für die Dauer des Spiels ruhen. Gegen das Team seines Trainers geht es auf jeden Fall. Der wiederum, Mazunov, hat ihn bei jenem letzten Turnier überstrapaziert und leer, weil in allen vier Konkurrenzen am Start, gesehen und versprach, sein Training besonders zu dosieren. Sowohl Grebnev als auch der TSV-Manager Andy Albert haben volles Vertrauen in die Loyalität von Mazunov.

Vor dieser Partie sind die Gastgeber (6.) punktgleich (ja 8:8) mit den Gästen (7.). Mit 6:0, drei Siegen gegen Bergneustadt, Bremen und Bad Homburg, sind sie in die Saison gestartet. Es folgten vier Niederlagen gegen Düsseldorf, Ochsenhausen, Fulda und Mühlhausen und dann der vierte Sieg gegen Grünwettersbach. Kilian Ort, Bastian Steger und Filip Zeljko haben seit dem letzten TTBL-Spiel gegen Werder Bremen an einigen internationalen Turnieren teilgenommen. „Letztes Jahr haben wir dort relativ deutlich verloren“, erinnert sich Ort und hofft, „dass wir es diesmal etwas enger gestalten können. Sie haben eine junge, hungrige Mannschaft. Basti hat letzte Woche bei einem Turnier in Düsseldorf gegen Lev Katsman verloren. Er wird sich sicherlich revanchieren wollen, sofern sie aufeinander treffen.“