TSV verpasst einen Befreiungsschlag

TTBL

Beim Spiel in Bergneustadt trumpft ein unerwarteter Akteur für die Gastgeber auf

Bergneustadt (rd) Bergneustadt und seine „Schwalben“ deckten es auf: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Nicht für den TSV Bad Königshofen und seine Mannschaft, die mit einem Sieg einen mächtigen Schritt Richtung Klassenerhalt hätte tun können, stattdessen wieder einmal gegen einen dahinter platzierten Gegner ein Spiel verlor. Es hätte ein Befreiungsschlag für die ganze Saison sein können. Sie wachsen nicht in den Himmel für den erfolgreichsten Punktesammler Bastian Steger, der zwar die Nr. 4 von Deutschland, den Olympiateilnehmer Benedikt Duda besiegen konnte, aber gegen den schwächer eingeschätzten Alberto Mino unterlag. Der wiederum entpuppte sich als der Held des Abends, gewann Einzel und auch das Doppel. Der Ecuadorianer spielte wie im Rausch. Und sie wachsen auch nicht in den Himmel für den Neuzugang Maksim Grebnev. Er unterlag nach einer stressigen Woche inklusive Anreise bis hin zum ersten Spiel gegen Benedikt Duda (WR-38.), den er noch vor einer Woche bei der Team-EM schlagen konnte. Und im Schlussdoppel war er, der amtierende Europameister im Doppel, auch nicht das Zugpferd und die Unterstützung für Kilian Ort, der eine tadellose Vorstellung in Einzel und Doppel lieferte.

Schlussendlich zeigte das zweite Spiel des Tages wieder einmal, wie wenig Prognosen und Hochrechnungen über etwaige Punktgewinne zählen, sondern auch die Tagesform, abhängig auch von mancher unmittelbaren Vorgeschichte. Im ersten Match bekam Grebnev nämlich Dudas Revanche von der EM zu spüren. Dabei zeigte er zunächst eine bärenstarke Vorstellung im ersten Satz (11:4). Dann ging er aber noch mit 1:3 (-6/-5/-6) regelrecht unter. Ob diese Szene eher fair oder eher naiv war: Als er im zweiten Satz bei 1:4 einen Fehler zugab, den weder die zwei Schiedsrichter, noch sein Gegner gesehen hatten? Er habe beim Aufschlag mit seinem Schläger sein Trikot berührt. Darf er nicht, keine Frage. Niemand hätte es bemerkt. Und die Unparteiischen mussten erst beraten, ob sie ihn für seine Ehrlichkeit bestrafen. Dann klappten sie die Tafel auf 1:5. Ausgerechnet bei der Vorgeschichte mit sieben unberechtigten Punktabzügen gegen den TSV, null gegen Bergneustadt in der letzten Saison. Beim Spiel gegen Duda! Charakterstark war´s auf jeden Fall von Grebnev. Und mit seinem Zirkus-reifen Weltklasseschlag, einem krummen Ding hinter dem Rücken, mit rechts links vorbei auf den Tisch, machte er auch wieder einen Punkt.

Während Grebnevs Punktbeitrag zwar erhofft, aber nicht zwingend zu erwarten war, spekulierte, wer Basti Steger kennt und Alberto Mino ein wenig, dass jetzt der Ausgleich kommen würde, selbst im Lager der Oberbergischen. Doch Mino (WR-76.) spielte im Vergleich zu seiner bisherigen negativen Saisonbilanz in einer anderen Liga, wie im Rausch. Ihm gelang, was er anpackte, im Einzel wie im Doppel. Steger, der die drei Tage vorher wegen Rückenproblemen nicht trainieren konnte, kam im ersten Satz überhaupt nicht ins Spiel. Im zweiten vergab er bei 9:9 zwei eigene Aufschläge. Der dritte machte Hoffnung und im vierten musste er immer Rückständen hinterher laufen und unterlag mit 1:3. Zur Pause also 0:2 hinten, da war trotzdem noch nichts verloren. Denn jetzt traf Kilian Ort im Dreier-Duell auf den Spanier Alvaro Robles (WR-62.) und nahm ihn in die Liste der Top-Hunderter auf, die er schlagen konnte.

Es war eine unglaublich starke Vorstellung des Königshöfers. Kilian zog mit höchster Konzentration seinen Matchplan konsequent durch, blieb dabei aber flexibel, so dass  er auf Umstellungen der Taktik seines Gegners jederzeit reagieren konnte. So fand er meistens die richtige Antwort und ließ sich auch in Satz drei nicht aus der Ruhe bringen, in dem Robles plötzlich eins bis zwei Klassen besser zu spielen schien. Mit 9:8 ging er erstmals in Führung, sein Matchball scheiterte aber an einem Netzroller. 10:12 und Ort musste in den vierten Satz, Bei 11:7 war der Urschrei da und die Ort-Faust oben. Und der „TSV-Arbeitskreis Stimmung“ der Familien Weber (Bad Königshofen), Köber (Köln), Piechotta (Düsseldorf) und Lediger (Hürth) in der Halle schöpfte wieder Hoffnung.

Voraussetzung: Ein Sieg von Steger gegen Duda. Eindrucksvoller hätte sich der Basti, der ja so gut wie nie beide Spiele verliert, nicht zurück melden können. Bei ihm waren bei 12:10/11:3/11:9 gleich beide Fäuste oben, so dass es zum Shooting Out im alles entscheidenden Schlussdoppel Ort/Grebnev gegen Robles/Mino kam. Die TTC-Rechts-Linkshänder-Kombi spielte von Beginn an wie aus einem Guss, wie eine Einheit, wie eine Person, die mit sich selber keine Abstimmung benötigt. Ort/Grebnev lagen 0:2 hinten, glichen aus und konnten den mentalen Vorteil doch nicht nutzen: 8:11 im fünften Satz und 2:3 insgesamt.

Ergebnisse:
TTC Schwalbe Bergneustadt – TSV Bad Königshofen 3:2
Benedikt Duda – Maksim Grebnev   3:1 (4:11/11:6/11:5/11:6)
Alberto Mino – Bastian Steger          3:1 (11:6/11:9/8:11/11:4)
Alvaro Robles – Kilian Ort                 1:3 (7:11/8:11/12:10/7:11)
Benedikt Duda – Bastian Steger       0:3 (10:12/3:11/9:11)
Mino/Robles – Grebnev/Ort             3:2 (11:6/11:4/4:11/10:12/11:8)