Provokationen und Pfiffe beim Heimsieg des TSV

TTBL

Der Grenzauer Spieler Pletea bringt das Publikum gegen sich auf – TSV-Spieler lassen sich nicht beeindrucken und siegen mit 3:1

Bad Königshofen (rd) Am Ende waren die Wogen geglättet. Cristian Pletea, der junge Mann, der sie durch sein unfaires Verhalten im Spiel gegen Maksim Grebnev aufgewühlt hatte, ging nach seiner finalen Niederlage gegen Bastian Steger hinüber zur Königshöfer Box und bot Shakehands an. Dass es nicht zum Eklat gekommen war, dazu hatte auch der Hallensprecher Jürgen Halbig in besonnener Manier beigetragen. Der 21-jährige Rumäne hatte sich schlichtweg daneben benommen, als er in seinem ersten Einzel den Matchball verwandelt hatte. Zuvor schon hatte er für Unmut gesorgt, als er immer dann, wenn Grebnev davon zu ziehen drohte, den nassen Arm auf den Tisch legte, ihn mit dem Handtuch abwischte, um ihn aus dem Rhythmujs zu bringen, und vereinzelt Pfiffe und Buh-Rufe erntete. Als er den Sieg in trockenen Tüchern hatte, provozierte er das Publikum durch einen Gruß mit der flachen Hand an die Stirn, der sich einfach nicht gehört. Das war grenzwertig vom Grenzauer! Eine Szene, die es in dieser Halle nie zuvor gegeben hatte. Mit 21 sollte man schon etwas erwachsener sein.

Als er später im vierten Einzel, dem Spitzeneinzel gegen Bastian Steger ran musste, wiederholten sich zunächst diese Reaktionen der Zuschauer. Bevor es aber losgehen konnte, rannte Pletea wieder aus der Box heraus in die Kabine: Er hatte seinen Schläger vergessen. Da hatte Jürgen Halbig seinen Einsatz gegen die Pfiffe schon hinter sich: „Leute, wir stehen doch über diesen  Dingen. Ihr habt euch den guten Namen doch durch eure Fairness gemacht.“ Das reichte, und es wurde wieder ganz normal – und fair – Tischtennis gespielt. Und wie! Steger war gewillt zu gewinnen, aber nicht den Rache-Engel zu spielen. Er spielte aber nur Weltklasse-Tischtennis, Spitzen-Ballwechsel gab es am Fließband. Und das geht nur, wenn der Gegner ebenbürtig ist.

Hart aber fair ging es im Ersten Einzel zu, in dem zwei gute alte Bekannte aufeinander trafen wie schon vor 20 Jahren: Basti Steger (40) gegen seinen aus Frankreich zurückgekehrten Nationalmannschaftskollegen Patrick Baum (35), einst Nr. 14 der Welt, der mit 6:2-Bilanz angereist war – und mit 6:3 wieder ging. Dazwischen lagen aber fünf Sätze Hochgeschwindigkeits-Tischtennis vom Feinsten. In dem Steger zum ersten Mal überhaupt Mitte des zweiten Satzes in Führung ging. Es war ein sehr früher Knackpunkt. Aber er war es bei Stegers Rücktand von 5:8, den er zum 11:8 wandelte. Auf Messers Schneide stand es schließlich im fünften Satz bei 9:9. Da an Konzentration und Routine sich beide nichts nehmen, entschied das berühmte Momentum für Steger: ein paar Millimeter, ob der Ball an die Kante geht oder ins Leere. 11:9 und damit 1:0 für den TSV.

Dann kam jenes Duell der Jungspunde, in dem der 19-jährige Russe Maksim Grebnev, trotz der 2:3-Niederlage, wohl endgültig beim Königshöfer Publikum angekommen ist. Er spielte so begeisternd, dass es stehende Ovationen während des dritten Satzes für ihn gab. Der vierte und fünfte rannten ihm dann aber jeweils innerhalb von ein paar Sekunden am Ende davon. Das Spiel indes war so gut, dass es jener Einlagen von Pletea gar nicht bedurft hätte. Die wahrscheinlich mehr in Erinnerung bleiben als das mitreißende Spiel an sich.

Nach der Pause lag es am Lokalmatador Kilian Ort, die Weichen auf Sieg zu stellen. Seinen übermäßigen Respekt vor asiatischen, insbesondere in China ausgebildeten Gegnern hat er im Lauf seiner Entwicklung durch Siege, z.B. mehrfach über Wang Xi, abgelegt. Sein Dreisatz-Sieg gegen den für die Dominikanische Republik spielenden Wu Jiaji in weniger als einer Viertelstunde war eine Demonstration der Konzentration und Emotion. 33:13 Bälle gesamt (11:4/11:3/11:6) waren das gegen den Penholder-Spieler – 2:1 für die Gastgeber.

Jetzt also oblag es Bastian Steger, zum zweiten Mal in dieser Saison beide Einzel zu gewinnen und seine Mannschaft vor den Augen seiner Eltern Hans und Gerti zum Sieg zu führen. Wobei Hans und Andy Albert gemeinsam den Livestream ersatzweise kommentierten. Was für den pensionierten Lehrer und ersten Trainer seines Sohns eine leichte Übung war. Etwas schwerer, aber jederzeit lösbar war jene von Basti, der seine Emotionen auf Grund seiner Erziehung immer im Griff hat. Während Christian Pletea sich noch so einen Auftritt nicht leisten konnte und die Ereignisse seines ersten Spiels anscheinend noch nicht so recht verarbeitet hatte. Erste Sätze gewinnt Steger nämlich gar nicht allzu oft, diesen aber mit 11:8 ziemlich souverän. Im zweiten lag er 7:9 hinten, „klaute“ sich aber noch den Satz. Und im dritten drohte er, bei 10:7-Führung selber beklaut zu werden. Erst seinen fünften Gesamt-Matchball verwandelte er zum 13:11 – zum 3:1-Sieg und zum ausgeglichenen Punktverhältnis. Auf einem Tabellenplatz, an den man sich gewöhnen möchte beim TSV.

Ergebnisse:
TSV Bad Königshofen – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1
Bastian Steger – Patrick Baum            3:2 (7:11/11:8/5:11/11:7/11:9)
Maksim Grebnev – Christian Pletea   2:3 (7:11/11:9/14:12/7:11/6:11)
Kilian Ort – Jiaji Wu                                3:0 (11:4/11:3/11:6)
Bastian Steger – Christian Pletea        3:0 (11:8/11:9/13:11)