Bastian Steger wird Deutscher Vizemeister

TTBL

Der Routinier muss sich nach einem starken Turnier nur Benedikt Duda geschlagen geben

Bremen (rd) Beinahe hätte der TSV Bad Königshofen zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Borussia Düsseldorf neben dem Doppel-Europameister Maksim Grebnev auch einen Deutschen Meister im Einzel in seinem Kader gehabt. Dann wurde es „nur“ ein Vizemeister. Der von Stegers gesamter Turnierleistung begeisterte TSV-Manager Albert: „Wir sind stolz auf ihn.“ Für die nationalen Titelkämpfe hatten die drei Olympioniken Boll, Franziska, Ovtcharov abgesagt und Verständnis bekommen vom DTTB-Sportdirektor Richard Prause: „Zwei Wochen olympisches Turnier sind eine hohe Beanspruchung. Die EM und WM stehen unmittelbar bevor. Das muss man verstehen.“ Absagen musste auch Kilian Ort, der angeschlagen vom Auswärtsspiel in Mühlhausen zurück gekommen war.

Ansonsten war alles, was Rang und Namen hat, an Bord am Samstag und Sonntag in der Bremer ÖVB-Arena. Apropos Bremen: Ein gutes Pflaster für Basti Steger, der von 2014 bis 2019 für Werder Bremen spielte, ehe er nach Bad Königshofen wechselte. Der Oberpfälzer, an 2 gesetzt, hatte es im 32-er-K.O.-Runden-Feld in den ersten zwei Runden mit weniger bekannten Gegnern zu tun. Er nutzte sie zum Warm Up im Schongang, 4:0 gegen den 17-jährigen Vincent Senkbeil vom SV Bolzum/TSV Westedt-Stederdorf und im Achtelfinale 4:0 gegen Arne Hölter, 28-jähriger Doktorant und Zweitliga-Spieler vom TuS Celle 92.

Doch am Samstagabend bekam Bastian Steger schon mal einen Vorgeschmack auf die Härte dieses Turniers, als er auf den Mühlhausener Steffen Mengel traf, einen um 25 Zentimeter größeren Modellathleten, der im TTBL-Spiel drei Tage vorher gegen den TSV nicht zum Einsatz gekommen war. Mit einem hart umkämpften 4:3-Sieg im dritten Samstagsspiel, in dem nur die Sätze 5 und 7 eine klare Machtdemonstration waren und auf eine tolle Meisterschaftsform schließen ließen, marschierte er ins Halbfinale, das am späten Sonntagvormittag ausgetragen wurde.

Sein Gegner, der für Fulda-Maberzell aufschlagende Ruwen Filus (33), den Tischtennisfans im nördlichen Unterfranken bestens bekannt als unangenehm zu spielender Abwehrspezialist. Der Teamkollege als Nationalspieler und Trainingspartner bei Lehrgängen ist Steger natürlich bestens bekannt mit seiner speziellen Spielweise als Abwehrspezialist, der aber auch bestens angreifen und kontern kann. Es folgten sieben Kräfte zehrende Sätze gegen diesen mit allen taktischen Wassern gewaschenen Haudegen. Fachleute wollen in dieser Partie das beste Spiel des ganzen Turniers gesehen haben. Für die Freunde und Fans im Grabfeld war dieses Schmankerl die rechte Vorspeise für den Sonntagsbraten. Dass es bereits das Hauptmahl sein sollte, musste sich später zur Kaffeezeit erweisen. Mit irren Ballwechseln, in Serie sich anbeitend für den Ballwechsel des Monats, mit 11:6/9:11/15:13 (mit dem achten Satzball), 6:11/11:13/11:5 und noch einmal 11:5 zog Basti Steger an Tisch 2 ins Finale ein.

Während sich an Tisch 1 der Bergneustädter Benedikt Duda (27) wesentlich weniger gegen Fan Bo Meng (4:1) verausgaben musste. Ihn hatte Steger beim letzten Aufeinandertreffen im Auswärtsspiel 3:1 geschlagen, obwohl ihm insgesamt fünf Punkte wegen vermeintlich falschen Aufschlags vom Schiedsrichter genommen worden waren. Damals siegten Steger, der TSV und die Gerechtigkeit. Nun stand Steger diesem Duda, der zwei Wochen Olympia als Ersatzmann ohne Spiel hinter sich hat, im Rampenlicht der Finalbox gegenüber. Es ging beim Königshöfer nahtlos weiter. Nach eigener 2:1-Führung sah es tatsächlich aus, „als könnte ich das Ding durchziehen.“ Doch dann drängte ihn Duda mit unglaublich wuchtiger Vorhand immer mehr vom Tisch weg. Er selber konnte mit dem bis dahin so dominierenden Rückhand-Topspin nicht mehr so sehr agieren, musste mehr reagieren als ihm lieb war.

Als der Duda-Zug erst mal ins Rollen gekommen war, da war er nicht mehr aufzuhalten Richtung Deutsche Meisterschaft. „Ich hatte am Anfang tatsächlich das Gefühl, dass ich etwas besser bin und das Spiel unter Kontrolle habe. Bis zum 2:1 nach Sätzen, 6:5 in vierten und dem Timeout von Duda. Dann ist das Spiel so ein bisschen gekippt. Wenn ich den vierten Satz geholt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich gewinnen können. Hätte, wenn und aber zählen aber nicht. Die Spiele gegen Mengel und Filus waren aber ganz gut. Von dem her bin ich zufrieden, wenn´s am Ende auch schade ist, wenn man die Chance auf den Titel hatte und liegen ließ.“

Bastian Stegers DM-Spiele:
1. Runde: Vincent Senkbeil 4:0
Achtelfinale: Arne Hölter 4:0
Viertelfinale: Steffen Mengel 4:3
Halbfinale: Ruwen Filus 4:3
Finale: Benedikt Duda 2:4