Ein Europameister für den TSV Bad Königshofen

TTBL

Der russische Neuzugang Maksim Grebnev (19) gewann mit seinem Freund Lev Katsman Gold bei der EM – Warum Konkurrenz Beine macht

Warschau (rd) Der TSV Bad Königshofen hat seit Sonntag mit Maksim Grebnev einen Tischtennis-Europameister im Doppel im Bundesliga-Kader. Am Sonntag endeten die 2020 ausgefallenen und in Warschau nachgeholten Individual-Europameisterschaften in der Zuschauer-freien Torwar-Arena mit der Rekord-Medaillen-Ausbeute des DTTB (Deutscher Tischtennisbund): Vier der fünf Titel, sieben von 15 Medaillen gingen an deutsche Athleten. Nicht auf der Liste der Medaillengewinner war aber das an 1 gesetzte Spitzendoppel Benedikt Duda/Dang Qiu.

Der Bergneustädter und der Neu-Düsseldorfer mussten sich im Viertelfinale des Herren-Doppels den Russen Maksim Grebnev/Lev Katsman (TSV Bad Königshofen/TTC Neu-Ulm) mit 1:3 beugen. Dabei unterstrich der Neu-Königshöfer Grebnev erneut seine speziellen Qualitäten im Doppel. Grebnev/Katsman hatten sich im Achtelfinale gegen das schwedische Weltklasse-Doppel Mattias Falck/Kristian Karlsson (Werder Bremen/Borussia Düsseldorf) durchgesetzt. Im Viertelfinale waren die beiden gegen Duda/Qiu nach 7:11 und 4:8 eigentlich schon auf der Verliererstraße, kämpften sich aber zurück und zogen mit 3:1 ins Halbfinale ein. Hier schalteten sie  die ungarische Rechts-Links-Kombination Sandor Ekeci/Adam Szudi mit 3:1 aus.

Im Finale standen die blutjungen Russen, Grebnev 19, und Katsman 20,  dem polnisch/belgischen Duo Jakub Dyjas/Cédrik Nuytinck gegenüber und setzten ihren 3:1-Flow bis zum letzten Ball (12:10/11:8/8:11/11:7) fort, ehe Maksim seinem Freund Lev auf die Hüften sprang.  „Die beiden kennen sich nun schon so lange“, freute sich ihr Förderer und Leiter der Neu-Ulmer Trainingsgruppe Dmitrij Mazunov. „Jetzt wird man sie jagen. Dabei müssen sie noch viel lernen. Jetzt gilt es, dass sie auch im Einzel dieses Niveau erreichen.“ Grebnev selber verriet: „Wir haben ihr Spiel sehr sorgfältig im Vorfeld studiert und wussten, was uns erwartet. Wir hatten einen Traumstart, haben aggressiv begonnen, die Sätze 1 und 2 schnell gewonnen und fanden auch nach dem verlorenen dritten im vierten Satz wieder zu unserem Spiel zurück.“

Die “Bufdi” (Bundesfreiwilligendienstlerin) des TSV Bad Königshofen Ksenia Muchaeva übersetzte die Grüße des Neuzugangs an seinen Verein so: “Als wir den letzten Punkt gewonnen hatten, konnte ich es zuerst gar nicht glauben. Es war mir so, als ob nicht ich das bin, dem das passiert ist. Jetzt bin ich einfach nur glücklich.”

Im Einzel war es unter der Woche in der gemeinsamen Vorrundengruppe zum Treffen der beiden Bad Königshöfer Teamkollegen Filip Zeljko und Maksim Grebnev gekommen. Ein Casting für einen Platz im TSV-Dreierteam zusammen mit Bastian Steger und Kilian Ort war es zwar nicht. Gewisse Rückschlüsse über Zeljkos Stärke nach intensivem, vorolympischem Training mit der kroatischen Nationalmannschaft war es aber schon. 7:11/11:7/11:2/12:10 endeten die Sätze. Zeljko spielte wie aufgedreht, Grebnev blieb nur das Kopfschütteln über dessen überragenden Aufschläge. Dieser Sieg war für Zeljko aber auch unabdingbar, weil er zuvor gegen den Belgier Robin Devos mit 1:3 unterlegen war und dabei „keine gute Figur abgab“, so der TSV-Manager Andy Albert.

In der K.O.-Runde kam für Grebnev zwar das Aus, aber nach einer hervorragenden Vorstellung gegen den neuen schwedischen Meister Truls Möregard. Dem 19-jährigen Supertalent, er spielt in der japanischen Profiliga, wird eine noch größere Zukunft als Anton Källberg zugetraut. Bei den schwedischen Meisterschaften vor zwei Wochen schlug Möregard Källberg im Endspiel und stand hier gegen den Neu-Königshöfer kurz vor dem Aus. Doch Grebnev konnte mehrere Matchbälle nicht nutzen und unterlag im fünften Satz unglücklich mit 10:12.

Dass Konkurrenz das Geschäft belebt und Beine macht, war Filip Zeljko anzumerken, dem der große Wurf allerdings versagt blieb. Nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Devos und dem Sieg über Grebnev traf er als Gruppenzweiter in der Zwischenrunde auf den Ungarn Tamas Lakatos. „Er bügelte ihn mit 3:0 weg“, freute sich Andy Albert, der natürlich sämtliche Spiele seiner Jungs live oder auf Video miterlebte. Los-Pech bescherte Zeljko in der ersten K.O.-Runde der letzten 64 dann das Ende gegen seinen ehemaligen Königshöfer Teamkollegen Darko Jorgic. Beim 2:4 leistete er aber erheblichen Widerstand gegen den Weltranglisten-31.

Das Achtelfinale erreichte Filip Zeljko jeweils im Mixed mit seiner kroatischen Teamkollegin Jeger sowie im Doppel mit dem Engländer Samuel Walker.  Für ihn, der für die Teamwettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Tokio gemeldet ist, geht es nun wieder ins Trainingslager, aus dem er zur EM angereist war. Andy Albert lobte seine Vorstellung: „Er ist noch einmal ein Stück stärker geworden. Jetzt gilt es, dieses Niveau nachhaltig zu stabilisieren, dann können wir mit ihm und Maksim Grebnev sowie Bastian Steger und Kilian Ort zuversichtlich in die nächste Saison gehen.“

Albert erreichten nach Grebnevs letztem Ballwechsel Posts aus aller Herren Länder. Sie enthielten alle den von Hans Steger, dem Vater von Bastian Steger, geäußerten Glückwunsch: „Du hast einen Europameister eingekauft.Wie lange läuft der Vertrag? Gleich verlängern! Der hat Potenzial!“ Oder Harald Todt aus Kiel: „Glückwunsch! Bad Königshofen hat einen Europameister.“ Und Andreas Köber aus Köln: „Wahnsinn! Jetzt auch noch ein Europameister. Gut eingekauft!“

Währenddessen hatte der 19-jährige Grebnev das vorolympische Schaufenster Europameisterschaft Warschau überaus eindrucksvoll genutzt.