Das Rechnen hat vorzeitig ein Ende

TTBL

Am letzten Spieltag einer ungewöhnlichen Saison verliert der TSV mit 0:3 in Neu-Ulm

Bad Königshofen (rd) Wer am letzten Spieltag der TTBL-Hauptrunde zwei Spiele, via Livestream mit Konferenzschaltung oder per Liveticker, parallel verfolgte, dieses in Pfaffenhofen an der Roth und jenes in Karlsruhe zwischen Grünwettersbach und Mühlhausen, für den hatte das Rechnen mit Punkt-, Spiel- und sogar Satz-Verhältnissen sehr vorzeitig ein Ende.  Das Wunder, dass der TSV Bad Königshofen doch noch als Tabellenvierter in die Halbfinal-Playoffs gegen Borussia Düsseldorf einziehen würde, kam nicht zustande. Es hätten ja gleich vier Mannschaften im Sinne der einen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld spielen müssen. „Es schien, als sei es den drei anderen besser gelungen als uns, mit der Situation umzugehen“, gab sich TSV-Manager Andy Albert hinterher sehr schnell geerdet. „Wir mussten es doch realistisch sehen: Die Chancen lagen im tiefen einstelligen Prozentbereich.“

Nein, eine Enttäuschung sei das nicht, bekannte er, wobei keinerlei Wehmut im Unterton festzustellen war. „Dass wir bei unseren Bedingungen überhaupt bis zum letzten Spieltag im Gespräch waren, das war nicht absehbar. Wenn das Halbfinale gegen Düsseldorf auch dieser unserer besten und spannendsten Saison die Krone aufgesetzt hätte, bin ich überaus zufrieden bei all den Schwierigkeiten vor und während dieser Runde. Wir hatten nicht gewusst wie es ausgeht, weil die Teams so ausgeglichen waren. Wir hatten Mizuki Oikawa verloren und mussten darauf hoffen, dass Kilian und Filip noch ´ne Schippe drauflegen. Das ist ihnen zum Glück gelungen, und auch Basti hat eine bessere Runde gespielt als letztes Jahr. Die Mannschaft ist mit ein bisschen Abstand zufrieden, unsere Fans sind es und die zwei Geschäftsführer auch. Ganz TT-Deutschland hatte bis zuletzt Bad Königshofen auf der Rechnung.“

Dass man mit anstatt ohne Zuschauer Sport-Feste hätte feiern können bei diesen Leistungen, „mag ich schon gar nicht mehr hören. Es ist so, es war nicht zu ändern, basta. Ich hatte diese Runde schon vor diesem Spiel abgehakt, bin schon mitten in der neuen.“ Stand 21. März haben die Leistungen der Mannschaft die Partner und Sponsoren überzeugt, weiterhin ein Teil des Projekts „Weltklasse in Bad Königshofen“ zu sein.

Natürlich boten die Neu-Ulmer ihre drei Europameister auf. Im zweiten Jahr nach der Vereinsgründung mit dem Team aus der Retorte in die Playoffs einzuziehen, war auch für sie höchst motivierend. Dass der TSV-Coach Itagaki Ort auf 1 und Steger auf 2 stellte, hatte wohl auch mit dem Plan zu tun, dass er am ehesten einen Sieg vorlegen könnte, der das Team zu einer Sensation pusht. Dass es am Ende mit 0:3 und 2:9 Sätzen so viel klarer als beim Hinspiel (2:3 und 8:11) ausging, mag Statistiker und manchen Fan enttäuschen. In Hochform spielte keiner vom ersten bis zum letzten Ballwechsel. Besser haben sie alle schon gespielt. In einigen Phasen war die Rolle der Nerven unübersehbar: Wenn zum Beispiel ein Filip Zeljko nach einer 6:0-Führung im zweiten Satz plötzlich 6:9 zurück liegt und der Absturz noch nicht einmal durch ein Timeout zu bremsen versucht wird.

Oder wenn Bastian Steger zwei Punkte vor Satzende, für ihn bei seiner Bären-Ruhe völlig untypisch, mit den Schiedsrichtern heftig diskutiert, weil er eine von Itagaki beantragte Auszeit ablehnt und weiter spielen will, diese aber den Antrag als angenommen werten. Die Regeln werden es schon so vorsehen. Nach dieser etwa zweiminütigen Diskussion waren in ein paar Sekunden der Satz 5:11 und sein Spiel verloren, überhaupt nicht unverdient von Emmanuel Lebesson, der Neu-Ulm Richtung Russland verlässt, als Abschiedsgeschenk gewonnen. Da kämpfte Steffen Mengel drüben in Karlsruhe – auch für Bad Königshofen – Wang Xi gerade mit 3:2 nieder und legte jenen  Grundstein für die Sensation, den Steger nicht legen konnte.

Also hätten fortan die nächsten drei Einzel gewonnen werden müssen. Was aber schon Kilian Ort gegen Tiago Apolonia nicht gelingen mochte. Auf welcher Augenhöhe mit dem WM-Dritten im Doppel 2019 Ort spielte, zeigen die drei 8:8-Zwischenstände in den ersten drei Sätzen. Seine Vorhand war überragend. Doch seine Rückhand-Flips, ein paar Aufschlagfehler, wenn er sie gar nicht gebraucht hätte, und sein höchstens durchschnittlicher Aufschlag machten ihm alles kaputt. Als er gerade den dritten Satz für sich entschieden hatte, vollendete Mengel gegen Grünwettersbach die Steilvorlage. Dann ging aber bei Ort gar nichts mehr. Um 16:08 Uhr war der Traum vom Halbfinale ausgeträumt.

Auch im Dreier-Einzel hatte der Russe Sidorenko die Nerven besser im Griff. Im zweiten Satz aber zündete Zeljko die Rakete zur 6:0-Führung. Und plötzlich lag er 6:9 hinten. Woran es lag? Der an solchen Tagen hauptverantwortliche, der Kopf, löste eine Kettenreaktion aus und es ging gar nichts mehr. Nach 95 Minuten ohne Pause hatte Neu-Ulm, die bessere Mannschaft, von sich aus alles getan, was Bad Königshofen tun wollte, um Platz 4 zu retten.

Ergebnisse:
TTC Neu-Ulm – TSV Bad Königshofen 3:0
Emmanuel Lebesson – Bastian Steger   3:1 (13:11/11:7/11:13/11:5)
Tiago Apolonia – Kilian Ort                   3:1 (11:8/11:8/8:11/11:5)
Vladimir Sidorenko – Filip Zeljko          3:0 (11:9/11:7/11:6)