Auch mit 40 kein bisschen müde

TTBL

Der Führungsspieler des TSV feiert runden Geburtstag

Bad Königshofen (rd) Der international erfolgreichste Sportler, der je bei einem Verein der Region aktiv war und noch ist, wird heute 40 Jahre jung. Bastian Steger spielt seit der TTBL-Runde 2019/20 beim TSV Bad Königshofen und hat durch seine erneut hoch-positive Bilanz zur erfolgreichsten Saison der Tischtennis-Abteilung in der Geschichte des TSV von 1861 beigetragen. Wer in 21 Spielen seiner Mannschaft 24:12 Einzel-Siege erreicht hat, 24 von insgesamt 41, der kann kein bisschen müde sein als die Nummer 1 eines Vereins mit dem wahrscheinlich niedrigsten Etat der zweitbesten Liga der Welt. „Bin ich auch nicht“, sprudelt es bei diesem Thema aus dem sonst aufgeschlossenen, aber nicht gerade Gesprächs-offensiven Oberpfälzer heraus. „Ich gehe nach wie vor gern zum Training, freue mich auf jedes Spiel und habe viel Spaß mit dieser außer mir jungen Mannschaft.“

Sehr viel mehr ist über ihn nicht bekannt in der Region, es sei denn bei echten Tischtennis-Freaks. Am 19. März 1981 wurde „Baschterl“ als einziges Kind des Hauptschul-Lehrers Hans Steger und seiner Frau Gerti in Oberviechtach/Landkreis Schwandorf geboren und wuchs in dem kleinen Ort Winklarn auf. Mit sieben Jahren begann er unter Anleitung seines Vaters Tischtennis zu spielen. Mit acht, am 7. Mai 1989, gab es einen ersten Kontakt mit Bad Königshofen. Jürgen Hoffmann und Ellen Dümpert vom TSV hatten sich wie Bastian für das Endturnier der bayerischen mini-Meisterschaften in Burglengenfeld qualifiziert. Ellen gewann es bei den Mädchen, Jürgen wurde Fünfter und Basti unterlag seinem zwei Jahre älteren Endspielgegner Christian Lengfelder knapp.

Ein Jahr später stand er ganz oben, und seine Karriere nahm ihren Lauf, in den ersten Jahren stark beeinflusst von Papa Hans: „Ich unterrichtete auch Sport und konnte so oft und lange mit Bastian in die Halle wie ich wollte.“ In Burglengenfeld wurde jenes acht Stunden dauernde Turnier nach den Gruppenspielen kurz unterbrochen und die Kinder ins Freie geschickt, den Frühling genießen. Hans aber nutzte die Zeit, drinnen seinen Kleinen im Rhythmus zu halten und mit Topspin-Training auf die K.O.-Runde vorzubereiten. Und er sorgte später dafür, dass der Bub erst das Abitur machte, bevor er hinaus zog in die Tischtennis-Welt. Es folgten Siege bei Schüler- und Jugend-Meisterschaften. Als Spieler des TSV Kareth-Lappersdorf spielte er in der Landesliga Nord Mitte der 1990-er-Jahre in Bad Königshofen, wo er erneut auf Jürgen Hoffmann traf, gegen Kilians Vater Josef Ort verlor.

Seit 2000 spielt Bastian Steger in der 1. Bundesliga – bei auffallend wenigen Vereinen jeweils recht lange: Borussia Düsseldorf (bis 2006), TTC Frickenhausen (bis 2010), 1. FC Saarbrücken (bis 2014) und Werder Bremen (bis 2019). Seither beim TSV Bad Königshofen, womit sich irgendwie ein Kreis schloss. Pudelwohl fühle er sich hier, familiär und freundschaftlich aufgenommen. Folge: Sein Anschlussvertrag läuft zunächst bis 2023. Manager Andy Albert: „Ich wünsche mir, dass er seine großartige Karriere bei uns beendet“, heißt, noch recht lange hier spielt. Bei seinen Genen und seiner Lebensweise spricht dem nichts entgegen.

Parallel zur Bundesliga etablierte sich Steger in der Weltspitze. 2001 rückte er erstmals in die Top 100 der Weltrangliste vor. 2002 folgte die erste EM-Teilnahme, mit Silber in der Mannschaft. Genau wie im Jahr darauf, als er bei der WM debütierte und mit Düsseldorf deutscher Meister wurde. 2006 kam WM-Bronze mit der Mannschaft dazu und 2007 wurde er Meister mit Frickenhausen. Dem folgten drei EM-Goldmedaillen mit der Mannschaft 2007 bis 2009 und WM-Team-Silber 2010. Es war das Jahr des größten Einzel-Erfolgs seiner Karriere. Er drang ins Weltcup-Finale der Pro Tour in Korea vor und unterlag hier Jun Mizutani aus Japan, nachdem er zuvor u.a. Dimitrij Ovtcharov und den Olympiasieger Ryu Seung-Min aus dem Turnier geworfen hatte. Dadurch kletterte er auf Rang 22 der Weltrangliste vor, 2014 sogar auf 18. Zwei Mal wurde Steger deutscher Meister im Einzel, beide Male im Endspiel mit 4:3 gegen Ovtcharov. Fünf Mal siegte er bei der DM im Doppel.

2012 wurde er Team-Weltmeister und gewann Team-Bronze bei Olympia in London. Diesen Erfolg wiederholte er zusammen mit Boll und Ovtcharov 2016 bei Olympia in Rio de Janeiro. Dazwischen gewann er zwei Mal Einzel-Bronze bei den Europameisterschaften. Durch seinen Verzicht zur Teilnahme an der EM 2016 wurde er danach bei drei Europameisterschaften in Folge nicht nominiert, obwohl er jeweils zu den vier am besten in der Weltrangliste platzierten Deutschen gehörte.

Steger ist als Mensch und Sportler sehr kopfgesteuert, für seine Mannschaft ein Leuchtturm, an dem sie sich orientieren und hoch ziehen kann. Die Spezialwaffe des Offensivspielers ist die Rückhand mit Topspin und als Konter. „I hab´ eam g´sagt, Baschterl, du bischt a bisserl kleiner als die anderen“, erklärt sein Vater Hans, „und hast nicht so viel Kraft und Reichweite. Deshalb musst du die Rückhand mehr üben und besser können als die Größeren.“

Lionel Messi und Roger Federer nannte er einmal als seine Vorbilder. Großen Respekt habe er vor Timo Bolls Karriere, der seinerseits über Steger sagt: „Ich beneide und bewundere Basti etwas um seinen Körper. Er bewegt sich echt noch super geschmeidig. Bei mir sieht das mittlerweile etwas hölzerner aus.“ Dem Jahrgang 1981 gehören neben Steger und Boll, der am 8. März 40. feierte, auch Roger Federer, Serena Williams oder der Skispringer Simon Ammann an – Florian Silbereisen, Britney Spears und Paris Hilton aber auch.

Dass Kilian Ort diesen Bastian Steger beim TSV zur Seite bekam, stabilisierte auch seine eigene Leistung und die von Filip Zeljko. „Ich habe seine Familie, als wir die Czech Open spielten, bei zwei Übernachtungen einmal intensiver kennen gelernt“, verrät Ort. „Das sind ja wirklich tolle Eltern. Da kommt dann auch nix Falsches heraus, einmal salopp gesagt. Basti ist ein feiner Kerl und ein Gewinn für den Verein und seine Mitspieler. Nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern auch als Aufbauer und Motivator, wenn´s mal nicht so läuft. Ich denke, er fühlt sich wohl bei uns und es macht ihm Spaß, dass er diese Rolle ausüben darf. Er wird absolut anerkannt und ist ein Gewinn auch für die Stadt Bad Königshofen. Basti hat ja jetzt erst verlängert. Ich denke, es muss nicht das letzte Mal gewesen sein.“