Überraschende Niederlage in Grenzau

TTBL

Auch ein abermals stark aufspielender Bastian Steger reicht dem TSV nicht zum Sieg

Bad Königshofen (rd) Es war dies am Freitagabend eines jener Ereignisse, die den Sport letztlich auch schön, weil nicht mit dem Taschenrechner berechenbar, machen. Gerade so, als wenn beim Fußball Freiburg auf dem Weg zur Championsleague beim vermeintlich leichtesten Schritt stolpert und auf Schalke verliert. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Aber mit der Folge, dass zwei Tage vor dem ebenso vermeintlichen „Endspiel“ gegen Mühlhausen alle Play-Off-Träume der Königshöfer platzten wie Seifenblasen. Gründe? Mit der rühmlichen Ausnahme ihres Leaders Bastian Steger, der in beiden Einzeln Arbeitssiege landete, einem Kilian Ort und Filip Zeljko, die nicht an ihre Normalform, geschweige denn Hochform der vergangenen Wochen heranreichen konnten, warum auch immer. Mit Gästen, die bis dahin noch nie so gut (neun Siege) waren und einem Gastgeber, der vorher (2:30) noch nie so schlecht dastand, aber eine tolle Moral, Motivation und Mentalität mit in die Box brachte.

Dass der Flow der Königshöfer ein abruptes Ende finden könnte, war bereits im ersten Einzel zu befürchten. „Wenn der Sgouropoulos den Ort knackt, könnte es eine Überraschung geben“, wagte der DTTB-Stützpunkttrainer Dirk Wagner, der das Spiel beobachtete und co-kommentierte, im Vorfeld eine Prognose. Der junge Grieche war für Robin Devos ins Team gerückt wegen dessen Erfolglosigkeit (0:9-Bilanz), war selber aber auch nicht viel besser (5:13) gewesen. Diesmal war er jedenfalls gut genug, um Ort (8:6) im ersten Satz nieder zu kämpfen und im zweiten und dritten, rein vom Ergebnis her, schlecht aussehen zu lassen. Was über Orts Verfassung Auskunft gibt: Fünf Fehl-Aufschläge und zu viele unnötige, leichte Fehler. Konnte man noch den ersten für einen Orientierungssatz (10:12) halten, war „Killy“ im zweiten (4:11) für seine Verhältnisse völlig von der Rolle. Auch im dritten fand er gegen den solide aufspielenden Grenzauer nicht mehr ins Spiel zurück.

Jetzt sollten die zusammen 84 Lebensjahre am Tisch darüber befinden, ob die Wende noch möglich wäre: Aleksandar Karakasevic (45) und Bastian Steger (39). „King Kara“, wie man den Serben mit dem „goldenen Handgelenk“ respektvoll in der TT-Szene nennt, war zwar mal in der Regionalliga und 3. Liga abgetaucht, hat aber schon noch seine Ansprüche an sich selber. Mit AH-Tischtennis hatte das nicht das Geringste zu tun, es war alles andere als das schlechteste Spiel des Abends. Alle drei Sätze endeten mit Minimal-Vorsprung – 14:12, 12:10, 11:9 für Steger.

Im Dreier-Duell bezog Filip Zeljko seine fünfte Einzel-Niederlage hintereinander, diesmal gegen den jungen Rumänen Cristian Pletea (20). In den beiden ersten Sätzen ließ er ihn schnell davonziehen und wurde bei seinen Aufholjagden ausgekontert. Im dritten meldete er sich hoffnungsvoll zurück. Doch im vierten verfiel, er wieder in Hektik und Ungeduld. Da konnte Headcoach Koji Itagaki seinen durch Bauchatmung erzeugten Samurai-Kampfschrei noch so laut, letztlich aber nur noch fünf Mal heraus brüllen. Nach 4:4 fehlten dem Kroaten die nötige Ruhe, Souveränität und Sicherheit – 5:11 und erneuter Rückstand zum 1:2. Er entfernte sich erneut weiter von seiner Gala-Form der Hinrunde.

Jetzt war also Bastian Steger im Einser-Duell gegen Sgouropoulos gefordert. Aber wann ist er das nicht, seit er als Leader und Punktesammler verpflichtet wurde. Jetzt standen die Königshöfer gefühlt vor einem großen, schwarzen Loch und „Basti“ musste seine Jungs bewahren, da hinein zu fallen. Was seinen Anteil daran betraf, erledigte er das mit Steger´scher Präzision und Zuverlässigkeit. Mit einem guten Auge erkannte und analysierte er die Stärken und Schwächen des Gegners. Mit der Qualität, die Erkenntnisse umzusetzen, „mogelte“  sich der „Meister ab 10:10“ zum 13:11 durch. Womit er seinem Gegner den Zahn gezogen hatte, der peu á  peu in sich zusammenfiel – 2:2 und Entscheidung im Schlussdoppel.

In das die Königshöfer Rechts-Rechts-Kombination Ort/Zeljko – unter normalen Bedingungen – als klarer Favorit ging. Doch deren Selbstvertrauen war nach den zwei Enttäuschungen im Einzel geschrumpft wie der Schneemann in der Frühlingssonne. Schließlich haben sie auch schon gegen Rechts-Links-Kombinationen wie Pletea/Karakasevic gewonnen. Sie gewannen denn auch den zweiten und vierten Satz. Doch „King Kara“ lenkte das Spiel in die gewünschte Richtung. Er war mit so vielen unspektakulären, aber effektiv platzierten Schlägen der Chef am Tisch. Wie der alte Fuchs seinen Welpen, führte er Pletea durch den Kampf. Dirk Wagner mochte sich aber nicht abfinden mit der Aufschlag-Taktik des TSV-Duos das ganze Spiel über: „So wird Kara das mit 55 auch noch spielen.“ Bei aller Enttäuschung: Es war das erste wirklich schlechte Spiel in dieser Saison, und Sportler sind nun mal keine Maschinen. Wobei selbst diese manchmal weniger Leistung bringen.

Ergebnisse:
TTC Zugbrücke Grenzau – TSV Bad Königshofen 3:2
Ioannis Sgouropoulos – Kilian Ort                   3:0 (12:10/11:4/11:6)
Aleksandar Karakasevic – Bastian Steger         0:3 (12:14/10:12/9:11)
Cristian Pletea – Filip Zeljko                             3:1 (12:10/11:8/9:11/11:5)
Ioannis Sgouropoulos – Bastian Steger           0:3 (11:13/7:11/4:11)
Karakasevic/Pletea – Ort/Zeljko                       3:2 (11:9/8:11/5:11/11:5/11:8)