Dämpfer für den TSV schon vor Spielbeginn

TTBL

Der Ausfall von Kilian Ort wiegt zu schwer und der TSV verliert in Saarbrücken

Bad Königshofen (rd) Es wurde nichts mit einem Sieg der Mannschaft des TSV Bad Königshofen beim deutschen Meister als Geschenk zum 60. Geburtstag ihres Team-Managers Andy Albert. Der musste zuhause in seinem Gasthaus in Schweinshaupten das Familien-interne Kaffeekränzchen viel kürzer verschieben, als ihm lieb war. Das Brett 1. FC Saarbrücken, das es zu bohren galt, war aus härterem Holz als Fulda-Maberzell fünf Tage zuvor. Nach weniger als anderthalb Stunden hatte das unfreiwillig veränderte Trio seine Sonntagsarbeit erledigt. Kilian Ort, zuletzt in überragender Form, musste auf den letzten Drücker wieder einmal ersetzt werden, so dass es nicht Filip Zeljko „oder“ Abdel Salifou hieß, sondern „und“. Das war natürlich wie ein Schlag ins Gesicht aller Hoffnungen auf eine Wiederholung des 3:1-Hinspielsiegs kurz vor Weihnachten. Zum Überlegen, ob es ein Rückschlag mit Folgen im Kampf um die Play-Off-Plätze war, bleibt nicht viel Zeit.

Es geht Schlag auf Schlag weiter. Schon am kommenden Freitag geht es nach Grenzau und am Sonntag kommt Mühlhausen. Die Umstellungen in beiden Teams erhöhten die Favoritenrolle der Saarländer brutal. Bei den Gastgebern war im Vergleich zum Hinspiel anstelle von Polansky, der zwei Einzel verlor, der ehemalige Königshöfer Darko Jorgic im Spiel. Die Nr. 34 der Weltrangliste als Ersatzmann, was für eine Alternative! Der noch dazu Alternativen in seinem Repertoire hat und vorzeigte, die schlichtweg eine Nummer zu groß waren für den Franzosen. Dass beide sich von derselben Trainingsgruppe in Saarbrücken her kennen, war, wenn überhaupt, nur für Jorgic ein Vorteil, an dessen Niveau Salifou, so oder so, nicht heranreicht.

Allein die Rückhand des Slowenen prädestiniert ihn dazu, wenn er es nur nicht allzu sehr schleifen lässt, das Spiel nach seinem Geschmack zu gestalten und durchzuziehen. Insgesamt 14 Ballpunkte für Salifou in drei Sätzen verraten alles: Es war ein deprimierender Spielverlauf für den sympathischen Athleten aus Reims. Er fand nie so ins Spiel, dass er überhaupt erst mal abrufen konnte, was er eigentlich kann. Nach 13 Minuten und 13 Sekunden gemessener Effektiv-Spielzeit war sein gebrauchter Tag vorbei. Alles andere als die Top-Motivation für Bastian Steger. Der früher als erwartet sein Aufwärmprogramm in der Kabine abbrechen und raus in die Box gegen den ehemaligen chinesischen Meister Shang Kun musste, den er im Hinspiel noch besiegen konnte.

Doch „Basti“ baut so viel Eigenmotivation auf, spielt mit seinen knapp 40 Jahren noch so gern Tischtennis und gewinnt so gern, dass er keinen Finger breit bereit war nachzugeben: In dieser Joachim-Deckarm-Halle, in der er von 2010 bis 2014 für den 1. FC Saarbrücken spielte, wo er als 18. seine besten Platzierung in der Weltrangliste erreichte. So viel vorweg: Shang Kun gelang die Revanche, ebenfalls mit 3:2. Aber es war ein Tischtennisspiel zum „Mit der Zunge Schnalzen“, mit grandiosen Ballwechseln en masse.

Und es war ein Aufschlag-lastiges Spiel, in dem Kun geschätzt die Hälfte seiner Punkte direkt mit seinem Aufschlag oder in dessen unmittelbarer Folge machte. Der erste Satz allerdings ging bei 9:7 für Steger nach zwei eigenen vergebenen und zwei Kun-Aufschlägen mit 9:11 weg – unnötig und ärgerlich. Nach der Beratung bei Coach Itagaki kam der Oberpfälzer mit „Hopp, auf geht’s, geh´ ma, geh` ma“ an die Platte zurück. Und es ging tatsächlich was – 11:8 und im dritten Satz ein 11:3 oben drauf. Doch dann trieb es der Chinese noch toller mit seinen (korrekten) Aufschlägen, die Steger zermürbten und sein Spiel zermalmten. Im fünften Satz brach Stegers vorher so erfolgreiches System total auseinander. Es war nach 34 Minuten vermeintlich mehr als nur die Vorentscheidung für die ganze Partie.

Die aber doch noch einmal einen völlig unerwarteten Spannungsaufbau erfuhr: Erzeugt von Filip Zeljko, Nr. 347 der Weltrangliste, gegen Patrick Franziska, die Nr.3 in Deutschland hinter Boll und Ovtcharov, die Nr. 16 der Welt, für Olympia in Tokio fix nominiert. Gegen ihn passiv spielen und auf Bälle halten, geht nicht. Wenn, dann volles Risiko. Das weiß die ganze Liga. Was der junge Kroate vollumfänglich beherzigte. Ein Spaziergang sollte es nicht werden für den hohen Favoriten. Und so spielte er so was von herzerfrischend auf, dass er den ersten Satz über 9:2 mit 11:5 gewann und im zweiten 9:8 in Führung ging. Ein Hauch von Sensation lag in der Hallenluft. Würde Filip sein Team noch einmal ins Spiel zurückbringen können? Doch nach einer Auszeit von Franziska kippte das Spiel wie die Wippe auf dem Spielplatz. Der Favorit hatte mit Super und Sicherheit die richtige Mischung im Tank und gewann die Sätze zwei, drei und vier – verdient. Ob Rückschlag oder nicht: Das hängt letztlich auch von Kilian Orts Genesung ab.

Ergebnisse:
1. FC Saarbrücken-TT – TSV Bad Königshofen 3:0
Darko Jorgic – Abdel-Kader Salifou     3:0 (11:7/11:3/11:4)
Shang Kun – Bastian Steger                 2:3 (11:9/8:11/3:11/11:7/11:3)
Patrick Franziska – Filip Zeljko             3:1 (5:11/11:9/11:6/11:8)