Im Rekordtempo fegt der TSV über Grenzau hinweg
Bad Königshofen (rd) So schnell war noch nie ein Bundesligaspiel in Bad Königshofen beendet wie gestern Nachmittag: nach 86 Minuten inklusive 15 Minuten Pause. Nach dem Sieg am Freitag in Ochsenhausen war damit aber auch gerechnet worden. Letztendlich demonstrierten diese beiden Spiele aber auch, wozu diese Königshöfer Mannschaft 20/21 nur fähig wäre, wenn sie immer mit dieser Besetzung und Fitness spielen könnte. Dabei hatten sie noch beide Male einen Abdel Salifou auf der Bank, der aber nicht jammerte und die Frage, ob er denn nicht enttäuscht sei, kaum verstand: „Ich freue mich genau so wie die drei anderen auch. Wir sind ein Team, da sollen die Besten spielen und Filip ist zurzeit besser als ich.“
Wie fast immer musste Bastian Steger, die TSV-1, „Mister Zuverlässig“, zuerst in die Box und hatte nur einen Auftrag: das Team in Führung bringen. Das erledigte er denn auch entsprechend, obwohl er den ersten und damit insgesamt einzigen Satz abgab. Interessant nebenbei: Sein Gegner Robin Devos war nach Oikawas Abgang mal eine Option für den TSV, zumal als Linkshänder. Noch interessanter wäre vor diesem Hintergrund deshalb ein Vergleich mit Salifou gewesen. Doch taktiert hatten gestern nur die Grenzauer, die sogar auf ihren Einser Sgouropoulos (20) auf der Bank ließen und statt seiner den Serben Karakasevic (44) aufboten. Steger nutzte den verlorenen Satz höchstens als Hallo-wach-Satz, keinesfalls, um die Spannung hoch zu halten. Er legte sich seine Taktik zurecht und zerlegte danach seinen Gegner nach allen Regeln der Tischtennis-Kunst. 1:0 für den TSV.
An Position 2 war erneut Filip Zeljko aufgeboten, für den der im Jugendbereich international so erfolgreiche Nachwuchsstar aus Rumänien, in der Weltrangliste an 85 angekommen, eine echte Herausforderung sein sollte. Doch Filip hat nach seinen Erfolgen der jüngsten Zeit ein gesundes Selbstbewusstsein, gepaart mit unbändigem Siegeswillen und konstant hoher Konzentration. Er feiert nach wie vor jeden einzelnen Punkt mehr als andere den allerletzten im fünften Satz. Am Ende des zweiten drehte auch Headcoach Koji Itagaki mitentscheidend an der richtigen Schraube. Bei 10:9 für Zeljko holte der Grenzauer Trainer Colin Heow (31) seinen Schützling zum Timeout. Diese Minute nutzte aber auch Itagaki zur Beratung. Ergebnis: Das 11:9 für seinen Spieler.
Dann kam schon der Schlussakkord von Kilian Ort gegen den Serben Aleksandar Karakasevic. Der Hallensprecher nannte es hinterher ein „taktisch geprägtes Spiel.“ Gewiss, Ort hätte mit Sturm und Drang auch ins offene Messer rennen können. Doch inzwischen hat er mit 24, zwischen Massagebank, Ersatzbank und permanentem Training in Düsseldorf gegen Weltklasseleute viel an Erfahrung gewonnen. Und vor allem jene Balance in den Dosierungen zwischen aggressivem Körper- und taktierendem Kopf-Spiel gefunden, dass er an Stabilität gewonnen und, wenn er spielte, seine Bilanz in persönliche Rekordbereiche ausbauen konnte.
Berauschend schön war dieses Spiel nicht, konnte es auch nicht sein bei dem deutlichen Leistungsunterschied des 24- und des 44-Jährigen. Die kurzen Ballwechsel überwogen, was nicht etwa auf Orts Ungeduld hätte schließen lassen. Lange Rallyes wie in den ersten zwei Matches gab es nicht. Dem Königshöfer Aushängeschild gelang es sogar, seine Überlegenheit so zu zügeln, dass das Ganze noch Niveau hatte. Das konnte man aber nur vermuten. Karasevic machte hinterher einen sehr zerknirschten Eindruck und verließ, so schnell er konnte und mit einigen heftigen Worten zur TTC-Belegschaft, die Halle. Während Salifous Augen funkelten, als er seinerseits sich verabschiedete mit „see you against Saarbrücken“ – „bis bald gegen Saarbrücken.“ Gegen den amtierenden Deutschen Meister – mit Darko Jorgic – geht es zum Jahresabschluss am 20. Dezember.
Ergebnisse:
TSV Bad Königshofen – TTC Zugbrücke Grenzau 3:0
Bastian Steger – Robin Devos 3:1 (8:11/11:6/11:4/11:6)
Filip Zeljko – Cristian Pletea 3:0 (11:7/11:9/11:8)
Kilian Ort – Aleksandar Karakasevic 3:0 (11:4/11:9/11:6)
Oberschiedsrichter: Joachim Car
Zuschauer: keine