Ein richtiger Typ und Glücksfall für den TSV

TTBL

Seit dieser Saison kümmert sich der Physiotherapeut Peter Hofmann mit seinem Team um den TSV

Bad Königshofen (rd) Bei einer Berufsentscheidung kann es eine Vielzahl von Gründen geben. Dem einen ist das Talent in die Wiege gelegt, der andere hat irgendwann ein Schlüsselerlebnis, das den Ausschlag fürs ganze Berufsleben gibt. Dass Kilian Ort vom TSV Bad Königshofen Tischtennis-Profi wurde, war durch sein Talent und dadurch beeinflusst, dass sich eine ganze Familiendynastie vor ihm dem Spiel mit dem kleinen Zelluloid-Ball verschrieben hatte. Peter Hofmann (52) wurde deshalb Physiotherapeut, weil der Kopf und der geschundene Körper des „Fußball-verrückten Hunds“ (O-Ton Hofmann) allzu oft und entscheidend mit Physiotherapeuten Bekanntschaft machten. So dass der gelernte Maurer über Jahre ein breites Spektrum dieses Berufsbilds kennen lernte und eines Tages selber dazu umschulte, auch weil der durch den Sport malträtierte Körper ein Leben auf dem Bau nicht standgehalten hätte. Seit über einem Jahr haben Kilian Ort und Peter Hofmann durch die Vermittlung der beiden Saaler Siggi Ruck, ein Sponsor des TSV, und Sebastian Simon beruflich Kontakt und sind eine bisher erfolgreiche Zweckgemeinschaft eingegangen.

„Es war notwendig geworden bei Kilian, ihn öfter und intensiver zu betreuen“, erklärt Hofmann. Seit dieser Saison haben die Königshöfer Profis das hinter der Bande, was für alle anderen TTBL-Teams seit Jahren so selbstverständlich ist wie der Trainer: einen Physio. Ort ergänzt: „Und wenn Peter nicht kann, sind Sebbo Simon oder Jonas Jung aus seinem Team dabei. In Düsseldorf hat Jonas mich in die Kur genommen, dass ich weiter spielen und gewinnen konnte. Unser Ansprechpartner ist aber der Peter.“ Und Hofmann grundsätzlich: „Dass Profis bei der speziellen Sportart diese physiotherapeutisch-osteopatische Betreuung haben, war längst überfällig.“

Peter Hofmann war als Fußballer noch ein echter Typ, im Rampenlicht sportlicher Highlights, aber auch im Schatten schwerer Verletzungen. „Was ich machte, das machte ich ganz oder gar nicht, übertrieb es allerdings auch dabei, was meine eigene Gesundheit betrifft.“ Bei seinem Heimatverein TSV Aidhausen spielte der Torwart in der damaligen B-Klasse (bis 1990), dann bis 1995 sieben Klassen höher beim FC Schweinfurt 05 (Bayernliga bis 2. Bundesliga). 30 Mal stand er im Tor der 1. Mannschaft, war ansonsten die Nummer 2 oder 3 bzw. 1 in der Reserve. Fünf Jahre, vier als Spieler, eines als Trainer, war er bei der Hoch-Zeit der DJK Waldberg dabei, bis 2000. Sein schönstes Erlebnis war zugleich seine höchste Niederlage: „Am 15. August 1997 im DFB-Pokal beim 1:16 gegen den FC Bayern München in Nürnberg vor 38000 Zuschauern.“ Sein Gegenüber war Oliver Kahn. „Dann kamen aber schon die unterfränkischen Pokalsiege mit Waldberg. Acht Jahre lang war ich nach meiner aktiven Zeit Trainer in Haßfurt, Bergrheinfeld und Waldberg, sechs Jahre Betreuer beim FC 05.“ Als Aktiver beim FC 05 riss ihm erst das linke Kreuzband und als er sechs Wochen später in der 2. Mannschaft aushalf, auch noch das rechte.

Ein halbes Jahr später heuerte er in Waldberg an. In dieser Zeit reifte der Entschluss zur Umschulung, gestützt auf den Erfahrungen von Operationen und wochenlange Rehas. Mit Verletzungen war´s das aber immer noch nicht. Im vierten Jahr in der Rhön riss auch noch der Meniskus. „Das war aber kein Problem, da ich jetzt Trainer in meiner Mannschaft wurde.“  So sehr ihn solche Verletzungen auch sportlich zurückgeworfen haben, zog er doch den Schluss daraus: „Das Pech war auch mein Glück.“

Beim TSV Bad Königshofen musste er nicht anheuern, da war er willkommen wie ein Messias. Im Vergleich zu den meisten Konkurrenten der Bundesliga, die fünf, sechs oder noch mehr lizenzierte Profis im Kader haben, besteht jener des TSV aus vier. Dies bei einer Regel-Mannschaftsstärke von drei Spielern plus Ersatzmann bzw. das Doppel. Wenn sich einer von ihnen verletzt, entspricht das zum Vergleich in einem Bundesligakader sechs, bei zwei Verletzten zwölf. Kilian Ort ist schon längere Zeit ein Kandidat. Vor dem letzten Heimspiel fiel auch noch Bastian Steger aus. Abdel Salifou fehlte wegen Corona. Die Saison war bisher eine personelle Gratwanderung – genug Arbeit für Peter Hofmann. Salifou sollte die Folgen überstanden haben. Er war der Matchwinner gegen Grünwettersbach. „Kilian haben wir, denke ich, im Griff“, befindet Hofmann. „Bei Basti wird es die Zeit zeigen. Bis zum nächsten Spiel in Mühlhausen (22.11.) ist er hoffentlich wieder fit.“

Derzeit wird jeder Spieler unmittelbar nach seinem Match in der Kabine behandelt. „Die stehen unter einer so hohen, einseitigen Belastung, dass man Dysbalancen wieder ausgleichen muss. Das hilft dann prophylaktisch und ist eine gute Basis für die nächste Trainingswoche“, erklärt Hofmann. Von Kilian Ort weiß er, dass er seiner Meinung nach viel, vielleicht mehr als andere, trainieren muss. „Der spricht mir aus dem Herzen. Ich habe ja auch trainiert wie ein Verrückter und im Spiel war ich dann müde. Das habe ich aber erst später erkannt. Wenn du so ehrgeizig bist wie er und wie ich war, dann denkst du so. Ich bin da voll bei ihm und kann ihm einiges auf den Weg mitgeben, weil ich inzwischen verstehe, wie er tickt. Man braucht physische und psychische Frische, wenn es in den Wettkampf geht. Mittlerweile ist der Killy auf dem Weg, dass er eine gute Balance findet, so dass es ihm nicht so geht wie mir. Seine letzten Spiele haben gezeigt, dass er auf einem guten Weg ist.“

Hofmann sieht eine zwischenmenschliche Symbiose mit Ort und betont, dass „ich immer kritisch war und kritische Typen mag. Kilian ist sehr selbstkritisch, aber ebenso selbstbewusst. Er ist nicht aalglatt, hat aber immer, wie ich auch, die Vereinsbrille drauf. Am meisten freut mich bei den Königshöfern, dass da was menschlich zurückkommt. Man geht ehrlich miteinander um, der Mensch ist im Vordergrund und dann gibt man auch mehr als hundert Prozent und hat noch Spaß dabei.“

Wie sieht Ort Hofmann? „Den Peter kann man als richtigen Typ bezeichnen. Was mich besonders beeindruckt, ist seine hohe Fachkompetenz und dass er jeden Tag danach strebt, immer was Neues zu lernen. Er bietet viele Möglichkeiten zur Genesung. Ich bin froh, dass da einer zehn Werkzeugkästen hat und nicht nur einen. Zudem ist er ein echter Workaholic, und man fragt sich schon, wann er überhaupt mal schläft. Er ist auch einer, der mal einen Fehler zugibt. Das kommt in diesem Bereich nicht allzu häufig vor. Ich musste das selber schon erleben. Man weiß so wenigstens, dass es richtig ist und mir hilft, wenn er von etwas überzeugt ist. Da er als Sportler noch mehr Leidenschaft investiert, weiß er, dass in der stärksten Liga Europas Details den Unterschied machen. Und er weiß genau, wie fit man sein muss. Gegen Fulda und gegen Grünwettersbach hätte ich ohne sein Zutun und das seines Teams nicht spielen können. Auch den Kindern versucht er neue Impulse zu geben. Ich denke, zum Basti, Abdel und Filip hat sich auch schon ein Vertrauensverhältnis gebildet. Er ist ein Glücksfall für den Verein.“