TSV empfängt Grünwettersbach zum Geisterspiel

TTBL

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Sonntag, 8. November, 15 Uhr:
TSV Bad Königshofen – ASV Grünwettersbach

Bad Königshofen (rd) Waren in den vergangenen Jahren bei Bundesliga-Heimspielen des TSV Bad Königshofen Parkplätze in der Nähe der Shakehands-Arena Mangelware, wird es morgen diesbezüglich keine Probleme für Tischtennis-Abteilung geben. Ob man es begrüßt oder bedauert, dass sich die einzige Profi-Mannschaft des Landkreises noch im Spielbetrieb befindet? Auf Grund des Lockdowns  macht der Hund hinter dem Ofen nicht aus, wenn der amtierende DTTB-Pokalsieger und aktuelle Tabellen-Dritte der TTBL, der ASV Grünwettersbach, seine Visitenkarte abgibt. Zum zweiten Mal geht ein Event dieser Größenordnung ohne Zuschauer über die Bühne. Ein  Mal 98, ein Mal 120 Fans und dies bei durchschnittlich 780 in der vergangenen Saison: Keine Einnahmen, das Finanzkostüm ist auf Kante genäht und das sportliche passt auch nicht wie gewünscht. Zum Saisonauftakt gelang der lang ersehnte erste Sieg im Derby gegen Fulda (3:0). Ein Start nach Maß, der große Hoffnungen weckte.

Doch dann traf eine Hiobsbotschaft nach der anderen ein: die Corona-Erkrankung von Abdel Salifou an der Spitze. Es sah bisher so aus, als habe er die Folgen noch immer nicht überwunden. Bei keinem Einsatz erreichte er das Niveau, mit dem er in der vergangenen Saison Mizuki Oikawa die Stirn geboten hatte. Jener Auftritt war mitentscheidend für seine Verpflichtung, als Oikawa weg blieb. Ersetzen konnte und kann er ihn vermutlich nie vollwertig. 0:3 lautet Salifous Einzelbilanz. Dennoch, er ist ein großartiger Sportler, der hart an sich arbeitet. Momentan hat ihm gegenüber Filip Zelkjko (2:1) die Nase vorn. Bastian Steger büßte seine positive Bilanz in Düsseldorf gegen Timo Boll und Anton Källberg ein. Zwei Niederlagen, beide mit 0:3, das gab es noch nie bei Basti im TSV-Trikot und vielleicht noch nie in der TTBL. Wer seinen  Ehrgeiz kennt, weiß, wie es in ihm brennt.

Wenn der Headcoach Koji Itagaki nicht taktiert, trifft Steger auf Xi Wang, der mit einer 8:0-Bilanz anreist. Der Deutsch-Chinese, inzwischen auch schon 36, nimmt kaum an Weltcupturnieren teil und ist demzufolge auf die WR-Position 490 abgerutscht. Zwei Mal schon war er der beste Spieler einer TTBL-Saison. In Fulda hat es mit der Zusammenarbeit nicht mehr funktioniert. Grünwettersbach nahm ihn mit Kusshand, und nun zahlt er mit Sieg für Sieg zurück. Bastian Steger ist nicht allein mit seiner Vermutung, dass „es ein sehr, sehr schweres Spiel wird. Xi Wang ist nur schwer beizukommen.“ Das hieße, wenn er seine zwei Einzel gewinnt, muss Bad Königshofen alles andere gewinnen.

In dieser Rechnung befinden sich mehrere Unbekannte. Die eine ist die, ob Kilian Ort spielen kann. Als unvergesslich wird ihm und denen in Erinnerung bleiben, die das Spiel gegen seinen Nationalmannschafts-Kollegen Ricardo Walther vor 14 Tagen gesehen haben. Vermutlich durch eine Rückenmuskel-Verletzung gehandicapt spielte er nach einer Behandlungspause weiter und gewann mit 3:1. Es war dies eine ungeheure Energieleistung, eine Kampfansage vom Kopf an seinen Körper. Ob es ein Pyrrhus-Sieg war, ob der hohe Einsatz einem Fehlschlag gleich kommt oder ob er fit ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Ein gesunder Kilian Ort in Topform kann fast jeden, wenn auch nicht an jedem Tag, schlagen. Dass er gegen Xi Wang über die nötigen Mittel verfügt, hat er schon zwei Mal in den Matches gegen Fulda bewiesen.

Dass er zudem gegen seinen Freund seit der Schüler-Nationalmannschaft Dang Qiu eine ausgeglichene Bilanz bei den unzähligen Matches im Training und in der TTBL hat, könnte die Rechnung ins Lösbare wandeln. Basti Steger wird kein zweites Mal in Folge leer ausgehen. Bleibt die Frage, ob Filip Zeljko seine Form über die Pause konservieren konnte. Der Liebling der Königshöfer Zuschauer kann sich mit seiner Eigenmotivation und der entsprechenden Unterstützung von außen in einen Rauschzustand spielen. Beim letzten Heimspiel gelang ihm einfach alles, als er den Europameister Emmanuel Lebesson schlug. Nur sind diese Zuschauer, sind auch die Ping-Pong-Ultras diesmal nur Daumendrücker vor dem Bildschirm.

In den ersten drei Spielzeiten in der TTBL mussten die TSV´ler nie mit der Angst im Hinterkopf  an den Tisch. Druck gehört zum Tischtennis und deshalb werden sie vermutlich auch diesmal ausblenden können, dass sie im Fall der fünften Niederlage in Folge mit 2:10 Punkten engen Kontakt zu Grenzau und Bad Homburg (je 0:10) auf den Abstiegsplätzen haben werden. Eine vergleichbare Situation gab es noch nie. Der Tabellendritte aus dem Karlsruher Stadtteil hat sich jüngst zum dritten Mal in Serie für das Pokal-Final-Four qualifiziert und jede Saison vor den Königshöfern abgeschlossen. „Grünwettersbach hat bisher gezeigt, dass sie eine Top-Mannschaft sind“, schätzt Steger die Lage ein. „Xi Wang ist einer der besten Spieler der Liga, so dass es sehr schwer wird sie zu knacken. Da müssen wir alle bei hundert Prozent sein. Unmöglich ist es nicht, es muss halt optimal laufen. Ein Sieg wäre auch für unser Selbstvertrauen sehr wichtig. Ich bin aber optimistisch.“