Ein einzigartiges Kommentatoren-Duo

TTBL

Der TSV-Manager Andy Albert und Hans Steger, der Vater von Bastian Steger, bilden aus der Not heraus ein neues Reporter-Duo und setzen neue Akzente

Bad Königshofen (rd) Andy Albert ist wirklich der „Hansdampf in allen Gassen“ beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen. Fehlte nur noch, dass er, inzwischen 59, auch noch bei dieser oder jener Mannschaft als Spieler aushelfen würde, wenn dort jemand ausfällt und nicht anders zu ersetzen ist. Er fungiert als Manager der Mannschaft, woanders wäre ein Teil seiner Aufgaben von einem Sportdirektor abgedeckt. Er übernahm einen der beiden Geschäftsführer-Posten, als der Spielbetrieb der ersten Mannschaft vom gemeinnützigen TSV in eine GmbH ausgelagert wurde. Wenn´s kein anderer macht, fährt er am Samstag die zweite, die Regionalliga-Mannschaft, nach Gräfelfing und am Sonntag die erste nach Bremen. Als eine seiner wichtigen Aufgaben sieht er auch, sich während der Heimspiele um die Betreuung der Sponsoren zu kümmern, die den ganzen Spitzensport-Betrieb in der Kleinstadt überhaupt erst ermöglichen.

Vorgestern, beim Heimspiel gegen den TTC Neu-Ulm, schlüpfte er, ungewollt wie unumgänglich, wieder mal in eine neue Rolle. Nachdem er sich selber als diesen „Hansdampf“ bezeichnet hatte, setzte er in der Nachbetrachtung, als er sich selber in einer Wiederholung auf dem Bildschirm bei sportdeutschland tv gehört hatte, einen neuen „Künstlernamen“ drauf: Einer von den „Zwei von der Muppet-Show.“ Wer war der zweite Kommentator, der mit ihm als Duo die unabkömmlichen Nico Pfrenzinger/Andreas Wolker (Kitzingen) und den ebenfalls verhinderten Leon Sick (Hendungen) am Mikrophon und mit Kopfhörer am Ohr ersetzte? Dieses Trio teilt sich in der Regel die für den Verein verpflichtende Aufgabe als Kommentatoren des Livestreams. Der Masterplan der TTBL sieht bei Nicht-Erfüllung eine saftige Strafe vor. Andererseits sponsert er den Dienst am Kunden mit einer kleinen Belohnung.

Es war Hans Steger, der Vater der Nummer 1 des TSV Bastian Steger, aus Oberviechtach in der Oberpfalz, der Udo Braungart, den anderen Geschäftsführer, und Andy Albert aus der Patsche half. „Wenn du keinen anderen auftreibst, dann mach´ ich`s halt“, hatte Albert seinem GmbH-Kollegen angeboten, nachdem drei Alternativen abgesagt hatten. „Und auf der Fahrt von meinem Wohnort Schweinshaupten nach Bad Königshofen kam mir der Gedanke“, verrät Albert, „wenn der Hans wieder kommt, frag´ ich den mal, ob er mitmacht.“ Hans Steger ist Pensionist, um die 70, war einst Hauptschul-Lehrer und Trainer seines Sohns Bastian und der TT-Abteilung in seinem Heimatverein. Was er weiß und was er sieht während eines Spiels, kann kein noch so begabter und gewandter Profi besser rüber bringen. „Na gued, wannst moanst, mach mer´s mitanand“, schlug Hans ein und ließ Bastis Mutter Gerdi allein an der Bande mitfiebern.

Vorbereitung? Absprache, wer wann was worüber sagt? „Nein“, so Andy Albert, „einfach Headset drauf und los ging´s.“ Für Lampenfieber hatten die beiden keine Zeit. „Das ist auch am besten so“, bestätigt Albert. „Nur die Weltrangliste habe ich mir vorher schnell noch mal angeschaut.“ Hans Steger indes gibt zu: „Ich bin heute fast etwas überfahren worden. Aber wenn Not am Mann ist, dachte ich, kann ich ja mithelfen.“ Erfahrung mit so was, Herr Steger, wenn ja, schon mal den eigenen Sohn kommentiert? „Weder noch.“ Bedenken, Probleme, Gefühle? „Ach, ich bin so oder so bei jedem Spiel dabei, seit Jahrzehnten. Ich sehe das ganz nüchtern und sachlich, wenn er auch mal seine Schwächen hat. Es gibt auch Tage, wo´s nicht so funktioniert. Es ist aber immer beeindruckend, wie er das meistert. Jetzt geht er an die 40 hin und hat immer eine positive Bilanz. Ich hab´ also großen Respekt vor seiner Leistung.“

Das Gespräch hörte die Mutter mit. Wie ihr zumute sei, wenn ihre beiden Männer in Aktion sind? „Ich fiebere bei jedem Punkt mit, bin also ganz bei ihm. Ich kann auch jedes Spiel anschauen. Es ist nicht so wie bei manchen Sportler-Müttern, dass ich dann raus gehen muss, ganz im Gegenteil. Ich fiebere mit, ich freue mich mit, ich ärgere mich mit und feuere ihn mit an. Und ich freue mich auf jedes neue Spiel.“

Die Zuschauer daheim am iPad, Laptop oder TV bekamen eine ganz neues Format von Kommentar und Co-Kommentar zu hören, wenn auch nie zu sehen. Ein neues Stück auf dem Fleckerl-Teppich der TTBL-Kommentatoren. Es dürfte ein Novum gewesen sein in der TTBL, die Stimmen eines Managers der gastgebenden Mannschaft und des Vaters von dessen Nummer 1 zu hören: Eine fränkisch-oberpfälzische Combo, eine ganz authentische Alternative. Die dabei zu ihrer Mundart ebenso stand wie zu ihrem Herzen, das eben doch nicht ganz neutral schlagen kann. Nicht einmal die höchst spannende wie unglückliche 2:3-Niederlage konnte verhindern, dass diese Herzrhythmus-Störungen sich von allein wieder legten.