Zwei weitere Großkaliber vor der Brust

TTBL

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Freitag, 9. Oktober, 19 Uhr:
TTF Liebherr Ochsenhausen – TSV Bad Königshofen
Sonntag, 11. Oktober, 15 Uhr:
TSV Bad Königshofen – TTC Schwalbe Bergneustadt

Bad Königshofen (rd) So „funktioniert“ Tischtennis international und in der Folge national. Und so wird die an sich bezaubernde Sportart nie aus dem Schatten-Dasein vernünftiger geführter anderer Sportarten heraustreten können. Da plant die nationale Liga eine Saison, natürlich in Abstimmung mit dem internationalen Rahmen-Terminplan. Dann terminiert die ITTF mitten in diese Saison hinein eine so genannte „Bubble“ in China, eine Turnierserie mit den weltbesten Spielern in einer abgeschotteten „Blase“: einen World-Cup und das Grand Final plus Quarantäne vor Ort. Und der TTBL bleibt nichts als die Spiele der Vereine zu verlegen, die diese weltbesten Spieler unter Vertrag haben. Bad Königshofen gehört nicht dazu. Erst kündigen einige dieser Sportler ihre Absage an,  dann sind die sportlichen und pekuniären Verlockungen doch zu groß. Zurück bleibt eine an sich höchst attraktive Liga, die aber einen völlig zerrissenen Spielplan mit wochen- bis monatelangen Pausen und in wenige Wochenenden gepressten Spielen aufweist.

Für den TSV Bad Königshofen bedeutet dies konkret vier Spiele innerhalb von zehn Tagen, davon ein Heimspiel. Nachdem der Auftaktsieg des TSV gegen Fulda (3:0), wenn auch ohne Zuschauer, wieder einige Euphorie ausgelöst hatte, folgte die Ernüchterung auf den Fuß, allerdings gegen zwei Großkaliber der Liga: 1:3 in Bremen und 0:3 im Pokal-Achtelfinale in Düsseldorf. Die zwei Gegner dieses Wochenendes sind kaum schwächer. Die TTF Ochsenhausen spielten jahrelang die zweite Geige hinter Borussia Düsseldorf. Und als man diese im Play Off endlich mal ausgeschaltet hatte, scheiterte man am 1. FC Saarbrücken. Schwalbe Bergneustadt, immer ein Kandidat für die Play Offs, gewann seine ersten zwei Spiele und verlor sein drittes: gegen Düsseldorf – mit 0:3 wie die Königshöfer.

Kilian Ort schrammte in Bremen denkbar knapp an einem Sieg gegen Kirill Gerassimenko vorbei. In Düsseldorf durfte er pausieren. Von Montag bis Donnerstag nahmen er und Bastian Steger an einem Lehrgang des DTTB-Nationalkaders in ihrem Wohnort Düsseldorf teil. „Ich habe da in zwei Tagen mehr trainiert als in den vier Wochen davor“, machte er am Mittwoch einen geschafften Eindruck. Ort und die zu seiner körperlichen Verfassung passende individuelle Trainingssteuerung sind so eine Sache. Der Lehrgang endete am Donnerstag nachmittag. Dann setzten sie sich in den Zug und fuhren nach Ochsenhausen. Abdel Salifou kam aus Saarbrücken mit dem Auto, Filip Zeljko und Coach Koji Itagaki aus Bad Königshofen ebenfalls. Nach einer Übernachtung geht’s gemeinsam ins Grabfeld zum Spiel gegen Bergneustadt.

Kilian Ort schwört ja nicht gerade auf die Aussagekraft von Weltranglisten-Platzierungen. Doch vor Ochsenhausen führt er diese selber ins Feld: „Irgendwo sieht man schon, mit welchem Gegner wir es zu tun haben. 6 (Hugo Calderano), 19 (Simon Gauzy) und 27 (Kanak Jha) und wir 125 (Steger),  179 (Salifou), 198 (Ort) und 276 (Zeljko). Das ist schon ein Brett, das wir vor uns haben. Alle drei zieht es nach China. Ich gehe deshalb davon aus, dass sie alle drei gegen uns spielen.“ Die beiden Finalisten von April, Ochsenhausen und Saarbrücken, sowie Bergneustadt sind auch die einzigen TTBL-Teams, gegen die der TSV noch nie gewonnen hat. Wir werden aber in Ochsenhausen ebenso alles geben wie am Sonntag daheim gegen Bergneustadt, wo endlich der Groschen mal fallen soll.“

Und als er „endlich wieder mal vor Zuschauern“ hinzufügt, hellt sich sichtbar seine Stimme auf. „Natürlich freuen wir uns auf unsere Zuschauer, wenn wir auch bedauern, dass nicht mehr als 120 rein dürfen. Wir werden auch für die kämpfen, die zuhause am Bildschirm mitfiebern.“ Von diesem Gegner schätzt Kilian Ort besonders Benedikt Duda, wie er selber ein „Eigengewächs“ des Vereins. Es ist für diese beiden ein Alleinstellungsmerkmal in der TTBL. „Sie haben sich mit Stefan Fegerl einen ausgesprochenen Blockspezialisten dazu geholt, gegen den es sehr unangenehm ist zu spielen, weil er extrem viele Bälle auf den Tisch spielt. Alvaro Robles tut das natürlich auch.“ Der Linkshänder aus Spanien ist amtierender Vizeweltmeister im Doppel. „Er spielt sehr intelligent. Dazu kommt, dass ihr Trainer Lei Yang auch beim DTTB in Düsseldorf angestellt ist. Er sieht Bastian und mich Tag für Tag beim Training und wird das für seine Mannschaft zu nutzen wissen. Wir sind aber voll motiviert, um von diesem Wochenende was mitzunehmen.“

Anmerkung 09.10.2020:
Aufgrund einer Corona-Infektion im Umfeld des TTF Liebherr Ochsenhausen wurde das für Freitagabend angesetzte Spiel abgesagt. Ein Ersatztermin steht noch nicht fest.