Saisonstart ohne Gefühlsexplosionen

TTBL

TTBL-Auftakt-Derby gegen Fulda ohne Zuschauer trifft den TSV doppelt hart – Zwei Genickschläge in kürzester Zeit – Warum Corona fern und gefühlt doch ganz nah ist

Bad Königshofen (rd) Eine Woche vor dem Saison-Auftaktspiel, dem Derby gegen den TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell, können die Verantwortlichen beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen nur eines als sicher feststellen: Noch nie war eine lang-, mittel- und kurzfristige Vorbereitung auf eine Saison von so vielen Unwägbarkeiten und sich ständig ändernden Voraussetzungen begleitet wie diese vor der Saison 2020/21. Die sicherste Komponente für einen geordneten Spielbetrieb war jene, die man eigentlich als die schwierigste erwartete: Die Zusammenstellung des Budgets, mit dem man aus wirtschaftlicher Sicht die Saison überstehen kann. Dabei zahlte sich die vertrauensvolle, über die Jahre gewachsene  Zusammenarbeit der Tischtennisabteilung, vor allem in Person vom Manager und Geschäftsführer Sport der TT Bad Königshofen GmbH Andy Albert, mit den Partnern aus. „Fast alle haben ihr Engagement der Vorsaison bestätigt, manche sogar eine Schippe drauf gelegt“, freut der sich. „Ein paar wenigen, die heuer nicht mitmachen konnten, halten wir umgedreht die Treue und bringen unsererseits die selbe Gegenleistung, egal ob per Annonce in der Saisonzeitung, Transparent in der Halle oder Sonstiges, wie bisher.

Vorausgegangen war der überraschende Verlust des japanischen Spitzenspielers Mizuki Oikawa. Ihn entließ man auf seine Bitte hin aus seinem erst im Winter bis Saisonende 2020/21 verlängerten Vertrag angesichts der weltweiten Corona-Pandemie. Das war Mitte März. Bis dahin war neben Oikawa, Kilian Ort, Bastian Steger und Filip Zeljko sogar ein eventueller fünfter Spieler im Gespräch. Ein besonders für das Doppel interessanter Linkshänder sollte es sein. Dann erledigte sich dieses Thema von alleine. Mit den vorhandenen Mitteln reichte es nur zu einem Ersatz für Oikawa. Man schenkte dem Franzosen Abdel-Kader Salifou das Vertrauen. Und Andy Albert beobachtete ganz genau die persönliche Entwicklung von Filip Zeljko, der in den zwei Jahren in der 2. Bundesliga sehr wohl überzeugte, in den drei Spielzeiten in der TTBL aber keine Bäume ausriss. „Er hat die Zeit genutzt und gewaltige Fortschritte gemacht“, stellt Albert mit Genugtuung fest, an ihm festgehalten zu haben. Dies schließt er aus Videos und Ergebnissen diverser Turniere und den Berichten der Informanten innerhalb seines Netzwerks.

Nun erreichte ihn diese Woche ein Anruf eines seiner Spieler, er sei Corona-positiv getestet worden, müsse zwei Wochen in Quarantäne und falle deshalb für das erste Spiel gegen Fulda aus. Die TTBL schrieb diesbezüglich auf ihrer Homepage: „Zwei Spieler aus der TTBL sind positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet worden. Die beiden Profis des 1. FC Saarbrücken TT und des TSV Bad Königshofen befinden sich derzeit in Quarantäne.“ Die Ansteckung, so die TTBL, soll bei einer gemeinsamen Trainingseinheit in Saarbrücken erfolgt sein. „Weitere Spieler, die mit den beiden in Kontakt traten, werden derzeit nun getestet. Der erste Spieltag kann nach derzeitigem Stand wie geplant stattfinden. …Um die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Spieler zu schützen, verzichtet die TTBL auf die Bekanntgabe der Namen. In der Abstimmung der Maßnahmen stehen die beteiligten Vereine in engem Kontakt mit den zuständigen Gesundheitsämtern und Ordnungsbehörden. …Sollten sich allerdings zwei oder mehr Spieler eines Vereins in Quarantäne befinden, kommt es zu einer Verlegung des betroffenen Mannschaftskampfs.“

Mit dem Schutz der Persönlichkeitsrechte ist es nun, was den Spieler des TSV Bad Königshofen betrifft, nicht weit her. Wer sich in der Materie ein bisschen auskennt, weiß, dass nur einer der vier TSV-Spieler regelmäßig in Saarbrücken im Tibhar-Tischtennis-Zentrum und nur dort trainiert nämlich der Neuzugang Abdel-Kader Salifou. Sein Einstand in Bad Königshofen wird sich also mindestens bis zum zweiten Spiel, ebenfalls daheim, gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt, verzögern. Laut Andy Albert  wird sich die Mannschaft ohne Salifou am kommenden Dienstag in Bad Königshofen treffen und sich hier im Training auf das Auftaktspiel vorbereiten. Man überlege noch, obwohl es keine Verdachtsmomente gibt, sie vorher testen lassen. „Sind sie negativ, haben sie von daher wenigstens den Kopf frei. Und wenn noch einer positiv ist, würde das Spiel eh verschoben werden.“

Wie aber sieht es mit der Zuschauer-Präsenz in der Halle aus? Die Antwort hierfür scheint mit Schreiben des Landratsamts Rhön-Grabfeld vom 20.08.2020 als Antwort auf zwei Anträge des TSV inklusive Hygienekonzept vom 12. und 19.08. fest gemeißelt. In diesem heißt es u.a. „… Genehmigung erteilt, o.g. Heimspiel am Sonntag, 06.09.2020 ohne Zuschauer austragen zu dürfen.“ Die vorher vom TSV genannten 300 Zuschauer waren demnach Wunschdenken. Während nach Vermessungen in der Halle bei 1,50 m Abstand zu den jeweils nächsten Sitzplätzen die Minimalzahl von 158 Plätzen, zu erhöhen bei mehreren Familienmitgliedern, real den gängigen Anforderungen entsprächen. Zum Vergleich: Düsseldorf darf zur selben Zeit vor 300 Zuschauern spielen.

Kilian Ort in seinem Blog mit der Überschrift „Saisonstart ohne Gefühlsexplosionen“ zur Situation leere Halle: „Eine leere Halle, das trifft den Verein finanziell. Wir Spieler haben auf einen erheblichen Teil des Gehalts verzichtet, damit der TSV das Budget stemmen kann. Uns als Mannschaft wird die fehlende Unterstützung von den Rängen besonders hart treffen. Wir hatten nicht nur den zweitbesten Schnitt der Liga, sondern können uns des Supports unseres Fanclubs sowie unserer Anhänger stets sicher sein. Unser Heimvorteil ist somit weg. Andererseits möchte ich zurzeit auch nicht in der Haut der Politiker stecken.“ Andy Albert definiert die Situation so: „Wir dürfen pro Mannschaft mit Spielern, Trainern, Betreuern, Physios, Ärzten maximal zehn Personen rein lassen, dazu die Auf- und Abbau-Helfer, Medienvertreter und das Personal für die Bedienung des Livetickers und des Livestreams. Ausnahmegenehmigungen kann und darf es nicht geben, sonst kommen wir in Teufels Küche.“