Weltklasse in Bad Königshofen – was Sportjournalisten dazu sagen

TTBL

Bad Königshofen (bek) Bundesliga-Tischtennisspiele am Sonntag in der Bad Königshöfer Shakehands-Arena sind stimmungs- und emotionsgeladene Nachmittage auf höchstem sportlichem Niveau. Wie nehmen eigentlich Leute, die von Berufs wegen oder als freie Mitarbeiter regelmäßig über regionale oder auch überregionale Sportveranstaltungen berichten, die Spiele des Bad Königshöfer Bundesligisten wahr? Wir haben sieben Sportjournalisten befragt und sie gebeten ihre „emotionale Erlebniswelt“ in der Shakehands-Arena niederzuschreiben. Bis auf Andreas Liebmann von der Süddeutschen Zeitung haben alle geantwortet. Liebmann fand es allerdings in Anbetracht oft gähnend leerer Tischtennishallen „höchst beachtlich und anerkennenswert“ was das TSV-Team um Andy Albert auf die Beine stellt, wollte sich zu seinen Emotionen jedoch nicht äußern, da er eine gewisse „journalistische Distanz“ wahren wollte. Dafür haben wir natürlich Verständnis.

Auch wenn jeder die Schwerpunkte für die tolle Stimmung bei den Heimspiele ein bisschen anders bewertet: Unterm Strich kommt in den Meinungen der Journalisten die Einmaligkeit der Atmosphäre in der Shakehands-Arena und innerhalb der TTBL deutlich zum Ausdruck. Es ist das Ergebnis einer harmonischen, aber steten Vorwärtsentwicklung. Management, sportliche Leitung und Mannschaft, eine nachhaltige Nachwuchsförderung, die große Helferschar bei den Heimspielen und nicht zuletzt begeisterungsfähige und vorbildlich faire Fans, alle ziehen an einem Strick. Dies soll auch in den derzeit nicht einfachen Zeiten und in der Zukunft so bleiben.

Hier die Stimmen der sechs weiteren Journalisten:

 

Michael Nöth (Main-Post Redaktionsleiter Rhön):

Sonntagnachmittag – Tischtennis in Bad Königshofen. Seit mehreren Jahren ist das für mich ein Fixpunkt. Nicht nur im redaktionellen Terminkalender, auch im familiären. Das schnelle Spiel an den blauen Platten begeistert auch meine Frau. Sie ist stete Begleiterin in der Shakehands-Arena – aus Interesse an diesem Sport und dem guten Kuchen an der Kaffeebar. Atemberaubende Ballwechsel, unglaubliche Reaktionen, psychische Höhen und Tiefen, physische Höchstleistungen, jeder Punkt zählt. Das ist das, was Tischtennis auf Bundesliga-Niveau ausmacht. Und das ist genau das, was der geneigte Zuschauer beim TSV Bad Königshofen seit geraumer Zeit geboten bekommt. Mehr noch: Die Verantwortlichen der Tischtennisabteilung sind echte Überzeugungstäter. Für sie ist es das Größte, wenn ihr Team mit den ganz Großen dieses Sports auf Augenhöhe mithält. Genauso hoch aber bewerten sie die Reaktionen ihres Publikums. Immer schön zu verfolgen, wenn Manager Andy Albert mit seiner Schlägermütze durch die Halle tigert, da ein Pläuschchen hält, dort einen neuen Kontakt knüpft. Und schon gibt es wieder eine Extra-Geschichte zu schreiben. Tischtennis in Bad Königshofen ist immer für Überraschungen gut.

 

 

Rudi Dümpert (Rhön- und Saalepost, Main-Post):

Ich bin Königshöfer und spielte früher selber beim TSV Tischtennis. Deshalb empfand ich vor sieben Jahren, als ich die Berichterstattung über die 1. Mannschaft übertragen bekam, eine besondere Herausforderung. Ich ging davon aus, dass ich aus Gründen der journalistischen Regeln, Distanz und Neutralität, auf jedwede Emotionalität verzichten müsse. Während der Spiele bin ich wie in einem eigenen Tunnel. Über Siege freue ich mich nach innen, Niederlagen schmerzen deshalb nicht wirklich, weil mein Erwartungshorizont sehr bescheiden ist und ich die sportliche Leistung an sich mit Genuss verfolge. Bald merkte ich, dass ein Bericht über ein TTBL-Spiel in dieser besonderen Atmosphäre der Shakehands-Arena ohne Emotionalität nicht authentisch sein kann. Wer selber dort war, würde sie vermissen, wenn er auf Resultate und ihr Zustandekommen reduziert wird. Ich meine, die Stimmung darf, ja soll mit rüber kommen, weil Emotionen Teil des Spiels sind und es in entscheidenden Momenten in diese oder jene Richtung kippen kann. Emotionalität und Neutralität schließen einander nicht aus.

 

Daniel Rathgeber (Main-Post Redaktionsleiter Sport):

Ich muss gestehen: Vor Ort in der Shakehands-Arena bin ich selten. Sonntagnachmittags passiert im Rhön-Grabfelder Lokalsport zu viel, über das genauso berichtet sein will wie über Bundesliga-Tischtennis. Nah dran am Geschehen bin ich wohl. Ticker und Stream laufen vom ersten Aufschlag bis zum letzten Gewinnschlag. Klar: Vor dem Bildschirm zu sitzen ist nicht das Gleiche wie nur einige Schlägerlängen vom Tisch entfernt. Ballwechsel und Spielstände lassen sich über das Internet transportieren, Gefühle eher nicht. Und doch ist diese kraftvolle Wechselwirkung zwischen Mannschaft und Zuschauern auch aus der Ferne spürbar. Die das eigene Team antreibt und das gegnerische beeindruckt. Und die Spiele des TSV Bad Königshofen so besonders macht.

 

 

Norbert Geier (Radio Primaton):

„Erlebniswelt Shakehands-Arena…“
…so möchte ich meine Eindrücke komprimieren. Seit zwei Jahren erlebe ich „TTBL in KÖN“. Zunächst rein als Zuschauer mit meiner Familie – und schon beim ersten Mal war klar: „da kommen wir wieder“. Da stören auch nicht 45 km Anreise. Die Stimmung in der Halle mit einem absolut fachkundigen, fairen Publikum. Viele begeisterte Fans, toller Sport, Bundesliga! Aber es geht alles familiär zu. Dazu noch: keine abgehobenen Funktionäre und eine tolle Mannschaft, die alles andere als fränkische Provinz sondern Weltklasse verkörpert, aber nicht unnahbar ist. Ein Hauptsponsor aus Japan, Weltklassespieler im eigenen Team und beim Gegner, drücken eigentlich alles aus. Für mich ist es jedes Mal ein tolles Erlebnis, dass ich hoffentlich auch bei den Einblendungen und Nachberichten gut rüber bringe.  KÖN heißt für mich auf „fränggisch“: Könnt Öfters Nauf!

 

Frank Reichardt (TV Mainfranken):

Spiele in der Shakehands-Arena haben für mich immer ein leichtes Hollywood-Gefühl. Nach dem Aufstieg gab es oft den Kampf David gegen Goliath, junges Außenseiter Team trifft auf zigfachen Titelträger. Die Erfolgsaussichten: gleich Null. Wenn nun aus dem vermeintlichen Scheitern ein Heldenepos wächst, dann ist die Leinwand oder eben die Tischtennisplatte nicht weit. Spitzensport, wie er in Bad Königshofen geboten wird, ist einfach immer packend. Selbst wenn das Happy End ausbleibt, der Unterhaltungsfaktor ist schwindelerregend hoch. Eine Saison ist wie ein Kinojahr, voller Dramen und nervenzerfetzender Thriller – Überlänge nicht ausgeschlossen. Ich wünsche dem Verein, dass er noch lange mit seiner Manpower, der Liebe zum Sport und der Verbundenheit zur Region, diese sonntäglichen Blockbuster liefert. Rollt den Teppich aus.
And the Oscar goes to…TSV Bad Königshofen!

 

 

Jochen Breyer (Moderator ZDF):

Bad Königshofen ist der Beweis, dass 1.000 Fans so laut sein können, als seien 10.000 in der Halle – mindestens. Die Stimmung ist großartig! Ich bin ja vor allem in großen Fußballarenen unterwegs, ob in Mailand oder Madrid (Hauptsache Italien!), aber dennoch hat mich die Atmosphäre im „kleinen“ Bad Königshofen wirklich gepackt. Genauso wie der Sportsgeist der Königshofener: Es gab Sprechchöre für Timo Boll, den Star der gegnerischen Mannschaft, er wurde minutenlang gefeiert. Toll! Dazu das Gefühl, einem Familienfest beizuwohnen, weil sich fast alle kennen und viele mit anpacken. Diese Mischung aus hochklassigem Sport und familiärer Atmosphäre macht die Heimspiele von Bad Königshofen zu einem ganz besonderen Erlebnis.