Der Bock steht noch in Fulda

TTBL

Der TSV bezieht seine fünfte Niederlage in Folge und kann wieder nicht gegen Fulda gewinnen

Bad Königshofen (rd) Noch nie konnte der TSV Bad Königshofen gegen Fulda gewinnen. Und auch diesmal konnte man den Bock nicht umstoßen, wobei vieles dagegen, aber auch einiges dafür gesprochen hatte. Gewiss: Kilian Ort war wieder nur als Fan dabei, sogar im erneut vollen Fanbus, in dem er die Insassen über den Stand seiner Verletzung informierte. Einschwören auf lautstarke Unterstützung musste er sie nicht. Die war im Preis inbegriffen. Fast noch einmal so viele kamen mit dem PKW. Die emotionaleren, in den prickelnden Phasen auch geduldigeren und treueren Fans waren die etwa 100 TSV´ler. Die glücklicheren Spieler waren am Ende aber die des Drittletzten. Deren Trainer, bedingt durch seinen breiteren Kader, zudem einige überraschende Karten bei der Aufstellung ausspielte. Die nicht unbedingt stechen mussten, aber stachen. Und am Ende des fünften Satzes im Entscheidungsdoppel erging es den Gästen schon wieder wie dem Schafkopfer, der mit 60:60 verloren hatte, weil er Anspieler war. Irgendwie war es aber doch ein Ein-Mann-Sieg des Tomislav Pucar.

Im Eröffnungs-Einzel brachte der Abwehrspezialist Ruwen Filus trotz starker Erkältung Fulda in Führung, weil der Ort-Vertreter Filip Zeljko erst nach zweieinhalb Sätzen, bei 6:11/3:11 und 0:6 sein Spiel und vor allem seine Einstellung umstellte und mutiger spielte. Ein völlig anderer Zeljko gewann diesen Satz noch 11:8. Doch Filus rettete sich im  vierten mit letzten Kräften zum 11:8 – und 1:0 für Fulda. Das letztlich ebenso planmäßig eintraf wie Bastian Stegers Sieg gegen den taktischen Zweier Fan Bo Meng, halb so alt wie er: Also 1:1 zur Pause und danach das Schlüsselspiel der beiden taktischen Dreier Tomislav Pucar gegen Mizuki Oikawa. Denn so viel war zu dem Zeitpunkt schon klar per Eintrag in der Spielbericht: Fulda wechselte Filus aus und den Drittligaspieler und ehemaligen Nationalspieler Thomas Keinath für ihn an Position 1 ein. Den sollte Steger doch schlagen können, obwohl er eine negative persönliche Bilanz gegen ihn hatte.

Gewänne also Oikawa gegen Pucar, den er im September im Pokal noch im Griff hatte, dann wäre jener Bock umgestoßen. Doch der Japaner spielt zurzeit nicht in der Verfassung wie damals, was sich in den ersten beiden Sätzen schon andeutete. Nach 4:0-Führung gab er den ersten Satz mit 9:11 ab, den zweiten gar mit 5:11. Die Schlinge um den Hals zog sich immer enger zu. Headcoach Itagaki überstrapazierte die Wechsel- und Time-out-Minuten, mit Duldung der Schiedsrichter. Oikawa gewann den dritten Durchgang mit 11:8. Doch im vierten zwang Pucar dem kleinen Japaner sein Spiel wieder auf, düpierte ihn immer wieder, indem er seine Vorhand umlief und mit seiner Schokoladen-Rückhand die Entscheidung suchte: 8:11 – 1:2 – Schlüsselspiel verloren – Steger in die Box gegen Keinath.

Dem geht der Ruf eines Tischtennis-Verrückten im positiven Sinn voraus, dem Betreiber einer Tischtennisschule und Sparringspartner von Timo Boll. Er hatte erst am Vormittag von seinem Einsatz erfahren, war aber schon des Öfteren auch ein erfolgreicher Ersatzmann. Heraus aus der Box kam der „Basti“ mit einem 3:0-Sieg, wobei es den Beiden gelang, den Klasse-Unterschied durch gelegentliches Umschalten in den Show-Modus zu kaschieren. Die Zuschauer „spielten mit“, nahmen die Show dankend an. Steger gewann zu 4 und zu 3, drehte im dritten Satz ein 5:9 zum 13:11 und 2:2-Ausgleich der Partie.

Jetzt kam es also doch, das entscheidende Schlussdoppel, das die Königshöfer vermeiden und die Fuldaer erreichen wollten. Gegen die selten erprobte Rechts-Links-Händer-Kombination Pucar/Fan Bo Meng ging es für Oikawa/Zeljko, die auch erst zwei Mal (1:1) diese Saison gemeinsam am Tisch waren. Die Vorzeichen standen für eine völlig offene Partie: Zwei Top-100-Spieler (Pucar 32., Oikawa 99.) mit zwei zwischen 400 und 500. Doch es entwickelte sich keineswegs so, dass die Arrivierten die Führungsrolle übernahmen. Vielmehr traten sowohl Meng als auch Zeljko aus dem Schatten ihrer relativen Namenlosigkeit heraus und zogen ihrerseits die vermeintlichen Führungsspieler mit. In den entscheidenden Endphasen der fünf Sätze tauschten sie aber wieder die Rollen. Wobei die Comebacks von Pucar spektakulärer und erfolgreicher waren als die von Oikawa, der zwischendurch „wie gelähmt“ (O-Ton Andy Albert) wirkte und sich keine langen Bälle mehr traute. Symptomatisch war, dass Filip Zeljko, der mit einigen sensationellen Bällen zwischendurch immer wieder mal geglänzt hatte, es sich nicht nehmen ließ, die letzten drei entscheidenden Bälle der gesamten Partie zu verschlagen.

Ergebnisse:
Ruwen Filus – Filip Zeljko               3:1 (11:6/11:3/8:11/11:8)
Fan Bo Meng – Bastian Steger       1:3 (13:11/11:5/8:11/11:4)
Tomislav Pucar – Mizuki Oikawa    3:1 (11:9/11:5/8:11/11:8)
Thomas Keinath – Bastian Steger  0:3 (4:11/3:11/11:13)
Pucar/Meng – Oikawa/Zeljko        3:2 (12:10/7:11/11:9/5:11/11:7)
Zuschauer: 450