Prüfung in drei Akten

TTBL

Der TSV gastiert am Freitag beim Deutschen Meister in Ochsenhausen

Bad Königshofen (rd) Die ersten sechs Spiele dieser dritten Bundesligasaison waren, wie man es auch sehen will, der lange Anlauf des TSV Bad Königshofen (2./10:2) zu einem dreiteiligen Gewaltakt: Diesen Freitag bei den Tischtennisfreunden Ochsenhausen, dann am Sonntag, den 27. Oktober gegen Borussia Düsseldorf in eigener Halle und danach am Sonntag, den 17. November erneut zuhause gegen den 1. FC Saarbrücken TT. Dies sind die drei Topfavoriten auf den diesjährigen Titelgewinn. Ochsenhausen (7./8:4), das seinen Double-Gewinn, Meister und Pokalsieger, der vergangenen Saison wiederholen bzw. bestätigen möchte. Düsseldorf (3./10:2), der 29-fache Deutsche Meister, der seine Vorherrschaft im deutschen Tischtennis wiederherstellen will. Und Saarbrücken (1./10:2), das nach der Finalteilnahme und der erneuten Verstärkung des Kaders endlich zum großen Wurf auszuholen bereit ist.

Mitten drin im Karpfenteich schwimmt die Mannschaft von Headcoach Koji Itagaki bisher auf einer Erfolgswelle, wäre, wenn sie komplett geblieben wäre, vermutlich alleiniger, ungeschlagener Tabellenführer. Mit Kilian Ort wäre die Niederlage in Bremen vermeidbar gewesen. Daran zeigt sich aber auch schon die Verwundbarkeit des vormaligen Underdogs, bei dem sich Ort und Oikawa gegenüber der Vorsaison noch einmal verbessert haben und mit Bastian Steger einen kongenialen Leader zur Seite gestellt bekamen. Doch selbst ohne Kilian Ort gelangen mit Filip Zeljkos Mithilfe im Doppel der 3:2-Sieg gegen Neu-Ulm und „zu zweit“ der 3:1-Sieg gegen Bergneustadt: Zwei Siege Steger, einer Oikawa. Zumindest das Thema „Klassenerhalt“ dürfte damit ad acta gelegt sein.

Wie es um Kilian Ort aussieht? Spielt er? Spielt er nicht? Oder ist es noch offen? Seine Antwort hätte kurzsilbiger nicht sein können: „Gegen Ochsenhausen keine Chance.“ Was er unmissverständlich auf die Wahrscheinlichkeit seines Mitwirkens verstanden haben wollte, nicht auf die Aussichten seiner Mannschaft. Ob das verbliebene Trio dann wirklich Möglichkeiten zum ersten Sieg im fünften Vergleich gegen den amtierenden Deutschen Meister haben wird? Die Papierform lässt kaum eine Nuance von Chance offen. Freilich können sowohl Bastian Steger als auch Mizuki Oikawa an einem guten Tag jeden Gegner dieser Liga schlagen. In diesem Fall müssten aber zu viele Eventualitäten auf einmal zusammentreffen. Nicht den Hauch einer Chance ließen die Referenzen der vier besten Ochsenhausener zu. Alle vier stehen weit vor den besten Königshöfern (Oikawa 96., Steger 104.) in der Weltrangliste. Hugo Calderano, Brasilianer, WR 6., Simon Gauzy, Franzose, WR 20., Stefan Fegerl, Österreicher, WR 70. und Jakub Dyjas, Pole, WR 73.) bilden das favorisierte Team. Das am Saisonanfang etwas schwächelte, 0:3 gegen Saarbrücken, 1:3 in Fulda, und sich mitten in der Aufholjagd befindet, zuletzt 3:1 in Bremen gewann.

Was die bisherigen Saison-Bilanzen betrifft, liegen die Königshöfer Steger (8:2) und Oikawa (5:1) leicht vorne. Die Bedingung von vor der Saison, „wenn sie gesund bleiben, können sie als Team jeden schlagen“, wäre mit „vor eigenem Publikum“ zu erweitern. Aber darauf können sie in der oberschwäbischen Kleinstadt, ca. 50 km nördlich des Bodensees, nicht bauen. Auch in der Liebherr-Arena, einer top-modernen Tischtennishalle, denken die Fans noch im Meister-Modus, werden international mit Championsleague-Spielen verwöhnt. Die Tischtennisfreunde waren vier Mal Deutscher Meister (97/00/04/19), vier Mal Pokalsieger (02/03/04/19) und zwei Mal ETTU-Pokalsieger. Die Meistermannschaft ist komplett zusammen geblieben.

Mit dem TT-Leistungszentrum, 2012 eröffnet, haben die TTF neue Wege beschritten. Hier trainieren neben Vereinsangehörigen und talentierten Spielern der Region auch die TTF-Profis. Darüber hinaus bilden professionelle Trainer im Liebherr Masters College regionale, nationale und internationale Talente aus (u.a. die ehemaligen TSV´ler Joao Geraldo und Bence Majoros) und verleihen sie bei Erfolg an Partner-Vereine mit dem Ziel, diese später ins eigene TTBL-Team zu integrieren. Calderano, Gauzy und Dyjas sind aus diesem LMC hervorgegangen. Zumal ohne Kilian Ort wird die Reise nach Ochsenhausen auf jeden Fall zur Ochsentour für den Tabellenzweiten. Ein Sieg des TSV käme einem Erdrutsch in der Hierarchie des deutschen Tischtennis gleich. Eine Niederlage wäre kein Beinbruch.