Zwei dicke Freunde gegeneinander

TTBL

Warum Kilian Ort hofft, dass ihn Bastian Steger und Mizuki Oikawa mit durch zerren

Bad Königshofen (rd) Der TSV Bad Königshofen hatte mit dem ASV Grünwettersbach in der Tischtennis-Bundesliga immer harte Nüsse zu knacken, was ihm selbst nach hartem Ringen nicht gelang. Trotz der Verstärkung durch Bastian Steger steht das Team um den Lokalmatador Kilian Ort auch diesmal vor einer Riesen-Hürde. Die Mannschaft aus dem Karlsruher Stadtteil wurde nämlich trotz des Abgangs von Nationalspieler Ricardo Walter nach Düsseldorf eher noch stärker als in den vergangenen Jahren. Vom TTC Fulda-Maberzell wurde nämlich der Abwehrkünstler Wang Xi verpflichtet, mit dem die Königshöfer bisher gar nichts anzufangen wussten. Und aus Saarbrücken kam der junge Däne Tobias Rasmussen, weil man dort vermeintlich noch stärkere Kaliber hat. Und was machte dieser Rasmussen in seinem ersten Spiel: Er gewann gegen den frisch gebackenen Vizeweltmeister Mattias Falck mit 3:1.

Die Gäste haben den Königshöfern auf jeden Fall voraus, dass sie sich in dieser Saison schon an Tischtennis-Krimis gewöhnen konnten, während gleichzeitig die TSV´ler vergleichsweise leichtere Aufgaben zu lösen hatten beim 3:0 gegen Grenzau und 3:1 in Jülich. Den ersten Krimi verlor Grünwettersbach gegen den SV Werder Bremen mit 2:3, trotz 2:0-Führung, trotz Rasmussens Sieg gegen Falck. Wang Xi bezwang noch Hunor Szöcs, das Entscheidungsdoppel Qiu/Rasmussen verlor 2:3. Den nächsten Krimi gewann der ASV mit 3:2 gegen den Neuling TTC Neu-Ulm. Hier punkteten Wang Xi, Dang Qiu und das Doppel Qiu/Rasmussen.

Immer wenn es mit seinem Heimatverein gegen Grünwettersbach geht und davor gegen Frickenhausen und Obererlenbach ging, war es für Kilian Ort ein besonderes Spiel. Der Grund: Bei diesen beiden Vereinen spielte bzw. spielt sein Freund Dang Qiu, mit dem er seit der Schüler-Nationalmannschaft zusammen im Team, im Doppel und im Doppelzimmer war. Zurzeit sind sie auch Mitglied der Sportförderkompanie der Bundeswehr in Dortmund und besuchten diese Woche einen Lehrgang in Sonthofen. „Wir haben dementsprechend eingeschränkte Möglichkeiten zum Training hier.“ Hinzu kam noch, dass „ich in der vergangenen Woche das eine oder andere Schulterproblemchen hatte. Ich hoffe aber, es sollte klappen bis Sonntag.“

Der spezielle TSV-Teamgeist konnte also nicht sonderlich gepflegt werden. „Der Basti hat geheiratet, der Mizuki war in Japan.“ Grünwettersbach bedeutet aber auch für Stammbesucher in der Shakehands-Arena Erinnerung an einen nur in Insider-Kreisen bekannten Spieler, der in der vergangenen Saison als Ersatzmann mit nach Bad Königshofen gebracht und nach der ersten Runde eingewechselt wurde. Es war der Springfloh Sathiyan Gnanasekaran (50 kg, 1,68 m) aus Indien, gegen den Kilian Ort kein Bein auf den Boden brachte. Ein „absoluter Vorzeigeprofi“, so die Aussage vom ASV, „der sich in seinem zweiten Jahr bei uns gegen starke Konkurrenz in der TTBL auf Olympia 2020 in Tokio vorbereiten will.“ Von ihm weiß, Kilian Ort aber und ist bestimmt nicht traurig deswegen, dass „er nicht mitkommt, sondern in Asien zu einem Turnier antreten muss.“

Wang Xi dagegen „hat uns das eine oder andere Mal schon zur Verzweiflung gebracht. Es wird sicherlich sehr schwer werden ihn zu schlagen. Wir werden aber unser Bestes probieren.“ Zu Tobias Rasmussen: „Der ist mit dem Sieg gegen den Vizeweltmeister angekommen in der ersten Liga. Gegen den Dang Qiu müssen wir natürlich gewinnen“, sagte Kilian Ort erst ganz ernst im Ferngespräch, lachte dann aber: „Nein Quatsch, Dang, willst du was dazu sagen?“ Natürlich waren die beiden Kumpels auch in Sonthofen auf einer Bude, und so kam aus dem Hintergrund nur: „Ich? Ich freue mich einfach auf den Sonntag.“ Und Kilian Ort weiter: „Unsere Duelle sind ja bekannt.“ Es waren immer Duelle auf Augenhöhe dieser Beiden, die nach dem Abitur voll auf den Profisport gesetzt haben: Auf Turnieren, in der Liga und im Training mit ausgeglichener Bilanz. Lange war Ort seinem Freund im Ranking ein Stückchen voraus. Momentan hat Dang die Nase vorne.

Was die Sache etwas speziell macht: „Uns sind die Gegner bekannt, wir den Gegnern aber auch. Deshalb gehe ich davon aus, dass es ein enges Spiel wird und mich meine zwei Teamkollegen mit durch zerren werden.“ Und was Dang Qiu nicht mitbekommen sollte, schrieb Kilian Ort nach dem Gespräch: „Dang ist mittlerweile Top-100-Spieler und das ist er komplett verdient. Außerdem ist er meiner Meinung nach die Zukunft des Tischtennissports.“ Wie die Zukunft des Quartetts Ort/Steger/Oikawa/Zeljko in dieser Saison aussieht, darüber lässt sich nach diesem Spiel schon etwas mehr vermuten. Sicher ist indes der Hinweis für die Zuschauer das es diesmal länger dauern wird als beim Saisonauftakt gegen Grenzau.